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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow
Autoren: Glenn Meade
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Todestag Blumen auf Boyles Grab. Einige behaupteten, es sei die rumänische Königin gewesen, zu der Boyle eine enge Beziehung hatte. Andere meinten, Hanna Wolkowa hätte die Blumen auf das Grab gelegt. Sie starb 1939 in London an Krebs.«
    Ich blätterte ein paar Seiten um. »Und jetzt wird es richtig interessant. 1912 trat ein gewisser Philip Sorg in den Dienst des Außenministeriums. Ein Mann gleichen Namens wurde ein paar Jahre später in einer Schweizer Privatklinik in der Nähe von Luzern wegen Laudanummissbrauchs behandelt. Im Februar 1919 wurde er wieder entlassen.«
    Jakow nickte, und ich fuhr fort. »Einen Monat später stand Sorg auf der Passagierliste eines Schiffes der White Star Line nach New York. Anschließend verschwand er von der Bildfläche, und es hat ihn nie wieder jemand gesehen. Ebenso wie Anastasia Romanowa.« Ich hob den Blick. »Ich glaube, Sie wissen, wohin er ging.«
    »Ja, ich weiß es.«
    Ich stellte ungeduldig meine Fragen. »Hat Anastasia überlebt? Was wurde aus ihr? Wie ist Lydia gestorben? Und was ist die Wahrheit über Anna Anderson?«
    Jakow hob die Hand. »Eine Frage nach der anderen. Zunächst einmal sollte ich ihnen erklären, was es mit Anna Anderson auf sich hatte.« Er lehnte sich zurück. »Nachdem Anastasia entkommen war, hatte die Bruderschaft Angst, die Tscheka würde die Wahrheit erfahren und könnte sie zur Strecke bringen. Einer der Mitglieder des geheimen Bundes, ein Psychiater, hatte eine einfache, aber brillante Idee. Was wäre, wenn sie einen Ersatz für Anastasia hätten, eine Frau, die sie als Anastasia ausgeben könnten und die gegebenenfalls geopfert werden könnte? Wenn jemand versuchen würde, sie zu töten, wäre die richtige Anastasia in Sicherheit. Die Suche in den psychiatrischen Anstalten in Europa dauerte viele Monate, bis sie schließlich eine geeignete Kandidatin fanden. Die Frau, die später in der ganzen Welt als Anna Anderson bekannt wurde. Sie entsprach der Zarentochter vom Aussehen und von einigen körperlichen Merkmalen her, wie zum Beispiel der Form der Ohren und der Füße, die denen von Anastasia glichen. Während einer Operation wurden ihr auf dem Kopf absichtlich Wunden zugefügt, die mit Anastasias Verletzungen übereinstimmten, die die Bolschewisten ihr zugefügt hatten. Anschließend musste man dieser leicht beeinflussbaren und psychisch kranken Frau nur noch einreden, dass sie Anastasia Romanowa war. Ihre Täuschung begann mit Anna Andersons angeblichem Selbstmordversuch durch den Sprung in einen Berliner Kanal, und schon war die wohl erstaunlichste Lügengeschichte aller Zeiten in die Welt gesetzt.«
    »Anna Anderson war ein Lockvogel?«
    »Nicht mehr und nicht weniger. Um die Weltöffentlichkeit von der Wahrheit abzulenken.«
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte ich ungläubig.
    »Liebe Frau Dr. Pawlow, nachdem sich über neunzig Jahre lang so viele Geheimnisse und Intrigen um Anna Anderson rankten, ist es die einzige Erklärung, die Sinn ergibt. Bedenken Sie, dass diese Frau nur eine einfache, psychisch verwirrte Bäuerin war. Wie hätte es ihr gelingen können, einige der besten Juristen der Welt sowie erfahrene Ermittler und Journalisten über sechs Jahrzehnte hinters Licht zu führen und zu verwirren, wenn sie nicht Hilfe von einflussreichen Leuten gehabt hätte?«
    »Die Bruderschaft?«
    Jakow nickte. »Nur sie war in der Lage, ihr vertrauliches Wissen über die Zarenfamilie zur Verfügung zu stellen – Details, die einzig und allein die richtige Anastasia kennen konnte und die so viele überzeugte, dass Anna Anderson für sie die richtige Großfürstin war.«
    »Wollen Sie behaupten, die Bruderschaft hat Anna Anderson manipuliert und sie einer Gehirnwäsche unterzogen?«
    »Genau. Und viele der ehemaligen russischen Adligen, die sie Zeit ihres Lebens bei sich aufnahmen, waren in dieses Täuschungsmanöver eingeweiht. Es ist vollkommen unmöglich, dass sie bloß eine verrückte Hochstaplerin war, die sich das alles alleine ausgedacht hat.«
    Ich war entsetzt. Mit dieser These stellte Jakow eine einfache, aber einleuchtende Behauptung auf.
    »Und Anastasia? Was wurde aus ihr?«
    Eine Schwester betrat das Zimmer, um die Infusionen zu wechseln.
    Jakow zögerte. »Könnten Sie mich heute Nachmittag bei mir zu Hause besuchen?«
    »Werden Sie entlassen?«
    »Für ein paar Tage, um alles zu regeln. Meine Haushälterin holt mich ab. Ich fürchte, wenn ich das Krankenhaus dann das nächste Mal verlasse, wird es mit den Füßen voran
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