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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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heraus, deren Licht so stark war, daß sie ein Basketballfeld erleuchten konnten. Das Innere des Schiffes lockte. Pitt schaltete seine Lampe ein und stieg die Leiter hinunter.
    Der Sand, der durch die Sehschlitze eingedrungen war, bedeckte den Boden in einer Höhe, die bis an Pitts Stiefelschaft heranreichte. Das Ruder sah aus, als sei es nur für einen Augenblick verlassen worden und warte auf den gespensterhaften Rudergänger. Die beiden einzigen weiteren Gegenstände, die er erblickte, waren ein paar Sprachrohre und ein hochbeiniger Stuhl, der umgekippt in einer der sandbedeckten Ecken lag. Pitt blieb zögernd an der offenen Luke, die hinab ins Kanonendeck führte, stehen, atmete tief durch und verschwand weiter unten in der Dunkelheit.
    In dem Augenblick, in dem seine Füße das Holzdeck berührten, ging er in die Hocke und drehte sich im Kreis, so daß seine Lampe jede Ecke des weitläufigen Raums ausleuchtete.
    Die großen Blakely-Hundertpfünder und die beiden 64-Pfünder standen halb im Sand vergraben, der im Laufe der Zeit an den Läden der Kanonenpforten vorbei ins Deck eingedrungen war.
    Er ging zu einer der Blakelys hinüber, die immer noch auf ihren riesigen Holzlafetten lagen, und blieb daneben stehen. Er erinnerte sich an alte Fotografien Mathew Bradys, auf denen Schiffskanonen aus dem Bürgerkrieg zu sehen waren, doch niemals zuvor hatte er ihre ungeheure Größe wahrgenommen. Er konnte die Stärke der Männer, die sie bedient hatten, nur bewundern.
    Die Luft im Kanonendeck war drückend, doch überraschend kühl. Auch dieses Deck war, abgesehen von den Kanonen, völlig leer. Keine Feuereimer, keine Lunten, weder Kugeln noch Kartuschen. Kein Abfall bedeckte den Boden. Man hatte den Eindruck, alles sei fortgeschafft worden, weil das Schiff in der Werft überholt werden sollte. Pitt drehte sich herum, als Perlmutter, gefolgt von Giordino, schwerfällig die Leiter herunterkletterte.
    »Komisch«, murmelte Perlmutter und sah sich um. »Spielen mir meine Augen einen Streich, oder ist dieses Deck tatsächlich leer wie ein Mausoleum?«
    Pitt grinste. »Die Augen sind in Ordnung.«
    »Die Männer auf diesem Deck haben mit den Kanonen die halbe Flotte der Nordstaaten zusammengeschossen«, erklärte Perlmutter. »Viele von ihnen sind hier gestorben. Es paßt einfach nicht, daß wir nicht mal die Spur ihrer Existenz finden.«
    »Kitty Mannock hat erwähnt, sie sei auf Leichen gestoßen«, erinnerte ihn Giordino.
    »Die müssen sich weiter unten befinden«, meinte Pitt. Er richtete seinen Lichtstrahl auf eine Treppe, die hinunter in den Rumpf des Schiffes führte. »Ich schlage vor, wir fangen vorne, bei den Mannschaftsräumen an und arbeiten uns über den Maschinenraum zum Heck und den Offizierskajüten durch.«
    Giordino nickte. »Klingt vernünftig.«
    Langsam drangen sie zum Mannschaftsquartier vor und blieben plötzlich wie angewurzelt stehen. Das Quartier war eine Gruft. Mehr als 50 Männer befanden sich dort, wirkten wie erstarrt, als der Tod sie dahingerafft hatte. Die meisten waren in ihren Kojen gestorben. Obwohl der sinkende Wasserspiegel des Flusses noch Trinkwasser geliefert hatte, kündeten die zusammengefallenen Mägen der mumifizierten Leichen von Krankheit und Hunger, nachdem die Vorräte ausgegangen waren. Ein paar Mann saßen zusammengesunken am Messetisch, einige lagen zusammengekrümmt auf dem Boden.
    Den meisten hatte man die Kleider ausgezogen. Von den Schuhen, den Seekisten oder ihrer persönlichen Habe war nicht das geringste zu sehen.
    »Die sind ausgeraubt worden«, murmelte Giordino.
    »Die Tuaregs«, schloß Perlmutter müde. »Beecher sagte, daß Wüstenbanditen – so bezeichnete er sie – das Schiff attackiert hätten.«
    »Die müssen lebensmüde gewesen sein, wenn sie ein gepanzertes Schiff mit Musketen und Speeren angegriffen haben«, murmelte Giordino.
    »Die hatten es auf das Gold abgesehen. Beecher behauptet, der Captain habe mit dem Gold des Staatsschatzes Nahrungsmittel von den Wüstenstämmen gekauft. Nachdem sich diese Nachricht verbreitet hatte, haben die Tuaregs wahrscheinlich ein paar fruchtlose Angriffe gegen das Schiff unternommen, bis sie klug wurden, das Schiff belagerten und von sämtlichem Nachschub abschnitten.
    Dann haben sie gewartet, bis die Mannschaft verhungert oder an Typhus und Malaria gestorben war.
    Als sich kein Widerstand mehr regte, sind die Tuaregs einfach an Bord gegangen und haben das Gold und alles, was sie sonst noch tragen konnten,
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