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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Niamh O'Connor
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aus Holz, und die Wände waren kalt, hart und glatt. Stahl. Erst als er dagegentrat, stellte er fest, dass er nackt war. Der Scheißkerl hatte ihn ausgezogen. Was war das nur für ein Geruch? Putzmittel? Er hörte sich keuchen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Er dachte an einen Fall vor ein paar Jahren, bei dem zwei Brüder, Junggesellen, in ihrem Haus in Westirland ausgeraubt, gefesselt und hilflos zum Sterben zurückgelassen wurden. Ein Nachbar fand sie ein paar Tage später. Sie waren nicht verdurstet oder verhungert, sondern an kataleptischer Starre, also vor Furcht, gestorben. Wenn ich sterbe, dann kämpfend, und nicht, weil dieser hinterhältige Dreckskerl mir eine Todesangst eingejagt hat . »Du musst mich schon umbringen, du Arschloch«, versuchte er zu schreien, konnte aber die Zunge nicht bewegen. Denk nach, denk nach. Wie beim Ermitteln, setz das Bild zusammen. Er hob die Hand ein Stück und stieß gegen das harte Gehäuse.
    Auf einmal hörte er etwas. Er hielt die Luft an und versuchte, das Pochen des Herzschlags in seinen Ohren auszublenden. Schritte.
    Ein Schaben, ein Rattern wie von einem Karteikasten, ein Rollen von Rädchen auf einer Schiene, dann war er draußen und blickte in grelles Licht. Er blinzelte ein paarmal, und als seine Pupillen sich angepasst hatten, erkannte er, wo er war. Im Leichenschauhaus, auf der Stahlbahre einer der Kühlzellen. Er hörte das metallische Klappern eines fahrbaren Tisches, der zu ihm hingerollt wurde. Als er den Kopf drehte, um zu sehen, von wem, starrte er in ein Gesicht unter einer Kapuze.
    »Matthias«, sagte eine ernste Stimme. »Kennst du mich nicht?«
    Sexton schüttelte den Kopf.
    Der Mann war wie ein Mönch gekleidet. Jetzt schob er die Kapuze herunter.
    Sexton erkannte, wer er war – der Typ, der sich als Angies Bruder vorgestellt hatte, und außerdem, wie er jetzt schlagartig erkannte, Hawthornes Assistent, derselbe, der bei Ritas Autopsie geholfen hatte, nur ohne Bart.
    Er stöhnte, als alles sich auf einmal zusammenfügte, und sah, wie der Mörder ein Skalpell aus einer nierenförmigen Schale nahm. Er spürte die kühle, glatte Schneide am Halsansatz. Verzweifelt bewegte er den Kopf, würgte an dem Knebel und fühlte etwas Feuchtes über seinen Hals rinnen. Hatte er ihm die Kehle durchgeschnitten? Nein, sie war nur angeritzt. Wenn die Schlagader durchtrennt wäre, wäre ein Blutschwall hervorgeschossen. Es gab keinen Blutschwall.
    Sexton erstarrte, als ihm noch etwas anderes klar wurde. Wenn Angies Bruder im Leichenschauhaus arbeitete, hatte er nicht einbrechen müssen. Kein Alarm würde ausgelöst werden. Niemand würde kommen und nachsehen.
    Es war Freitagabend, und die ganze Nacht lag noch vor ihnen.

57
    Um 18.00 Uhr ging es auf dem Revier zu wie in einem Bienenstock. Jeder uniformierte Polizist, der auch nur einmal eine Frage an Nachbarn und Passanten gestellt, bei einer Vernehmung dabeigesessen oder eine telefonische Nachricht weitergeleitet hatte, war dort. Kondenswasser lief schon an den Wänden herunter und beschlug die Fensterscheiben. Weitere uniformierte Beamte tummelten sich im Flur und riefen immer wieder zur Zentrale hinein, ob es etwas Neues gab. Mac war ermordet worden, und nun verbreitete sich die Kunde, dass Gavin Sexton vermisst wurde. Alle Telefonleitungen waren besetzt, und sobald jemand auflegte, klingelte es wieder, dazwischen noch das Gedudel der Handys. In diese Lage platzte Jo hinein, als sie und Foxy von Sextons Wohnung zurückkamen.
    Dan stand an der Stirnseite des Einsatzraums neben Jenny Friar und hörte ihr nickend und mit verschränkten Armen zu, während sie ihn auf irgendwelche Punkte an der Kunststofftafel hinwies. Dave Waters hatte die Nase in eine Akte gesteckt, und Frank Black telefonierte, hielt sich das andere Ohr zu und sagte »Herr Minister« so oft und so laut, dass jeder mitbekam, wer am anderen Ende war. Merrigan gab gerade wieder die Geschichte zum Besten, wie seine Kollegen ihn reingelegt und ihn auf der ganzen Fahrt von seiner Wohnung zum Revier nicht in den Jux eingeweiht hatten, doch sobald die anderen merkten, dass er nur von sich selbst redete, wandten sie sich ab. Die Gespräche wurden leiser oder verstummten, als sich herumsprach, dass Jo zurück war. Dan ging zu einem Schreibtisch, setzte sich darauf und sah ihr abwartend ins Gesicht.
    Sie krempelte die Ärmel hoch. »Okay! Alle, die dieser Untersuchung nicht zugeteilt sind, gehen jetzt bitte.« Niemand rührte sich. »Ausschließlich
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