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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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heute Morgen eine Schnitte nach der anderen verdrückte, diese unkomplizierte Frohnatur.
    Josy kommt schon wieder angerannt. Echt, so kenn' ich ihn gar nicht. Der Mann steht völlig neben sich. „Das ist 'ne Irre", stammelt er mich an, „weißt du, was sie gesagt hat? Dass es toll ist, dass sie erbrochen hat und jetzt geht sie Kaffee kochen. Kaffee!! Oh Gott, Nick, ich bin völlig fertig!" Wirklich? Mensch, Josy, da wär' ich nicht drauf gekommen.

    Jan

Wir halten vor Josys und Klaras Häuschen. Zwanzig nach neun.
„Ob 's schon da ist?", fragt mich Katharina beim Aussteigen.
„Ach wo", sage ich, „das ist doch das erste Kind ..." Außerdem will ich unbedingt noch was essen, bevor 's richtig losgeht! Wir klingeln.

Nick öffnet nur, um gleich wieder zurückzulaufen. Er hat mich gar nicht wahrgenommen, so scheint's mir. Katharina sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Achseln. Den Grund erfahren wir sogleich. Josy ist umgekippt. Mitten im Schlafzimmer.

„Guten Abend", sage ich zu der zierlichen Blonden, die vermutlich die Hebamme ist. An wen errinnert sie mich nur?

Sie sieht mich prüfend an.
„Schon mal 'n Kind gekriegt?", fragt sie mich.

„Drei", antworte ich gut gelaunt, „hallo Klara! Wie geht's?"

Sie veratmet gerade eine Wehe.
„Den Umständen entsprechend", kichert sie, als sie's geschafft hat. Klara verliert auch in kritischen Situationen nie ihren Humor, das schätz ich so an ihr. „Jan! Bring Josy hier raus", fleht sie, „der Ärmste steht's nicht durch!"

Nick und Katharina kümmern sich bereits um ihn. Er torkelt käsebleich zwischen beiden aus dem Zimmer. Ich gehe zu Klara und setze mich neben sie. Sie kniet auf dem Bett mit einem Gurt um den Bauch. Neben ihr auf einem kleinen Tischchen sehe ich den Herzton-Wehenschreiber und höre die typischen Geräusche.
„Was war denn?", frage ich. Klara setzt zur Antwort an, doch da kündigt sich schon die nächste Wehe an. Das schnelle rhythmische Trommeln der Herzschläge ihres Kindes verlangsamt sich.
    „Darf ich?", stöhnt sie und hält sich an meiner Schulter fest. „Nur zu", sage ich, „komm', ich stütz dich!" „Ihre Fruchtblase ist geplatzt", sagt die Hebamme, während ich Klara halte und dabei betrachtet sie interessiert die Auschläge der Nadel des Schreibers, „das hat ihn mordsmäßig erschreckt... es wird nicht mehr lange dauern ... Klara?" Die sinkt nach dieser Wehe zusammen. „Ja?", fragt sie erschöpft.
    „Ich untersuch' dich jetzt noch mal ... ich glaube nämlich, du bist schon vollständig eröffnet... ich taste mal ... ja, bin- go ... kann losgehen!" Sie sieht mich an. „Hol' mal den Kaffee aus der Küche, ja? Der müsste jetzt fertig sein. Gieß' ihn in 'ne Schüssel und kipp' soviel kaltes Wasser dazu, dass du's auf der Hand gut ertragen kannst! Ach, und wir haben uns noch gar nicht vorgestellt - also ich bin Elisabeth!"
    „Wie unhöflich von mir", sage ich, „stimmt ja. Freut mich, dich kennen zu lernen, ich heiße Jan!" Ich gehe los und grübele, wo ich ihr Gesicht schon mal gesehen habe. „Doch nichts essen vorher", denke ich wehmütig und mein Magen knurrt ganz laut in dem Moment. Im Wohnzimmer hockt Josy zusammengesunken auf dem Sofa und schluchzt. „ ... bin ihr keine Hilfe ... ich Idiot..." Nick, der neben ihm sitzt und den Arm väterlich um seine Schultern gelegt hat, sieht hoch. In seinem Blick ist kurzzeitig ein Lächeln, das er sich aber schnell wieder verbietet. Katharina kommt mit mir in die Küche.
    „Der arme Josy", sagt sie, aber sie muss doch kichern, „wie geht's Klara?"

    „Ganz gut", sage ich, „das Kuad ist bald da ..." „Schon?" Sie sieht mich erstaunt an. „?Wolltest du nicht noch was essen?"

„Hör bloß auf, sage ich, „ich mag nicht dran denken ... hm, was ist das hier? Nudelauflauf... lecker!" Sehnsüchtig starre ich auf die Backform, die - im übrigen noch halb gefüllt! - auf dem Herd steht.(Was war mit Josy los? Hatte der heute mal keinen Appetit?) Aber vielleicht geht's flott jetzt und dann ... ich muss schlucken. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Mit der Kaffeeschüssel gehe ich zurück. „Kannst du sie stützen, wenn sie sich hinhockt?", fragt mich die kleine Hebamme, „in der nächsten Wehenpause setz' dich mal hinter sie!" Klara ist ganz schön schwer in ihrem schlaffen Erschöpfungszustand, aber gemeinsam hieven wir sie zwischen meine Beine, so dass ich sie optimal halten kann. So war' s auch damals bei meinen Kindern. Das ist schon so lange her, selbst Lilys
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