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Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)

Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)

Titel: Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)
Autoren: Stephan Orth
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eines Abends für ihn gebraten waren, aß Roland dann. Er hat sie am meisten für seine Treue und Bruderliebe verdient. Dreimal hatte Johanna herrlichen Apfelkuchen gebacken, wir mußten ihn aber selber aufessen.
    8. Oktober 1912
    Roderich angekommen. Um 1 / 2 2 Uhr steckte er seinen Kopf zur Thüre herein. Wir saßen in Adolers Stübli u. warteten mit dem Essen. Der schönste Tag meines Lebens.
    Da sitzt er wieder bei uns, hat weder seine Hände noch Nase erfroren – sieht gesund aus, ist noch gewachsen und seine blauen Augen sind noch blauer geworden. Wir haben sie halt lang nicht mehr gesehen. ... Roderich hat von 2 Uhr bis 12 Uhr nachts ununterbrochen erzählen müssen. Fertig sind wir noch lang nicht.
    Alfred de Quervain († 13. Januar 1927 in Zürich)
    Zürich, 24. November 1912, »Neue Zürcher Zeitung«
    Reisebericht der schweizerischen Grönlandexpedition 1912 von Dr. Alfred de Quervain.
    Nicht ohne Zögern folge ich dem Wunsch nach einem ausführlichen Bericht über die schweizerische Grönlandexpedition 1912, insbesondere unsere Durchquerung Grönlands.
    Denn immer mehr sehe ich es ein, daß dabei ein schwerer Uebelstand offenbar werden wird, der unserm Unternehmen anhaftet. Wir haben nämlich in den entscheidenden Augenblicken nicht daran gedacht, daß ein Feuilleton daraus werden sollte. Wir hatten nur im Auge, daß es eine wissenschaftliche Expedition sein sollte, die mit bestimmten Feststellungen nach Hause kommen müsse. Wir glaubten, alles, was von uns erwartet werden könnte, wäre, daß wir unser Programm richtig durchführten. An das wollten wir alles setzen, und als es dann einfach gelang, meinten wir naiv, damit sei auch alles in Ordnung, und waren sogar noch ein bißchen stolz. Biedere Schweizer!
    Unterdessen hatten wir so vieles versäumt, was, wie wir jetzt wissen, auch noch dazu gehört hätte.
    Schon von vorneherein haben wir uns durch unsere ungehörigen Vorbereitungen so mancher kostbaren Gelegenheit beraubt, in jene interessanten Situationen zu kommen, die auf einer Expedition eintreten, wenn plötzlich etwas Wichtiges fehlt, was durchaus da sein sollte. Um welche spannenden Momente haben wir damit uns und, was viel schlimmer ist, den Leser gebracht!
    Auch unterwegs reihte sich, wie ich erst jetzt zu Hause richtig einsehen lerne, Mißgriff an Mißgriff. Wer ließ uns zur rechten Zeit das Hundekutschieren lernen? Und welcher Vorwitz war es, zur rechten Zeit das richtige Hundefutter auftreiben zu wollen! Das allein hätte, wie jeder Polargeschichtskundige weiß, ja doch zwei unwiderbringliche Chancen bedeutet, mit sensationellen Nachrichten – und leeren wissenschaftlichen Notizbüchern nach Hause zu kommen. Wir haben sie natürlich verpaßt.
    Aber weiter: Wer hieß uns so lächerlich pedantisch vorsorgen, daß wir nicht die beste Zeit mit dem Suchen nach einem Aufstieg zum Inlandeis verlieren mußten? Wer brachte uns auf die fast unfaire Einsicht, gerad die geeignete Jahreszeit für die Durchquerung zu wählen?
    Wie sollen mit solchen kleinlichen Prinzipien die Schauergeschichten zustande kommen, die sich für eine Expedition gehören? Nicht einmal Eisbären haben wir geschossen; kaum daß einer zwei steife Finger nach Hause gebracht hat! Ich bitte unsere Freunde, die uns ihre finanzielle Hilfe, unsere Gönner, die ihre moralische Unterstützung gespendet haben, um Nachsicht, daß wir einfach unsere Aufgabe gelöst haben, ohne das Heft weiter mit interessanten Klecksen zu verzieren.
    Hans Hoessly († 8. Oktober 1918 in Zürich)
    Zürich, Dezember 1912, Jahresbericht des Akademischen Alpen-Clubs Zürich
    Quer durch Grönland
    Der versprochene Bericht kann nicht erscheinen, da H. Hoessli zu faul ist, ihn zu schreiben, und sagt, man solle in der NZZ nachlesen.
    Karl Gaule († 22. Juni 1922 in München)
    Aachen, 9. Dezember 1912, Brief an Roderich
    ... Dass ich nichts mehr mit dem Q. zu tun habe, ist mir sehr angenehm. Seit ich fort bin, habe ich keine Silbe gehört und keine Zeile gesehen von ihm. Die Reiseberichte in der N.Z.Z. haben sie mir von zu Hause geschickt. ... Dass er sich auch nicht die kleinste Bemerkung verkneifen kann, wenn er sie für geistreich und bedeutend hält. Seine Erzählung würde ja tatsächlich gar nicht schlechter, wenn er Zweidrittel von dem ausschmückenden Beiwerk wegliesse. ... Ob er wirklich gar nicht merkt, wie beleidigend seine ewigen Zweifel an der Redlichkeit anderer sind? Und wie schlecht er selbst dadurch erscheint, weil ja seine Verdächtigungen
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