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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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leid, meine liebe Gracie, aber ich kann dir im Augenblick gar nichts anbieten», fuhr Lord Brickwood nun fort. Dabei geleitete er seine erste Verlobte zu jenem Fauteuil, den die spätere Version eben geräumt hatte. «Aber ich wollte gerade zum Mittagessen nach Cheevers fahren. Zum Grafen von Thanet, weißt du? Wir sind sehr befreundet. Du wirst ihn ja bald kennenlernen.»
    «Wie schön, Horatio! Aber da kann ich doch gleich mit dir nach Cheevers fahren. Ich habe mir stets gewünscht, den Grafen kennenzulernen. Er hat eine so reizende Art auf dem Fernsehschirm.»
    «Ja, warum auch nicht», antwortete Onkel Horatio und schnitt ein recht langes Gesicht. «Wenn ein unerwarteter Gast auch vielleicht gewisse Schwierigkeiten mit sich bringt. Ich denke, wir sind bereits ein Dutzend, und jedermann weiß natürlich, daß Tom Thanet entsetzlich abergläubisch ist. Aber wir haben viele Dinge zu besprechen, meine liebe Gracie, und dazu bleibt noch genug Zeit, ehe wir nach Cheevers aufbrechen. Die Autofahrt dauert von der Stadtmitte bloß fünfundfünfzig Minuten. Wir werden -Teddy! Die Klingel!» rief er, als die Türglocke abermals schrillte. «Wer es auch ist - von mir aus der Herzog persönlich -, laß ihn nicht herein.»
    «Dem Himmel sei Dank!» ächzte Teddy, denn auf der Schwelle standen George Churchyard und Morag.
    «Bist du etwa krank?» erkundigte sich George. «Du bist ziemlich blaß.»
    «Direkt leichenhaft», nickte Morag.
    «Hier war einiges los seit eurem Weggehen», gelang es Teddy zu sagen. «Du weißt ja, mein Onkel. Er hat Gäste.»
    «Merkwürdige Stunde, um Gäste zu empfangen», bemerkte George.
    «Merkwürdiger Onkel, Herzchen», schnurrte Morag.
    «Aber können wir nicht trotzdem eintreten? Ich muß dir etwas Lebenswichtiges mitteilen.»
    «Könntet ihr nicht etwas später wiederkommen?»
    George schüttelte den Kopf. «Ich muß meine unwiderrufliche Entscheidung bis ein Uhr getroffen haben. Ich bin mit ihm zum Mittagessen verabredet.»
    «Mit wem?»
    «Mit Professor Needler.»
    «Professor Needler?»
    George nickte. «Ja, hab ich dir’s nicht erzählt?»
    Teddy zuckte die Achseln. «Vielleicht könnten wir uns in meinem Schlafzimmer unterhalten. Bitte kümmert euch auf dem Weg dorthin um niemanden.»
    «Wie es mir schon so oft im Leben durch den Kopf ging», stimmte Lord Brickwood eben an, als die drei den Salon betraten, «plätschern die reinen Quellen der Gerechtigkeit dicht unter unseren Füßen ewig in ihren zeitlosen Höhlen. Ich fühle, Gracie, das ist —»
    «Bekannte von mir», murmelte Teddy seinem Onkel zu, und sie durchquerten den Salon. «Sind auf einen kleinen Plausch vorbeigekommen.»
    «Hallo, Herzchen», murmelte Morag in Lord Brickwoods Richtung. «Haben Sie in letzter Zeit ein paar gute Entwürfe gesehen?»
    «Entschuldigen Sie die Störung», sagte Teddy zu Elaine, die im Speisezimmer den New Statesman las.
    «Wenn Sie diesen Raum schon als Wartezimmer benutzen», regte sie liebenswürdig an, während das Trio vorbeieilte, «sollten Sie doch wenigstens einige Illustrierte hier auslegen.»
    Teddy steckte den Kopf in das Schlafzimmer seines Onkels und warf den Blisses kurz zu: «Nur einen Augenblick noch.»
    «Moment mal -» Edgar erhob sich vom Wäschekorb. «Ich möchte ja nich unhöflich sein, verstehen Sie, aber ich wüßte gern, was hier eigentlich gespielt wird.»
    «Aber nicht das geringste, Mr. Bliss. Lord Brickwood hält seine üblichen morgendlichen Geschäftsbesprechungen ab, das ist alles.»
    «Üblich! Eines kann ich Ihnen verraten, junger Mann, in Bacup würde man so was nich üblich nennen.»
    «Nein?»
    «Soll das heißen, daß es hier jeden Tag so zugeht?»
    «Mit Ausnahme des Sonntags», nickte Teddy.
    «Viele Hände -» hob Sal an.
    «Lord Brickwood wird Sie sicher nicht länger als einen Augenblick warten lassen», unterbrach Teddy sie rasch. «Ich glaube, hier wird uns niemand stören», sagte er zu George und Morag und schob sie in sein eigenes angrenzendes Schlafzimmer. «Tut mir leid, daß das Bett noch nicht gemacht ist und auch sonst nicht viel Ordnung herrscht», schloß er, «aber offen gestanden haben weder mein Onkel noch ich genügend Geld, um uns eine anständige Mahlzeit zu kaufen, geschweige denn, jemanden zu bezahlen, der das Geschirr wäscht.»
    «Dann wirst du über meine Neuigkeit sehr erfreut sein», bemerkte George und setzte sich auf das Fußende des Bettes. «Zuerst aber muß ich dir noch etwas sagen. Heute früh haben Morag und ich
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