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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod
Autoren: Alafair Burke
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Nachforschungen laufen.
     
    Das Foto neben dem Artikel rührte an etwas in den Tiefen von Ellies Erinnerung. Es kam immer wieder vor, dass eine der vielen tausend gut aussehenden, beruflich erfolgreichen jungen Frauen in New York der allgegenwärtigen Gewalt zum Opfer fiel. Verbrechen dieser Art waren für die Lokalpresse ein gefundenes Fressen. Caroline Hunter war ein paar Tage lang berühmt gewesen und dann als ungelöster Fall zu den Akten gelegt worden.
    Ellie sagte McIlroy, dass sie sich dunkel an die Geschichte erinnere.
    »So ging es mir auch«, erwiderte er, »und als ich unseren jetzigen Fall übernahm und sah, wie hübsch Amy Davis war, sind mir die Schlagzeilen von damals wieder eingefallen. Die Art, wie die Medien sich darauf gestürzt haben. Aus purer Neugier habe ich mir die Akte besorgt. Caroline Hunter. Fällt Ihnen irgendwas auf?«
    »Nicht zu übersehen«, sagte Ellie. »Diesem Artikel zufolge wurde sie erschossen, als sie von einem Date kam, das sie im Internet ausgemacht hatte. Sie hat sogar an einer Doktorarbeit über Online-Beziehungen geschrieben.«
    »Noch was?«
    »Zwei Frauen, beide attraktiv. Beide in Manhattan. Ungefähr gleich alt. Aber eine erdrosselt, die andere erschossen.« Natürlich wusste Ellie, dass Mörder die Methode wechseln konnten, solange sie nicht Bestandteil dessen war, was sie Modus Operandi nannten.
    »Wie sieht es mit dem Zeitpunkt aus?«
    Sie vergegenwärtigte sich das Datum von vergangenem Freitag und erkannte, worauf McIlroy hinauswollte. »Genau ein Jahr Abstand.«
    »Auf den Tag genau. Jetzt wissen Sie, warum ich sagte, es sei mehr als ein Gefühl.«
    »Ich glaube, Sie haben gesagt, ein Hauch mehr.«
    »Es ist aber mehr. Und deshalb fahren wir jetzt zu Amy Davis’ Wohnung. Ihre Aufgabe, Detective Hatcher, ist es, etwas zu finden, das uns sagt, dass wir auf der richtigen Fährte sind.«
     

4
    Amy Davis hatte in einem fahrstuhllosen Haus aus der Vorkriegszeit gewohnt. Avenue C, das war die Lower East Side, nicht zu verwechseln mit SoHo, Tribeca oder einer der anderen berühmt-berüchtigten Bastionen der Großstadt-Coolness. Hier in Alphabet City kam die Sanierung langsam Haus für Haus beziehungsweise Block für Block voran: Das Spektrum reichte von unscheinbaren Spritzenausgabestellen für Drogensüchtige bis hin zu Schickimicki-Cocktailbars. Davis’ Haus war eins der schäbigeren im Viertel.
    McIlroy drückte auf einen der etwa zwanzig Klingelknöpfe neben der Haustür. Aus dem kleinen Lautsprecher darunter schepperte eine Stimme: »Dígame.«
    »Policía. Estamos aquí con respeto a asesinato.«
    Einzelne Wörter verstand Ellie. Sie waren die Polizei und waren wegen irgendetwas gekommen. Ihr Spanischwortschatz konnte eine Zufuhr an Substantiven gebrauchen.
    Ein spitzbärtiger Mann in verwaschenen Jeans und einem zu großen Flanellhemd öffnete die Tür. »Ihr Spanisch ist nicht schlecht, aber ich komme mit Englisch gut klar.«
    McIlroy stellte Ellie und sich kurz vor. Der Hausverwalter hieß Oswaldo Lopez. Seine Freunde nannten ihn Oz, wie er mit einem Seitenblick auf Ellie hinzufügte. Sie folgten ihm die steile, in der Mitte des Hauses befindliche Treppe hinauf.
    »Wie lange sind Sie hier schon Verwalter?«, keuchte McIlroy, der Mühe hatte, Schritt zu halten.
    »So etwa acht Monate.«
    »Was können Sie uns über Amy Davis erzählen?«
    »Zahlt die Miete. Kommt und geht. Eher zurückhaltend, hier jedenfalls. Wie die anderen auch. So ist es hier nun mal.«
    »Jemand, mit dem sie häufiger zu sehen war?«, fragte Ellie.
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich bin nicht der Doorman von einem Nobelhochhaus, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Ellie verstand sehr wohl, was er meinte. Vermutlich kümmerte Oz sich um etwa die Hälfte aller Mieter-Beschwerden, je nachdem, wer am großzügigsten, oder aber am hartnäckigsten war. Am Privatleben der Mieter war er ganz bestimmt nicht interessiert. Wie er gesagt hatte: So war es hier nun mal.
    »Wann können wir die Wohnung wieder vermieten?«, fragte Oz.
    »Wenn die derzeitige Mieterin unter der Erde ist«, gab McIlroy zurück.
    »Schon gut, Mann, sollte nicht respektlos klingen. Der Eigentümer wollte es nur wissen.«
    »Wenn Davis ihre Miete bezahlt hat, gibt es für ihn bis zum Monatsende keinen Grund zur Klage. Oder?«
    »Wie gesagt, sollte nicht respektlos klingen.«
    Als sie das fünfte der sechs Stockwerke erreichten, löste Oz einen Schlüsselring von seinem Gürtel und öffnete die Tür am Ende des Ganges.
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