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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Autoren: Glenn Meade
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bitte den Gefallen und gib sie an das Büro in Washington weiter. Würdest Du das für mich tun?
    Jake.
    Ich las die anderen Briefe aus reiner Neugier. Viel stand nicht drin. Einige kurze Notizen stammten von anderen Männern. Jemand, der Mutter in der Tanzgruppe gesehen hatte und dem ihre Beine gefielen, hatte ihr den Zettel hinter die Bühne geschickt, um sie zum Essen einzuladen. Es waren auch einige Briefe von meinem Vater dabei, aber in keinem fand ich auch nur eine Andeutung, daß sie sich geliebt hätten.
    Aber ich mußte immer an diesen einen Satz denken, in dem von den Unterlagen die Rede gewesen war. Das Haus meines Vaters gehörte jetzt mir. Es war ein altes Holzhaus, das er gekauft hatte, als er mit meiner Mutter nach Washingtongezogen war. Nach seinem Tod verfiel es, bis ich alt genug war, es wieder aufzupolieren. Ich habe Jahre dafür gebraucht. Früher hatte ein alter Diebold-Safe im Arbeitszimmer meines Vaters gestanden; der Safe war im Boden eingelassen, und er verwahrte Dokumente und Unterlagen darin auf. Aber ich erinnere mich, daß er immer sagte, er traue keinem Safe, weil jemand, der entschlossen oder gerissen genug war, so ein Ding leicht knacken könnte. Der Safe war schon lange fort und das Zimmer renoviert. Aber ich kannte keinen anderen Ort, an dem mein Vater etwas hätte verstecken können.
    An dem Tag, als ich die Angelegenheiten meiner Mutter geregelt hatte, stieg ich in den Keller hinunter. Ich ging selten dorthin. Im Keller verwahrte ich nur uraltes Zeug auf, Dinge, die meinen Eltern gehört hatten, Kisten voller Sachen, die sich im Lauf der Jahre angesammelt hatten und die ich immer schon hatte entsorgen wollen. Ich dachte an den Safe im Arbeitszimmer, wuchtete die Kartons und Holzkisten herum und überprüfte den Betonboden.
    Nichts.
    Dann schaute ich mir die Wände genauer an.
    Es dauerte ziemlich lange, bis ich zwei lockere Ziegelsteine in der Wand hoch über der Kellertür fand.
    Ich weiß noch, daß mein Herz vor Aufregung ein bißchen schneller schlug, als ich mich fragte, ob ich fündig werden würde. Vielleicht hatte meine Mutter längst getan, worum mein Vater sie damals gebeten hatte, oder aber seine Wünsche wie so oft ignoriert. Ich entfernte die Ziegelsteine aus dem Mauerwerk. Dahinter verbarg sich eine tiefe Nische. Ich sah den großen, gelben Schreibblock zwischen den Deckeln eines Pappordners. Er war verschlissen und verblaßt.
    Manchmal reicht ein Ereignis aus, das ganze Leben zu verändern. Zum Beispiel eine Hochzeit oder eine Scheidung. Oder jemand am anderen Ende des Telefons teilt einem mit, daß ein nahestehendes Familienmitglied gestorben ist.
    Mit dem, was ich hinter den Ziegelsteinen in diesem Keller fand, hatte ich allerdings ganz und gar nicht gerechnet.
    Ich nahm den gelben Notizblock mit nach oben und las ihn durch. Zwei Seiten waren in der Handschrift meines Vaters mit blauer Tinte beschrieben.
    Es standen vier Namen da, einige Daten, ein paar Details und flüchtig hingeworfene Notizen, als hätte er versucht, etwas auszuarbeiten. Aber nichts ergab viel Sinn. Und dann war da ein Kodename: Operation Schneewolf.
    Mein Vater hatte für die CIA gearbeitet. Er war sein Leben lang Militär gewesen und hatte während des Krieges für das OSS gearbeitet, den Militärgeheimdienst. Damals war mein Vater hinter den deutschen Linien eingesetzt worden. Soviel wußte ich. Aber das war auch alles. Bis ich diesen gelben Notizblock fand.
    Ich saß lange regungslos da und versuchte, aus der ganzen Angelegenheit schlau zu werden. Mein Herz raste, und meine Gedanken überschlugen sich, bis mir ein Datum auf dem Block auffiel. Da endlich klickte es bei mir.
    Ich fuhr zum Arlington-Friedhof. Lange stand ich vor dem Grab meines Vaters und betrachtete die Inschrift.
    Jakob Massey
3. Januar 1912 – 20. Februar 1952
    Ich starrte auf die Buchstaben und Zahlen, bis mir die Augen brannten. Dann verließ ich den Friedhof, machte Kopien von den beschriebenen Seiten und schickte die Originale in einem versiegelten Umschlag an meinen Anwalt.
    Eine Stunde später rief ich Bob Vitali an. Er arbeitete für die CIA in Langley.
    »Bill, das ist ja eine Ewigkeit her«, begrüßte Vitali mich liebenswürdig. »Halt, nichts verraten. Es geht um das Ehemaligentreffen des Internats, richtig? Warum machen die das bloß immer, wo man doch alles tut, um diese Zeit möglichst zu vergessen? Den Haufen Geld, den mich dieses Internat in Richmond an Honoraren für meinen Seelenklempner gekostet hat
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