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Olympos

Titel: Olympos
Autoren: Dan Simmons
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jetzt unser eigenes Raumschiff, dachte Harman. Er l ä chelte über seine Hybris, so etwas auch nur zu denken. Trot z dem wärmte ihn der Gedanke innerlich. Dann rief er sich ins Gedächtnis, dass wir zwar unser eigenes Raumschiff haben, aber noch keines bauen können.
    Harman hoffte, dass er das noch erleben würde. Seine Geda n ken wanderten zur Suche nach den Verjüngungsbottichen im Polar- und Äquatorialring.
    »Guten Tag«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihm.
    Harman hob die Energiewaffe aus Gewohnheit und infolge des Trainings, ließ sie jedoch wieder sinken, bevor er sich ganz umgedreht hatte. »Guten Tag, Prospero«, sagte er.
    Der alte Magier trat aus einer Nische in den Felsen. »Du trägst einen vollständigen Kampfanzug, mein junger Freund. Hast du erwartet, mich bewaffnet zu sehen?«
    Harman lächelte. »Ich sehe dich nie ohne Waffen.«
    »Wenn man die Intelligenz als Waffe betrachtet«, sagte Pro s pero.
    »Oder die Arglist.«
    Der Magier bewegte seine geäderten alten Hände, als gäbe er sich geschlagen. »Ariel hat gesagt, du wolltest mich sprechen. Geht es um die Lage in China?«
    »Nein«, sagte Harman, »damit werden wir uns später befa s sen. Ich bin gekommen, um dich an die Aufführung zu eri n nern.«
    »Ah«, sagte Prospero, »die Aufführung.«
    »Hast du es vergessen? Oder beschlossen, nicht zu kommen? Alle werden enttäuscht sein, wenn du nicht kommst – außer deiner Zweitbesetzung, natürlich.«
    Prospero lächelte. »So viel Text zu lernen, mein junger Prom e theus.«
    »Nicht so viel, wie du uns gegeben hast«, erwiderte Harman.
    Prospero öffnete erneut die Hände.
    »Soll ich dem Ersatzmann sagen, dass er für dich einspringen soll?«, fragte Harman. »Er wird begeistert sein.«
    »Vielleicht wäre ich doch gern dabei«, sagte der Magier. »Aber muss es als Schauspieler sein? Kann ich nicht auch als Gast kommen?«
    »Bei diesem Stück musst du mitwirken«, sagte Harman. »Wenn wir Heinrich IV. auf die Bühne bringen, kannst du unser Ehrengast sein.«
    »Eigentlich wollte ich schon immer mal Sir John Falstaff spi e len«, erklärte Prospero.
    Harmans Lachen hallte von den Felsenspitzen und der Fel s wand wider. »Also kann ich Ada sagen, dass du kommst und anschließend noch auf ein Gläschen und ein paar Gespräche bleibst?«
    »Ich freue mich schon auf die Gespräche«, sagte das solide Hologramm, »wenn auch nicht auf das Lampenfieber.«
    »Tja … Hals- und Beinbruch.« Harman nickte und freifaxte fort.
     
    In Ardis House gab er seine Waffe und den Kampfanzug ab, schlüpfte in Canvas-Jeans, einen Kittel und leichte Schuhe und ging auf die nördliche Wiese hinaus, wo gerade letzte Vorbere i tungen am Theater getroffen wurden. Männer brachten die bunten Lampen an, die über den Reihen frisch zurechtgesägter Holzsitze, über dem Biergarten und in den Pergolen hängen würden. Hannah stand auf der Bühne und war damit beschä f tigt, die Lautsprecheranlage zu testen. Einige der Freiwilligen trugen eine letzte Farbschicht auf Kulissen auf, und jemand zog den Vorhang immer wieder auf und zu.
    Ada sah ihn und versuchte, mit der zwei Jahre alten Sarah zu ihm hinüberzugehen, aber die Kleine war müde und zu que n gelig, sodass Ada sie auf den Arm nahm und den grasbewac h senen Hang hinauf zu ihrem Vater trug. Harman gab beiden einen Kuss, und dann küsste er Ada noch einmal.
    Sie schaute zur Bühne und den Sitzreihen zurück, zog sich e i ne lange Strähne schwarzer Haare aus dem Gesicht und sagte: »Der Sturm? Glaubst du wirklich, dass wir alle schon so weit sind?«
    Harman zuckte die Achseln und legte ihr dann den Arm um die Schultern. »Es war als Nächstes dran.«
    »Kommt unser Star wirklich?«, fragte sie und lehnte sich an ihn. Sarah winselte und verlagerte ihre Position ein wenig, s o dass ihre Wange die Schultern beider Elternteile berührte.
    »Er hat zugesagt«, erklärte Harman, der es selbst nicht glau b te.
    »Es wäre nett gewesen, wenn er mit den anderen geprobt hä t te.«
    »Tja … man kann nicht alles haben.«
    »Nein?« Ada warf ihm jenen Blick zu, dessentwegen Harman sie vor über acht Jahren für eine von der gefährlichen Sorte g e halten hatte.
    Ein Sonie schoss in geringer Höhe über die Bäume und Hä u ser hinweg und tauchte zum Fluss und der Stadt hinab. »Ho f fentlich war das einer der bescheuerten Erwachsenen und nicht einer der Jungs«, sagte Ada.
    »Apropos Jungs«, sagte Harman. »Wo ist unserer? Ich habe ihn heute Morgen nicht gesehen, und ich
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