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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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ein gutes Gedächtnis. Wie die Dinge liegen, kämen mir eben jetzt zehntausend für die Renovierungsarbeiten äußerst gelegen. Du kannst dir nicht vorstellen, was es kostet, eine Pension für den Eigentümer selbst wohnlich zu erhalten, geschweige denn für die Gäste. Ich muß neue Leitungen legen lassen. Das ist erstaunlich teuer. Dann natürlich die Wasserinstallationen -»
    «Elaine, ich besitze einfach keine zehntausend.»
    «Wirklich? Meine Informanten sagen mir, daß du seit deiner Rückkehr in Saus und Braus auf Spesenkonto lebst.»
    «Elaine, das könntest du mir doch nicht antun», versuchte Lord Brickwood es erneut.
    «Du wirst staunen, ich kann. Ich finde, daß du mir für all die Jahre, die wir gemeinsam verlebten, immerhin eine gewisse Anerkennung schuldest, Ascot, Torquay, Worthing, Bath, Ilfracombe, wenn ich mich recht erinnere, Poole -»
    «Elaine -» Lord Brickwood starrte auf den Teppich. «Elaine, ich muß dir etwas sehr, sehr Ernstes sagen. Teddy, geh bitte solange in die Küche. Du kannst nach fünf Minuten wiederkommen. Wenn du schon draußen bist, schau gleich nach, ob wir nicht doch irgendwo etwas Eßbares übersehen haben.»
    Teddy saß auf dem Küchentisch und kaute an seiner Unterlippe. Der Zweifel, der ihn an Onkel Horatios klarem Verstand beschlichen hatte, war keine bloß hingeworfene Redensart gewesen. Er begann zu fürchten, daß der lange Aufenthalt unter der tropischen Sonne den Geist seines Onkels getrübt hatte, ganz abgesehen von der Belastung durch all die Probleme, deren Lösung er seinem Verstand pausenlos zuzumuten schien. Er überlegte, ob er den Arzt seines Vaters überreden könnte, hierherzukommen und den alten Knaben für einige Zeit in eine Heilanstalt sperren zu lassen. Er war jetzt nicht nur weit davon entfernt, Onkel Horatios Hilfe anzuflehen, um Abigail von dem bleichen Ersatzmann loszueisen, der seine eigene Rolle in ihrem Leben übernommen hatte, er begriff auch, daß ihm selbst nicht die geringste Chance zu einem Rettungsversuch verblieb, sobald sein Onkel mit zweihundertvierzigtausend Pfund auf die Londoner Saison losgelassen war. Er war jedoch mit diesen Überlegungen noch nicht weit gekommen, als sich auch schon die Küchentür öffnete und Onkel Horatio verkündete:
    «Teddy! Mein Junge! Du mußt es als erster erfahren! Ich habe eine einfach großartige Neuigkeit für dich. Elaine und ich haben uns soeben verlobt.»
    «Was!» Teddy fiel vom Tisch.
    «Na komm, mein Junge.»
    Teddy folgte seinem Onkel in den Salon zurück.
    «Die Wege der Vorsehung», eröffnete Lord Brickwood und umklammerte Elaines Hand, die auf dem toten Hund ruhte, «sind undurchsichtig. Elaine und ich waren Freunde - sehr gute Freunde - in jenen heiteren Tagen, als Hyperion das Derby gewann, die Sonne über jedem Quadratmeter des Britischen Empires strahlte und zwanzig Zigaretten einen Shilling kosteten. Damals war ich jung, Teddy. Einjüngling, kaum älter, als du es jetzt bist. Ich war zu schüchtern, um der Dame, die ich glühend verehrte, jemals einen Heiratsantrag zu machen. Aber das Schicksal», sagte er und tauschte ein Lächeln mit Elaine, «hat uns in unseren reiferen Jahren wieder zusammengeführt. Um wieviel köstlicher ist es, daß wir nun, da unsere jugendliche Sprunghaftigkeit hinter uns liegt, den Nachmittag unseres Lebens gemeinsam verbringen dürfen. Kismet -»
    «Aber was wird aus Mrs. Prothero?» platzte Teddy hervor. «Mrs. Prothero? Das ist die Frau, die ich eben als Haushälterin für diese Wohnung eingestellt habe», erklärte er Elaine. «Ich werde sie wohl entlassen müssen. Nicht daß ich es sehr bedauerte. In meinem Herzen hegte ich stets den Verdacht, daß sie nicht eben ideal für den Posten geeignet sei.»
    « Onkel -! » rief Teddy.
    «Du wirst dich in meiner Pension so nützlich machen, mein lieber Waffles», murmelte Elaine.
    «Pension? Ich versichere dir, mein Liebes, daß ich uns einen weitaus passenderen Rahmen geben werde. Was natürlich nicht heißen soll, daß dein eigenes Unternehmen es nicht mit dem Savoy aufnehmen könnte. Nicht üppige Teppiche und dienernde Kellner sind es, die dem Reisenden Behaglichkeit schenken. Durchaus nicht. Es ist vielmehr das Gefühl des Zuhauseseins, das du, wie ich absolut überzeugt bin, so wunderbar zu erwecken verstehst, Elaine. Teddy, trag die Tasche der künftigen Lady Brickwood ins Vorzimmer -»
    «Ich behalte sie lieber bei mir, Waffles», lächelte Elaine und umklammerte ihre Tasche.
    «Wie du willst, wie du
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