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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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dieser Ausflüge und schmuggelte ihn über den Potomac auf das Gebiet, das von den Konföderierten gehalten wurde.«
    Pitt hatte Mühe, die Puzzlestücke zu ordnen. Ein historisches Ereignis, das er nie in Frage gestellt hatte, entpuppte sich plötzlich als Täuschung, und er mußte seine gesamte Willenskraft anspannen, um sich zu konzentrieren. »Wie war Stantons unmittelbare Reaktion auf Lincolns Entführung?« fragte er.
    »Stanton wurde von den überlebenden Leibwächtern des Präsidenten als erster in Kenntnis gesetzt. Er sah die Panik und die Empörung im Lande voraus, wenn bekannt würde, daß der Präsident vom Feind gefangengenommen worden war. Er deckte das Unglück schnell mit dem Mantel des Schweigens zu und entwickelte einen Plan, damit das Ganze nicht an die Öffentlichkeit drang. Er ging sogar so weit, Mary Todd Lincoln mitzuteilen, ihr Mann befinde sich auf einer geheimen Reise zu General Grants Hauptquartier und werde erst in einigen Tagen zurückkommen.«
    »Kaum zu glauben, daß nichts durchgesickert ist«, sagte Giordino skeptisch.
    »Stanton war der gefürchtetste Mann in Washington. Wenn der jemanden zur Geheimhaltung verpflichtete, hielt man den Mund bis zum Tod.«
    »Ist die ganze Angelegenheit nicht rausgekommen, als Davis die Nachricht von Lincolns Gefangennahme und seine Forderungen nach günstigen Kapitulationsbedingungen überbringen ließ?«
    »Stanton war gerissen. Er durchschaute den Plan der Konföderierten schon wenige Stunden, nachdem Lincoln gefangengenommen worden war. Er alarmierte den kommandierenden General der Washingtoner Verteidigungstruppen, und als Davis’ Unterhändler die Fronten unter der Parlamentärsflagge überquerte, wurde er sofort zu Stanton gebracht. Weder Vizepräsident Johnson noch Staatssekretär William Henry Seward oder ein anderes Kabinettsmitglied Lincolns wußten, was passiert war. Stanton antwortete heimlich auf Davis’ Bedingungen, lehnte entschieden jede Verhandlung ab und empfahl den Konföderierten, sie sollten der Allgemeinheit einen Gefallen tun und Lincoln im James River ertränken.
    Davis war wie vor den Kopf geschlagen, als er Stantons Antwort erhielt. Ihr könnt euch sein Dilemma vorstellen. Da sitzt er, und ringsum gehen die Staaten der Konföderation in Flammen auf. Er hat den Führer der Nordstaaten in seiner Gewalt, und ein hochrangiges Kabinettsmitglied der Vereinigten Staaten läßt ihm ausrichten, es kümmere sie einen Dreck. Was sie beträfe, könnten die Konföderierten Lincoln behalten. Davis wurde plötzlich mit der Möglichkeit konfrontiert, von den siegreichen Yankees aufgehängt zu werden. Da sein Plan, den Süden vor dem Untergang zu retten, schiefgegangen war, und er seine Hände nicht mit dem Blut Lincolns beflecken wollte, entledigte er sich für den Augenblick seiner größten Sorge, indem er befahl, Lincoln als Gefangenen an Bord der
Texas
zu bringen. Davis hoffte, das Schiff würde erfolgreich die Blockade der Flotte der Nordstaaten durchbrechen, das Gold in Sicherheit bringen und Lincoln vor dem Zugriff der Nordstaaten retten können, bis man weitere Verhandlungen mit kühleren Köpfen, als Stanton einer war, führen konnte. Unglücklicherweise funktionierte nichts davon.«
    »Stanton setzt die Ermordung in Szene, und die
Texas
verschwindet mit Mann und Maus und gilt als verschollen«, schloß Pitt.
    »Ja«, bestätigte Perlmutter. »Selbst während seiner zweijährigen Gefangenschaft nach dem Krieg sprach Jefferson Davis nie von Lincolns Gefangennahme. Er fürchtete die Wut der Nordstaaten und einen Rückschlag für den Süden, der gerade dabei war, wieder auf die Füße zu kommen.«
    »Und wie hat Stanton die Ermordung organisiert?« fragte Giordino.
    »In der amerikanischen Geschichte gibt es keine rätselhaftere Begebenheit als die, die zu Lincolns Tod führte«, antwortete Perlmutter. »Die verblüffende Realität sah so aus, daß Stanton John Wilkes Booth anheuerte, um das Täuschungsmanöver zu inszenieren. Booth kannte einen Schauspieler, der Lincoln in Größe und Hagerkeit etwa gleichkam. Stanton weihte General Grant in seinen Plan ein, und zusammen erzählten sie die Geschichte von ihrem geplanten Treffen mit Lincoln an diesem Nachmittag und daß Grant die Einladung ins Ford’s Theater abgelehnt habe. Stantons Agenten setzten Mary Todd Lincoln so unter Drogen, daß sie zu der Zeit, als der falsche Lincoln auftauchte, um sie zum Ford’s Theater zu begleiten, kaum ihre Sinne beieinander hatte und gar nicht
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