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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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merkte, daß ihr Mann durch einen Doppelgänger ersetzt worden war.
    Im Theater bedankte sich der als Lincoln verkleidete Schauspieler für den begeisterten Applaus des Publikums, das gerade weit genug von der Präsidentenloge entfernt saß, um nicht erkennen zu können, daß es sich um einen falschen Präsidenten handelte. Booth erledigte seine Aufgabe. Er schoß dem nichtsahnenden Lincoln-Schauspieler hinterrücks in den Kopf und sprang auf die Bühne. Dann wurde der arme Doppelgänger mit einem Taschentuch über dem Gesicht, damit niemand ihn erkennen konnte, über die Straße getragen und starb unter Umständen, die Stanton höchstpersönlich herbeigeführt hatte.«
    »Aber es waren doch Zeugen am Sterbebett«, widersprach Pitt.
    »Armeeärzte, Kabinettsmitglieder und Lincolns Sekretäre.«
    »Die Ärzte waren Freunde und Agenten Stantons«, erklärte Perlmutter erschöpft. »Wir werden niemals erfahren, wie die übrigen getäuscht wurden. Stanton gibt darüber keinerlei Auskunft.«
    »Und die Verschwörung, Vizepräsident Johnson und Staatssekretär Seward zu töten? Gehörte das auch zu Stantons Plan?«
    »Wenn die aus dem Weg waren, wäre er der nächste in der Folge der Präsidentschaft gewesen. Doch die Männer, die Booth angeheuert hatte, vermasselten den Anschlag. Trotzdem benahm sich Stanton selbst in den ersten Wochen nach der Amtsübernahme Johnsons wie ein Diktator. Er führte die Nachforschungen durch, ordnete die Verhaftung der Verschwörer an und sorgte für eine blitzschnelle Verurteilung und Tod durch Erhänge n. Er war es auch, der die Nachricht verbreitete, Lincoln sei von Agenten Jefferson Davis’ ermordet worden, und das Ganze sei eine Aktion der Konföderierten gewesen, die alles auf eine Karte gesetzt hatten.«
    »Dann ließ Stanton Booth umbringen, um ihn auch am Reden zu hindern?« mutmaßte Pitt.
    Perlmutter schüttelte den Kopf. »In der Scheune, die anschließend abbrannte, wurde ein anderer Mann erschossen.
    Autopsie und Identifizierung waren eine bewußte Irreführung.
    Booth ist davongekommen und lebte noch etliche Jahre, bevor er schließlich im Jahre 1903 in Enid, Oklahoma, Selbstmord beging.«
    »Ich habe irgendwo gelesen, daß Stanton Booths Tagebuch verbrannt hat«, sagte Pitt.
    »Stimmt«, erwiderte Perlmutter. »Der Schaden war angerichtet. Stanton hatte die Öffentlichkeit gegen die besiegten Südstaaten aufgebracht. Lincolns Pläne, dem Süden wieder auf die Beine zu helfen, wurden zusammen mit seinem Doppelgänger in einem Grab in Springfield, Illinois, begraben.«
    »Dann ist diese Mumie im Schaukelstuhl«, flüsterte Giordino starr vor Ehrfurcht, »die wir hier in den Überresten eines konföderierten Kriegsschiffs, unter einer Düne mitten in der Sahara begraben, tatsächlich Abraham Lincoln?«
    »Da bin ich ganz sicher«, antwortete Perlmutter. »Eine anatomische Untersuchung wird zweifellos seine Identität feststellen. Ihr erinnert euch gewiß, daß Grabräuber in das Grabmal eingebrochen sind und gefaßt wurden, bevor sie den Leichnam stehlen konnten. Was nicht an die Öffentlichkeit drang, sondern schnell unterdrückt wurde, war die Tatsache, daß die Beamten, die den Leichnam umbetten mußten, erkannten, daß es sich um einen Doppelgänger handelte. Aus Washington kam der Befehl, sie sollten schweigen und das Grab so herrichten, daß man es nie wieder würde öffnen können. Die Särge von Lincoln und seinem Sohn Tad wurden in hundert Tonnen Zement gebettet, weil man spätere Grabräuber davon abhalten wollte, das Grab erneut zu schänden, so hieß es. Doch die Wahrheit ist, daß man sämtliche Beweise des Verbrechens vernichten wollte.«
    »Du weißt doch, was das bedeutet?« fragte Pitt Perlmutter, »oder?«
    »Ob ich weiß, was
was
bedeutet?« murmelte er dumpf.
    »Wir sind drauf und dran, die Vergangenheit zu verändern«, erklärte Pitt. »Wenn wir erst einmal enthüllen, was wir hier gefunden haben, wird das tragischste Ereignis in der Geschichte der Vereinigten Staaten neu geschrieben werden müssen.«
    Perlmutter warf Pitt einen fassungslosen Blick zu. »Du weißt nicht, was du sagst. Abraham Lincoln wird in den amerikanischen Überlieferungen, den Geschichtsbüchern und Romanen als Heiliger und bescheidener Mann gefeiert. Der Mord machte ihn zum Märtyrer, der durch die Jahrhunderte verehrt wird. Wenn wir Stantons falschen Mord enthüllen, wird sein Andenken zerstört, und Amerika geht ein Vorbild verloren.«
    Pitt sah sehr erschöpft aus, doch seine
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