Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod
Autoren: Alafair Burke
Vom Netzwerk:
Village zur Avenue C und dann wieder zum Flatiron schaffen.«
    »Ich fand es schon bemerkenswert, dass er innerhalb von zehn Minuten beim Flatiron war.«
    »Wenn Sex winkt«, sagte Ellie, faltete das Papier wieder zusammen und gab es McIlroy zurück. »Das Opfer war an dem Abend also verabredet, aber das hatte nichts mit dem Mord zu tun.«
    »Nein, da bin ich mir gar nicht so sicher. Mein Gefühl sagt was anderes.«
    Ellie zog eine Braue hoch. Wenn sie ihrem Lieutenant Glauben schenkte, konnte ein falsches Gefühl von McIlroy ihren Ruf auf Jahre hinaus beschädigen.
    »Keine Sorge«, sagte Flann, der ihre Miene gesehen hatte. »Es ist ein Hauch mehr als ein Gefühl – das garantiere ich Ihnen. Erinnern Sie sich, wie unser Opfer diesen Gentleman Brad kennengelernt hat?«
    »Übers Internet. Ganz einundzwanzigstes Jahrhundert.« Der E-Mail-Wechsel war über FirstDate.com gelaufen. Diesen Namen hatte Ellie erkannt. Soweit sie wusste, war FirstDate eine der größten Partnervermittlungen im Raum New York. Sie konnte kaum eine Station mit der U-Bahn fahren oder an einer Bushaltestelle vorbeikommen, ohne durch große Anzeigen darüber informiert zu werden, dass irgendwo im weiten Cyberspace die wahre Liebe auf sie wartete. Wenn der Mann, der einem da versprochen wurde, Ähnlichkeit mit Brad dem umtriebigen CameraMan hatte, fiel es ihr überhaupt nicht schwer, ihre gelegentlich aufflammende Neugier zu zügeln.
    »Ich habe gelesen, dass Sie sich für die Hightechmethoden der Verbrechensbekämpfung interessieren, und hoffe davon zu profitieren«, sagte Flann.
    Dies war die erste Bestätigung dafür, dass McIlroy von ihren fünfzehn Minuten Berühmtheit wusste. Im Rückblick bedauerte Ellie, überhaupt Interviews gegeben zu haben. Sie hatte es für ihre Mutter getan, in der Hoffnung, ein Porträt über sie könnte ihrer Klage gegen das Police Department von Wichita mehr Aufmerksamkeit einbringen. Die Strategie war nicht aufgegangen. Die Klage war nach wie vor anhängig, das Police Department bezeichnete den Tod ihres Vaters nach wie vor als Selbstmord, und ihre Mutter war nach wie vor pleite.
    »Machen Sie sich keine übertriebenen Hoffnungen«, erwiderte sie. »Ich habe gesagt, dass ich mich dafür interessiere, nicht, dass ich auf dem Gebiet Expertin bin.«
    »Erinnern Sie sich an diesen Mord?«
    McIlroy reichte ihr ein weiteres Blatt Papier. Es war die Kopie eines Zeitungsartikels – ungefähr ein Jahr alt – über den Mord an einer anderen jungen Frau. Sie war in NoLita, im Norden von Little Italy, erschossen worden.
     
    Wie die Polizei mitteilt, ist gestern am frühen Morgen eine ambitionierte Psychologin und Autorin, die sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen befasst hat, in Manhattans In-Viertel NoLita auf offener Straße erschossen worden. Einem Polizeisprecher zufolge haben die bisherigen Ermittlungen ergeben, dass Caroline Hunter, 29, kurz nach zwei Uhr nachts an der Ecke Spring und Elizabeth Street einem missglückten Raubüberfall zum Opfer fiel.
    Hunter war im Begriff, an der New York University in Sozialpsychologie zu promovieren; Gegenstand ihrer Dissertation war die Bedeutung von Online-Beziehungen für die Gesellschaft der Gegenwart. Erst kürzlich hatte sie den Vertrag für ein Buchprojekt unterschrieben, in dem sie ihre Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollte.
    »Zweifellos hätte Carrie sich als eine der wichtigsten Soziologinnen ihrer Generation erwiesen«, sagte Joan Landers, Lektorin bei Penman Publishing. »Wir alle hätten viel von ihr lernen können.«
    Die Schüsse fielen mitten in einem Telefonat, das Hunter mit ihrer Mutter führte.
    »Sie hat oft so spät angerufen, wegen der Zeitverschiebung«, sagte Barbara Hunter in Yakima, Washington. »Sie wollte mir eine gute Nacht wünschen und sagen, dass es ihr gut geht. Gerade als sie mir von einem Treffen mit ihrer Lektorin erzählte, hörte ich so etwas wie ein Handgemenge und dann zweimal einen lauten Knall.«
    Mrs. Hunter hielt es für möglich, dass ihre Tochter von einer Verabredung kam, die sie im Rahmen ihrer laufenden Forschungen über eine Internet-Kontaktbörse getroffen hatte, und auf dem Weg zu ihrer Wohnung im East Village war. Laut Polizei haben die Ermittlungen ergeben, dass der Mann, mit dem Hunter zu Abend gegessen hatte, mit dem Mord nichts zu tun hatte. Zeugen sahen einen Mann mit Hunters Handtasche fliehen. Zu momentan Verdächtigen machte der Polizeisprecher keine Angaben, doch die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher