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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow
Autoren: Glenn Meade
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haben. Der Rauch des Schießpulvers vernebelte die Luft, und alles war von Blut und Körperflüssigkeiten bedeckt. Die Schützen hatten nach den donnernden Schüssen taube Ohren, und ihre Augen tränten von dem Rauch. Der Kommandant gab zu, dass er sich nach der Hinrichtung eine halbe Stunde hinlegen musste, weil ihm übel war, und dass er die Leichen in dieser Zeit unbeaufsichtigt ließ. Tatsächlich waren die Wachposten nicht mehr in der Lage, die Leichen in den Wald zu bringen. Das übernahmen andere, doch der Kommandant begleitete sie. Wie schon gesagt, hat er nicht einmal die Leichen richtig gezählt.«
    »Eine Flucht ist also nicht unvorstellbar?«
    »Es mag unwahrscheinlich erscheinen, aber im Krieg ist alles möglich. Zweimal behauptete der Kommandant, dass sie gezwungen waren, Anastasia mit dem Bajonett zu töten.« Fomenko zuckte mit den Schultern. »Doch war es wirklich sie, die sie erstochen haben? Waren die Wachposten nüchtern genug, um festzustellen, dass sie tot war? Hätten sie es bemerkt, wenn sie gefehlt hätte? Und vergessen Sie nicht, dass alle Mädchen Edelsteine und Diamanten in ihre Unterkleidung eingenäht hatten, um sie sicher aufzubewahren. Das war nach Aussage der Wachen auch der Grund, warum es so lange dauerte, sie zu töten. Die Kugeln und Bajonette der Wachen durchdrangen die Kleidung nicht. Es war fast so, als hätten sie schusssichere Westen getragen. Sogar die Wachposten, die für die Beseitigung der Leichen zuständig waren, erstatteten unterschiedliche Berichte. Einige sagten, von den Leichen sei nicht mehr als ein Haufen Asche und Knochensplitter übrig geblieben, und doch wurden fast vollständige Skelette gefunden. Und dann gibt es noch diesen Widerspruch in Bezug auf die sterblichen Überreste des Zaren. Er erlitt bei dem Angriff eines Attentäters einmal eine schwere Kopfwunde durch einen Schwerthieb. Und der Schädel, den man dem Zaren zuordnete, wies eine solche Wunde nicht auf. Ein erstaunliches Rätsel.«
    Fomenko geriet jetzt richtig in Fahrt. Offenbar machte es ihm Freude, über dieses Thema zu sprechen. »Selbst Jurowskis Berichte über die Morde sind gespickt mit skeptischen Formulierungen wie zum Beispiel: ›Ich erinnere mich nicht, wann‹, ›Es scheint mir‹, ›Ich erinnere mich nicht genau‹, ›Soweit ich mich erinnere‹ und so weiter. Das hört sich für mich nicht nach jemandem an, der sich seiner Sache sicher ist. Seine Berichte waren voller Lücken.«
    »Was, glauben Sie, ist wirklich passiert?«
    Fomenko zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, dass entweder im Haus oder auf der Fahrt in das Waldstück mit den stillgelegten Minen, das ›Die vier Brüder‹ genannt wird, etwas Ungewöhnliches passiert ist, was vertuscht wurde. Ich bezweifle allerdings, dass wir es jemals erfahren werden.«
    »Warum?«
    »Weil es noch immer Akten über diese Zeit und die Morde gibt, die niemals an die Öffentlichkeit gelangt sind, und das wird auch niemals geschehen.«
    »Sogar nach all den Jahren nicht?«
    »Erstens waren der KGB und seine Nachfolger immer ein Staat im Staate«, begann Fomenko und zählte mit den Fingern mit. »Leute ihres Schlages regieren Russland noch immer, verdammt! Wie viele Morde haben sie im Laufe der Jahrzehnte in ihrem Land und im Ausland verübt und zugegeben? Keinen einzigen. Sie sind darauf spezialisiert, Geheimnisse zu bewahren.«
    »Zweitens hatten sie mit Sicherheit keine Lust, in ein Wespennest zu stechen, indem sie ein so grausames Ereignis aus der Vergangenheit ausgraben. Da stimmen Sie mir doch bestimmt zu, nicht wahr? Ich meine, bis zum heutigen Tage wurden nicht einmal alle Unterlagen von Lenin veröffentlicht.«
    Fomenko nickte, kratzte sich am Kinn und fuhr fort: »Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass in Russland alles möglich ist. Es ist wie bei einer Matroschka: Man öffnet eine und glaubt, es sei die letzte Puppe, und findet doch wieder die nächste.«
    »Glauben Sie, wir werden diese Sache jemals ganz durchschauen?«
    Fomenko lächelte gequält. »Nein, das glaube ich nicht. Ich erinnere mich an ein interessantes kleines Buch mit dem Titel Die Rettung des Zaren , das 1920 in Amerika veröffentlicht wurde. Es ist schlecht geschrieben und behauptet, die wahren Ereignisse dieser Nacht zu kennen. Aber die amerikanische Regierung schritt kurz nach der Veröffentlichung ein und verbot den Verkauf des Buches. Ich habe in den Reihen des KGB hinter vorgehaltener Hand einige flüstern hören, dass Teile des Buches der Wahrheit
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