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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow
Autoren: Glenn Meade
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würde er jeden Stein und jede Grabstelle, jedes Gestrüpp und jeden Grashalm kennen. »In dieser Gegend sind viele Russen begraben. Und das ist nicht so verwunderlich, wie Sie vielleicht meinen, Dr. Pawlow.«
    »Und warum nicht?«
    »Zwischen Russland und Irland gab es einst einen regen Flachs- und Pferdehandel. Nach der Revolution kamen viele russische Familien hierher, einige auch in diese Gegend. Das war ungefähr zu derselben Zeit, als die Iren mit der britischen Krone um ihre Unabhängigkeit kämpften. Sie kamen sozusagen vom Regen in die Traufe.«
    »Das wusste ich nicht. Gehörte dieser Mann auch dazu? Kannten Sie ihn?«
    Jakow strich wieder über den glatten Granitstein. »Ja. Ich lernte ihn kurz vor seinem Tod kennen. Juri Andrew war ein ausgesprochen bemerkenswerter Mann, Dr. Pawlow. Ein Mann, der die Geschichte verändert hat. Und noch bemerkenswerter ist, dass ihn kaum jemand kennt. Sein Name ging in den Wirren der Zeit verloren.«
    »Ich verstehe das nicht. Was hat all das mit der Leiche der Frau zu tun?«
    Jakow sah mich an, und seine wässrigen Augen strahlten plötzlich vor Begeisterung. »Es hat eine ganze Menge damit zu tun. Vielleicht passt es ganz gut, dass wir uns gerade hier auf dem Friedhof getroffen haben, Dr. Pawlow.«
    »Warum?«
    »Weil wir an diesem Ort von Geheimnissen und Lügen umgeben sind, die allesamt eine Erklärung verlangen.«
    Briar Cottage stand in der Nähe des Meeres und war sicherlich weit über hundert Jahre alt. Auf einem schwarz lackierten, ovalen Metallschild an der Mauer neben der Eingangstür stand in verschnörkelter weißer Schrift der Name.
    Das Cottage hatte offenbar einmal zu einem großen Landsitz gehört. Auf dem Weg dorthin gingen wir zwischen zwei alten Granitpfeilern hindurch, auf denen verwitterte, aus Kalkstein gemeißelte Löwen saßen.
    Hinter einigen Feldern erblickte ich die Ruinen eines riesigen Herrenhauses und die verfallenen Steinmauern eines Obstgartens. Wir fuhren über einen Schotterweg, der sich durch eine Wiese schlängelte, ehe wir schließlich vor dem weiß getünchten Cottage ankamen.
    Dank der von Rosen umrankten, blau gestrichenen Tür sah es recht malerisch aus. Eine Hügelkette, von welcher der intensive Kokosduft von prächtigem gelbem Ginster herüberwehte, schützte das Häuschen vor dem Meereswind. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Landschaft.
    Es begann wieder zu regnen, als ich den gemieteten Ford auf dem Kiesweg vor dem Haus neben einer alten dunkelblauen Toyota-Limousine parkte. Ein paar Halme des ursprünglichen Strohdaches des Cottages ragten unter den schwarzen, nachträglich angebrachten Schieferplatten hervor, sodass es wie eine schlecht sitzende Perücke aussah.
    Ich folgte Jakow zur Tür. Er war überraschend rüstig, doch ich sah auch, dass das Alter seinen Tribut forderte. Die Hüften machten ihm zu schaffen.
    Die Eingangstür bestand aus einem unteren und einem oberen Teil, wie man es manchmal noch in einigen ländlichen Gebieten Europas findet. Jakow bereitete es ein wenig Mühe, die Tür aufzuschließen, doch als er es geschafft hatte, führte er mich hinein. Das Cottage war erstaunlich groß. Es hatte eine Balkendecke und bot einen atemberaubenden Blick auf die fernen Mourne Mountains, deren Hänge sich sanft zum Meer hin senkten.
    In dem Haus herrschte ziemliche Unordnung. Alles war von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften übersät. Ein paar lagen auch auf dem großen Couchtisch aus hellem Kalkstein, der vor dem Kamin stand und an manchen Stellen schwarze Rauchflecken aufwies.
    Holzregale, die mit Büchern und zahllosen verschnürten Stapeln vergilbter Zeitungen gefüllt waren, säumten die Wände. Mehrere Spazierstöcke aus Bruyèreholz standen in einem Schirmständer in einer Ecke. Die beiden alten Lehnstühle neben dem Kamin hatten so verschlissene Lehnen, dass man durch den Stoff hindurchsehen konnte. Ein Weidenkorb neben dem Kamin war randvoll mit Holzscheiten und Torfstücken gefüllt.
    Es war ein wenig kalt in dem Raum, obwohl das Feuer noch brannte. Jakow schob den Kaminschirm zur Seite und stocherte mit einem Schürhaken in der Glut herum. Dann warf er ein paar Holzscheite und Torfstücke hinein, stellte den Schirm wieder vor den Kamin und rieb sich die Hände.
    »Je älter man wird, desto mehr freut man sich über ein bisschen Wärme. Auch im Sommer kann es hier recht kühl sein.«
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    Jakow füllte frisches Wasser in den Wasserkocher und schaltete
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