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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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würde. Er ärgert sich doch schon immer, wenn die Leute ihn noch für einen Schüler halten. Ich mag es. Aber ich mag's auch, wenn er die Haare länger trägt ... gibt 's eigentlich was, dass ich nicht an ihm leiden kann? Manchmal ist er gemein und lässt Sprüche ab, die ganz schön unter die Gürtellinie gehen. Jene, die's trifft, merken es meistens gar nicht, weil er seine Boshaftigkeit dann auch noch sehr subtil verpackt und mit sehr viel Charme vorbringt. Er verarscht die Leute bisweilen nach Strich und Faden.
    „Dumme Menschen kann ich einfach nicht ausstehen", ist seine Entschuldigung bei verbalen Missgriffen. Ganz schön arrogant, nicht? Ich schreibe das seiner Jugend zu und hoffe, dass er mit den Jahren toleranter wird. Er guckt mich an und ich lese in seinem Gesicht, dass er mit sich noch nicht einig ist, wie er mit mir verfahren soll. Noch immer ist er wütend, aber dennoch hält er meine Hand, fast gegen seinen Willen wie mir scheint. „Hallo, Jannick", sagt Klara da leise, „willkommen! Ich bin Klara, deine Mama und das hier ist Josy, dein Papa!" Der Papa streichelt mit seinen Riesenhänden ganz vorsichtig über Klein-Jannicks Gesicht und Tränen der Rührung laufen ihm dabei unentwegt über seine Wangen und tropfen auf Klaras Haare. Diese Momente sind es, die sich unauslöschlich einprägen, seltene und kostbare Momente des Lebens. Katharina sieht mich mit tränenfeuchten Augen an und ich registriere Nicks Räuspern. Ich muss auch blinzeln, damit ich wieder klar sehen kann.

    Keine Charlotte, sondern Jannick!

    Nick

So hab' ich mir das nicht vorgestellt... das war ja unglaublich, irgendwie unfassbar!
Wie dieser kleiner Kopf da zum Vorschein kam und dann mit Schwung auch noch der Rest ... also da hab ich's im Grunde erst geglaubt, dass Klara 'n Kind kriegt. Und mein Josy jetzt Vater ist. Von einem Jungen! Also hat mich mein Gefühl doch nicht getäuscht. Und Jan ... Während der letzten halben Stunde - denn länger hat es nicht gedauert vom Hereingehen ins Schlafzimmer bis zum Schlüpfen des Kleinen - habe ich Jan bewundernd beobachtet. Er war so ruhig und gelassen und sprach die ganze Zeit leise auf Klara ein, die sich während der Wehen an ihn lehnte und sich an ihn klammerte, an ihn wohlgemerkt, nicht an Josy. Ein Außenstehender hätte sicher gedacht, dass Jan und Klara zusammengehören würden. Sie wirkten wie ein gut aufeinander abgestimmtes Paar, während Josy nur Klaras Hand hielt, der große liebe Kerl.
„Ob Jan während der Geburt seiner Kinder auch so ruhig war?", dachte ich.

Als Elisabeth während der letzten Wehe - Klara schreit ganz laut!- geschickt das Kleine festhält, das wie eingeölt herausgeschossen kommt - mir wäre es prompt durch die Hände geflutscht - fällt mein Blick natürlich sofort interessiert auf das unglaublich kleine Teil, das eigentlich nicht da sein dürfte, wenn's ein Mädchen wäre ... „ach, nee", denke ich, „Charly - doch keine Charlotte!"
    Die Hebamme packt den winzigen Kerl mit den schwarzen Haaren gleich auf Klaras Bauch. Jan und Josy haben ihr auf's Bett geholfen und wir alle sind ganz aus dem Häuschen. Ich falle Katharina spontan um den Hals, sie erwidert meine Umarmung und dann gehen wir beide um's Bett herum, damit wir den Kleinen richtig ansehen können. Katharina zieht mich zu sich und sie legt auch Jan den Arm um die Taille und als ich sie umarme, spüre ich hinter ihrem Rücken seine Hand. Er hält mich fest. Katahrina löst sich von uns und setzt sich zu Klara und Josy. „Nick", sagt Jan leise zu mir, „ich will, dass du wieder nach Hause kommst." Verflixt, wie ich seine Stimme liebe! Josy hat derweil ganz andere Probleme. Er ist völlig aus dem Konzept gebracht, weil das Kind kein Mädchen ist. Wo sie doch keinen Jungennamen haben! Typisch Josy, dass ihm das Kopfzerbrechen bereitet!
    Klara sieht in dem Moment hoch zu Jan und wenn ich nicht wüsste, dass sie Josy liebt, wäre ich glatt eifersüchtig geworden bei dem Blick, den sie ihm zuwirft. Ihr ist ein Name eingefallen.
    „Jannick", sagt sie . Mit ,Jott' am Anfang. Ich spüre den Druck von Jans Hand.
    „Noch einmal pressen, Klara, dann ist 's gleich ganz geschafft", sagt Elisabeth energisch, „?die Nachgeburt muss noch raus!"
    Ein blutiges Gebilde klatscht in die Schüssel, die schon bereit stand und ich habe urplötzlich ein ziemlich mieses Gefühl im Magen ... meine Beine versagen plötzlich und knicken einfach unter mir weg und ich wäre der Länge nach hingeschlagen, wenn Jan mich
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