Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg
Autoren: Karl Riess
Vom Netzwerk:
Kilometer vor ihm erhob. Sanders hatte es geschafft. Er hatte ihn in einen andere Zeit versetzt. Welches Jahr mag wohl sein? Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen sah Pedersen auf die vielen erleuchteten Fenster unzähliger Gebäude. Er sog die klare Nachtluft ein und er hätte schwören können, sie rieche und schmecke süßlich. Kein Gestank verbrannter oder vergehender Materialien malträtierte seine Atemwege – der Gestank einer geschändeten, untergegangenen Zivilisation, der jeden und alles in der Zeit umgab aus der er gerade gekommen war.
    Im düsteren Licht einer Straßenlaterne, unweit von ihm, erkannte Pedersen, daß er sich auf einer Art Parkplatz befand. Einige Autos standen hier und ihr Lack war blank poliert. So etwas hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Keine drei Meter von Pedersen entfernt war ein hoher Maschendrahtzaun und dahinter ein mehrspuriges Gleisbett. Ebenfalls hinter dem Zaun befand sich ein großer, mannshoher Kasten aus Metall, der noch qualmte und hier und da knackend Funken ausspie. Die Entladung der Energiekugel mußte ihn voll erwischt haben.
    »Alter, ist dir nicht kalt?«
    Ein dümmliches Kichern ließ Pedersen herumfahren. Ein offensichtlich angetrunkener Jugendlicher starrte ihn grinsend an. Erst jetzt bemerkte Pedersen, daß er innerhalb eines etwa drei Metern durchmessenden Kraters stand, den die Energiekugel fast 30 Zentimeter tief in den Asphalt gebrannt hatte.
    »Hey Leute, schaut euch diesen Vogel an«, krakeelte der Jugendliche über die Schulter und Pedersen sah, daß weitere Personen sich näherten. Nun das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen, dachte er verärgert – andererseits...
    Drei weitere Jugendliche kamen an den Rand des Kraters und versuchten, sich mit dummen Sprüchen gegenseitig zu überbieten. Alle vier waren mehr oder weniger stark alkoholisiert. Seelenruhig stieg Pedersen über den kleinen Graben aus geschmolzenem Asphalt. Den Jugendlichen schien überhaupt nicht bewußt zu sein, daß an der ganzen Szenerie etwas nicht stimmte. Wortlos näherte sich Pedersen dem ersten Jugendlichen, der versuchte sich vor seinen Kameraden aufzuspielen, indem er übertrieben die Brust vorstreckte, um Pedersens muskulösem Körper optisch Paroli zu bieten. Die Faust, die ihn letztlich mit voller Wucht an der Kinnspitze traf, hatte er indes nichteinmal kommen sehen. Wie vom Blitz getroffen sackte er bewußtlos in sich zusammen.
    »Man, Alter spinnst du?« schrie einer der anderen Jugendlichen, doch dann hatte er auch schon Pedersens Knie in der Magengrube und bevor er aufschreien konnte, schickte ihn eine krachende Rechte ins Reich der Träume. Noch ein weiterer Jugendlicher ging in Windeseile KO. Der vierte von ihnen suchte nun das Weite, so gut er das in seinem alkoholisierten Zustand zuwege brachte. Auf die Idee, seine halbvolle Schnapsflasche wegzuwerfen, kam er aber nicht. Pedersen sah dem torkelnden, stolpernden Kerl hinterher, bis dieser jammernd und lallend den Parkplatz verlassen hatte. Mit prüfendem Blick suchte er sich von den Jugendlichen Kleidungsstücke aus, von denen er hoffte sie würden ihm einigermaßen passen. Ekel vor der getragenen Kleidung empfand er dabei nicht. Hose, Schuhe und Shirt waren in besserem Zustand, als jedes andere Kleidungsstück, das er in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen hatte. Auf eine Unterhose verzichtete er dennoch. Zuletzt streifte er einem der Jugendlichen noch eine auffällige, dunkelblaue Stoffjacke mit Kapuze und einem großen weißen Schriftzug auf dem Rücken vom Leib. Bei zwei der Jugendlichen fand er außerdem noch Geldbörsen und etwa 30 Euro. Neugierig musterte er kurz den 20 Euro-Schein. Dann steckte er das Geld ein, klemmte sich die Stoffjacke unter den Arm und verließ den Parkplatz.
    Pedersen sah die Straße entlang. Dort war immer noch der flüchtenden Jugendliche zu sehen, wie er unkoordiniert das Weite suchte. Pedersen schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Er folgte der Straße in Richtung der Skyline vor ihm. Wenn alles seine Richtigkeit hatte, dann mußte das Frankfurt sein.
    Nach etwa einem Kilometer kam er an einer Bushaltestelle vorbei und sein Blick fiel auf eine zusammengeknüllte Zeitung, die auf dem Boden lag. Er hob sie auf und starrte neugierig auf das Titelblatt: »GELDSCHOCK!« stand dort in riesigen Lettern zu lesen und darunter »Staat nimmt uns wieder mehr vom Lohn ab«. Links daneben, war ein Bild eines Eisbären zu sehen, mit der Überschrift »Abschied von Knut«. Hastig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher