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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich
Autoren: Laura Wulff
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Haus an einer Fleecejacke Tierhaare entdeckt haben. Die Spurensicherung ist auf sie aufmerksam geworden, weil du kein Haustier besitzt und ausgesagt hast, die Jacke neu gekauft zu haben. Außerdem wurden Flecken von einer unbekannten Flüssigkeit auf deinem Kopfkissen und Fingerabdrücke gefunden, die erst noch untersucht und mit der Datenbank abgeglichen werden müssen. Du kennst das Prozedere ja. Unser Labor arbeitet auf Hochtouren.“
    Storm fand es frustrierend, dass nur ihre Reinigungskraft aufs Revier gebeten werden musste. Das zeigte das kümmerliche Ausmaß ihres gesellschaftlichen Lebens. Ihre letzte Beziehung hatte nicht lange gehalten, sie hatte sich vor einem Jahr von Gilbert Pinewood getrennt, und ihre Eltern Teresa und Jasper Harper kamen nie zu Besuch, weil sie eine „Hütte“, wie sie ihr Häuschen oft abfällig nannten, unter ihrer Würde fanden. „Ich habe wenig Hoffnung, dass er diesmal einen Fehler begangen hat. Bisher haben wir nie etwas Verwertbares gefunden. Gab es Einbruchspuren?“
    Malcolm schüttelte den Kopf. Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und nahm seinen Kaffeebecher, doch er hielt ihn nur fest und trank nicht. „Aber jeder Täter hinterlässt Spuren am Tatort und nimmt immer etwas mit.“
    „Du meinst Edmond Locards Austauschprinzip? Bei einem Kontakt von zwei Objekten kommt es zu einem Austausch von Partikeln?“ Storm zwinkerte. „Alles, was ich auf der Police Academy gelernt habe, habe ich anscheinend doch nicht verlernt.“
    „Wir archivieren alle Spuren, die wir an den verschiedenen Tatorten finden, und vergleichen sie untereinander, und irgendwann, da bin ich mir sicher, werden wir eine Parallele entdecken. Wir lauern. Irgendwann wird unser Moment kommen“, sagte er hoffnungsvoll, prostete ihr mit seinem Becher zu und nahm einige Schlucke.
    Der Killer jagte Frauen, und die Sonderkommission des PD, die für diesen Fall eingerichtet worden war, jagte ihn. Nur leider hatten sie bisher auch nicht die kleinste Spur des Perversen gefunden, sondern lediglich die Leichen eingesammelt, die er an den unterschiedlichsten Orten in und um Fort Twistdale für sie ablegte. „Der Commissioner hat mir bereits mitgeteilt, dass außer der in der Kaffeemühle keine weiteren Kameras in meinem Haus gefunden wurden.“
    „Glücklicherweise nicht.“ Er stellte den Becher auf die Warmhalteplatte und kramte in seiner nigelnagelneuen Aktentasche herum. Jedes Jahr kaufte er sich eine neue. Er konnte es sich leisten.
    „Das bedeutet, dass er mich durch eins der Fenster beobachtet haben muss. Vielleicht mit einem Feldstecher. Oder er stand unmittelbar davor, war ganz nah …“ Das Schlucken fiel ihr schwer. Ihr Speichel war auf einmal zäh wie Kaugummi, und sie musste an das flüssige Kerzenwachs denken, das der Killer seinen Opfern langsam einträufelte. Es verbrannte zuerst ihren Mund und verstopfte dann ihre Kehlen, bis der Tod sie schließlich von ihren Qualen erlöste.
    Warum nur wollte er unbedingt sie? Es gab viele andere Frauen, die in sein Beuteschema passten. Wieso hatte er sich ausgerechnet auf sie eingeschossen? Nun gut, wie alle Opfer hatte sie ebenfalls kurze Haare, weil das für sie die unkomplizierteste Frisur war, aber ihre waren nicht blondiert oder blond, sie trug sie so, wie sie waren: naturbraun. Durch die Pressekonferenzen und die Berichterstattung über die Ermittlungen musste er den Eindruck gewonnen haben, dass sie karrieregeil und tough war. Doch stark fühlte sie sich in diesem Moment überhaupt nicht. Der Anruf hatte sie komplett aus der Bahn geworfen.
    Eben noch war sie ermittelnde Beamtin gewesen – und im nächsten Moment stand sie direkt im Visier des Killers: als potenzielles Opfer.
    Damit hätte sie, obwohl sie schon seit Anbeginn in der Soko mitarbeitete, niemals gerechnet. Und die Seiten auf diese Art zu wechseln gefiel ihr ganz und gar nicht. Das machte sie zur Zielscheibe. Wie hatten sich die Frauen gefühlt, die nun auf dem Fort Twistdale Cementary lagen? Ein Mann war in ihre Intimsphäre, in ihren Mikrokosmos, ihren Kokon eingedrungen, hatte sie gewaltsam herausgerissen und ihre heile Welt auf immer zerstört.
    Malcolm riss sie nonchalant aus ihren Gedanken. „Hör auf zu grübeln und fang an zu arbeiten. Du hast schon den ganzen Morgen herumgetrödelt: einen netten Plausch mit dem Commissioner gehalten, Kaffee mit deinem Partner getrunken …“
    Er warf ihr ein kleines in Zellophan eingepacktes Päckchen zu, und sie fing es instinktiv auf.
    „Ein
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