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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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sich um Abigail.»
    Im Bus, der ihn vom Berkeley Square nach Hause brachte, hatte Teddy sich zu einem schwerwiegenden Entschluß durchgerungen. Wenn Onkel Horatio auch zugegebenermaßen seine Fehler hatte, so war er doch genau der richtige Mann, hatte Teddy überlegt, der einen Plan auszuhecken imstande war, um Abigail von dem abscheulichen, bleichgesichtigen, pomadisierten, gezierten, lavendelblau gekleideten, parfümierten Schwert des Damokles zu befreien, das so drohend über ihr schwebte.
    «Weißt du, Abigail -» begann er.
    «Abigail? Hast du dich mit dem Mädchen nicht ausgesöhnt?» fragte sein Onkel gereizt.
    «Ich brauche deinen Rat -»
    «Mein lieber Junge, ich habe dich wegen Abigail bereits wie einen Packesel mit Ratschlägen beladen. Du kannst wirklich nicht voraussetzen, daß ich mich im Augenblick mit diesen Dingen befasse.»
    «Aber, Onkel!» sagte Teddy enttäuscht. «Die Lage hat sich entsetzlich zugespitzt, und du bist der einzige -»
    «Auf unserem Horizont zeichnen sich andere und leuchtendere Sterne ab», unterbrach Lord Brickwood ihn bereits freundlicher. «Zugegeben, die Blisses entsprechen nicht genau meiner Vorstellung von Zechbrüdern, und sie kommen aus diesem komischen Ort, der wie eine Verdauungsstörung klingt -»
    «Onkel», warf Teddy streng ein, «du wirst nichts tun, was auch nur im mindesten anrüchig ist.»
    «Anrüchig?» Onkel Horatio sah ehrlich verletzt drein. «Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, Teddy, aber du entwickelst dich zu einem rechten Spießer. Außerdem haben mir sonst bloß zwei Geldverleiher auf meine Anzeige geantwortet und irgendwelche Leute, die mir zumuten, von Tür zu Tür Lexika zu verkaufen. Ich! Als Hausierer! Es ist unfaßbar!»
    «Du willst jene Leute also wahrhaftig deinem Freund, dem Grafen von Thanet, aufdrängen?»
    «Aber ich kenne ihn doch überhaupt nicht», gab Lord Brickwood gelassen zu und nahm einen Prospekt vom Eßzimmertisch. «Diese Neureichen werden jedoch selig sein, wenn sie glauben, daß ich ihn kenne. Mit einiger Geschicklichkeit wird es mir gelingen, in Cheevers unbemerkt Eintrittskarten zu kaufen, und dann werde ich sagen, es sei irgendein Mißverständnis unterlaufen, und wir werden im Selbstbedienungsrestaurant zu Mittag essen. Wie ich höre, ist das Essen in seiner Art ausgezeichnet. Im Prospekt steht, daß der Graf am Nachmittag erscheint, um sich mit seinen Besuchern zu unterhalten. Schließlich kann die breite Masse jederzeit Gemälde in der Nationalgalerie anglotzen, aber einen leibhaftigen Grafen vor sich zu haben, ist eben doch reizvoller. Bei dieser Gelegenheit wird es mir ein leichtes sein, den Eindruck der engsten Vertrautheit zwischen ihm und mir zu erwecken. Ich bin überzeugt, daß der Ausflug ihr Vertrauen in mich ungemein vertiefen wird. Wir dürfen nicht vergessen, die zweite Kartenhälfte aufzubewahren», sagte Lord Brickwood, der den Prospekt durch sein Monokel hindurch betrachtete, «damit hat man ermäßigten Eintritt in Woburn.»
    «Onkel», erklärte Teddy entschieden, «du bist verrückt.»
    «Junger Mann, du wirst mich bald dazu zwingen, dir ein wenig Respekt beizubringen. Wir dürfen unsere Gäste nicht länger vernachlässigen», setzte Lord Brickwood hinzu und ging zur Salontür. «Sie sind ein wenig gehemmt und könnten sich leicht hinter unserem Rücken verdrücken. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung», rief er den Blisses zu. «Ich habe die Unterbrechung gleich dazu benutzt, um Tom anzurufen. Sie werden von Cheevers begeistert sein. Es liegt am Rande der berühmten North Downs, ist leicht von London aus zu erreichen und bietet seinen Gästen prächtige Ausblicke und jede Annehmlichkeit. Nachher...» Er beschrieb einen weiten Bogen mit seiner Zigarre. «Die gesamte Londoner Saison liegt vor uns, vielversprechend wie ein Dutzend ungeöffneter Austern. Ascot, Henley, Eton und Harrow, Glyndebourne, Cowes... Wir werden uns alles zu Gemüte fuhren. Gemeinsam.»
    «Von wegen dem Honorar, Mylord - wollt sagen, Horatio», murmelte Edgar, während Teddy wieder unruhig von einem Bein aufs andere trat. «Wenn Sie so freundlich wären, mir einen Voranschlag -»
    Lord Brickwood hob abwehrend die Hand. «Darüber können wir uns später immer noch unterhalten. Kein Gentleman, glaube ich, spricht vor dem Mittagessen von Geldangelegenheiten.»
    «Sie können sich darauf verlassen, daß es mir nicht drauf ankommen soll.»
    «Ich bin überzeugt, daß Sie sich mehr als großzügig erkenntlich zeigen werden»,
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