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Opfer (German Edition)

Opfer (German Edition)

Titel: Opfer (German Edition)
Autoren: R. Bernard Burns
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was leihen. Aber in Tehuantepec müssten fünfhundert Dollar ewig reichen …«
    Ewig. Mein Gott! Was hatte sie für Vorstellungen? Und sie würde dort womöglich immer glücklich aussehen. Hilfe!
    »Was hast du, Chéri?«, fragte sie und spitzte die rosa Lippen zu einem auslöschbaren Schmollmund. »Was ist?«
    »Nichts.« Kein Zurück jetzt … »Sag es ihm. Heute noch.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ja, ich meine es«, erwiderte er leicht schroff.
    »Du liebst mich?«, fragte sie leicht gereizt.
    »Lisa!«
    »Entschuldige, entschuldige, Chéri. Es ist nur, dass ich« – sie schaute nachdenklich drein – »so glücklich bin. Und es ist schon so lange her, seit ich …«
    »Oh«, sagte er mit beruhigtem Lächeln, »ich verstehe. Doch lass uns nie von Liebe reden« – altgewordener Brummel, verschrumpelter Windsor – »sondern lass uns einfach …«
    »Sag nichts mehr, Rodney, ich weiß, was du meinst …«
    Wusste sie das? Erstaunlich. Denn er wusste es nicht. Es sei denn … es sei denn, sie dachte an Vögeln und Blasen und … Nein, verdammt noch mal, das tat sie nicht. Ihre Augen sahen aus wie die einer Madonna.
    »Es wird« – in ihrer Stimme schwang ein Hauch von Persistenz mit – »so schön sein, Rodney, so schön …«
    Ach, wird es das? Vorsichtig, mit braunen Augen, die schwarz und stumpf, die durchtrieben geworden, schaute er auf ihr halbentblößtes Ohr, auf den hellen Leberfleck neben dem rosafleischigen Läppchen. Ach, wird es das? Er steckte sich eine neue Zigarette an. Sie schmeckte widerlich. Er warf sie auf die Erde, zertrat sie mit dem Absatz. Dann begann er schweigend zu lachen. Wie jener Held bei Huxley, Maurice Spandrell in »Kontrapunkt des Lebens«.
    »Rodney, Rodney, du siehst so … so fremd aus.«
    Noch immer schweigend lachend, sah er sie an. Sah sie an, fixierend, kalt, direkt in ihre Augen. Sie schienen grauer zu werden. Sie rückte so weit auf ihrem Stuhl zurück, wie sie konnte, schien zusammenzuschrumpfen.
    Oh, heute würde er sie grün und blau prügeln, jawohl! Er hätte eine Reitpeitsche mitbringen sollen, aber – er fuhr mit der Hand an die Schnalle seines Gürtels – der Riemen würde auch genügen. Er sah, wie sie seine Bewegung beobachtete, sah, wie ihr Blick tiefer glitt, zum Schritt seiner Hose, wo sich sein Schwanz gegen den Stoff presste. Aber dann sah er, wie sie wieder wegschaute, und abermals merkte er, dass ihre Augen voller Tränen waren.
    »So, ich sehe also fremd aus?«
    Um seinen Ständer zu verbergen, rückte er mit dem Stuhl näher an den Tisch heran.
    »Nun, warum soll ich nicht? Hör mal« – er packte sie am Handgelenk – »ich hab schon seit drei Tagen keine Nummer mehr geschoben, und du weißt das, du scheinheiliges kleines Luder. Hör auf, so hold und mütterlich zu sein. Du weißt verdammt gut, dass du …«
    »Ach, Rodney, es ist doch mehr als bloß das.«
    »Halt’s Maul.« Er packte sie fester am Handgelenk.
    »Rodney … Rodney, Liebster, ich weiß, warum du so bist. Jawohl, ich weiß es. Aber können wir heute nicht mal nur über Tehuantepec reden und …«
    »Zum Teufel mit Tehuantepec und dem ganzen Scheiß! Komm! Komm, gehen wir wieder zu unserer Madame de Clo.«
    Er warf ein paar Münzen auf den Tisch. Dann stand er auf und knöpfte sich das Jackett zu, um seine Krücke wenigstens teilweise zu verbergen. Lisa rührte sich nicht. Sie hielt den Kopf gesenkt.
    »Los, komm! Steh auf!«
    Langsam erhob sie sich jetzt und nahm seine ausgestreckte Hand. Ihre großen grauen Augen sagten nein, flehten; ihr Mund zitterte.
    »Müssen wir, Rodney? Müssen wir heute? «
    »Ja« – er zog sie von dem Tisch weg – »ja, verdammt noch mal, wir müssen .«
    Er spürte, wie sich sein Schwanz gegen das Hosenbein stemmte, als er sie in die rückwärtige Hälfte des Cafés und dann durch eine Schwingtür schob. In einem kleinen fensterlosen gekachelten Raum saß dort unter dem schwachen gelben Licht einer nackten Glühbirne eine alte Frau. Sie strickte. Als sie hereinkamen, schaute sie hoch, und ihre Zahnstummel erhellten schwach ihr dunkles Gesicht.
    »Ah!« Sie legte ihr Strickzeug auf dem Tischchen vor sich ab. Dann machte sie eine leichte Verbeugung. Ein lüsternes Lächeln verzerrte ihr Aztekengesicht. »Ah!«, sagte sie abermals und stand auf. »Schönen guten Tag, die Herrschaften, schönen guten Tag …«
    »Hallo, Conchita.« Rodney reichte ihr etwas Geld.
    »Muchas gracias, Señor, muchas gracias …«
    » Por nada. Bring uns jetzt wieder dahin wie
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