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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin
Autoren: Marie Cordonnier
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ihn in der Rolle der frechen Bademagd bei Maudez verführen. Wenn er fürchten müsste, dass er Euch entehrt hat oder gar Euren Ruf gefährdet ...«
    »So etwas sollte ich tun?«, unterbrach Oliviane sie verblüfft.
    »Je nun«, Gwenna hielt die Überraschung ihrer Herrin für sittliche Entrüstung und wurde ein wenig verlegen. »Das wäre eine Möglichkeit, die ich einer kühnen jungen Witwe raten würde. Aber in Eurem Fall ...«
    Oliviane hörte ihr längst nicht mehr zu. In ihrem Kopf nahm der Plan bereits Gestalt an. Sie legte ihre Mehlhand auf Gwennas Arm und sah sie aus ihren großen samtigen Augen bezwingend an. »Du meinst, er sucht Maudez’ Badestuben regelmäßig auf?«
    »Die meisten Männer tun das«, nickte Gwenna verdutzt. »Aber ...«
    »Du musst mir helfen!«, forderte Oliviane und fiel ihr schon wieder ins Wort. »Ich kann doch nicht einfach dort hineinmarschieren und Maudez um seinen Beistand bitten. Man muss das genau planen, damit wir zum einen nicht gestört werden, zum anderen aber auch ein paar von seinen Rittern mit ihm dort sind. Wenn er nicht wirklich in der Klemme steckt, wird er nicht nachgeben!«
    »Das ist doch ...!« Gwenna stemmte die Arme in die Hüften und starrte ihre Herrin fassungslos an. »Das könnt Ihr nicht tun! Ihr seid eine Edeldame, eine hochgeborene Jungfer aus bester Familie!«
    »Zum Kuckuck! Du selbst hast mir doch geraten, zu diesem Mittel zu greifen!«, schimpfte Oliviane mindestens ebenso empört zurück. »Komm mir jetzt bloß nicht mit Unzucht und Sünde! Er soll endlich zugeben, dass er mich liebt, dass er nicht ohne mich leben kann und Sehnsucht nach mir hat! Danach will ich gerne für den Rest meines Lebens die Zehn Gebote befolgen und meinem Gatten für immer treu sein!«
    »Ach Gott!«, hauchte Gwenna und bekreuzigte sich zur Sicherheit gleich mehrmals hintereinander. »Ob das gut ausgeht?!«
    »Das lass nur meine Sorge sein«, sagte Oliviane energisch. »Hilf mir bei diesem Streich, und es wird dein Schaden nicht sein!«
    »Ich will nichts dafür!«, schnaubte Gwenna noch eine Spur grimmiger. »Ich tu’s, weil ich Euch gern hab’. Aber wenn Ihr noch eine Mutter hättet – sie würde mich teeren und federn für die Dummheit, dass ich Euch diesen Floh ins Ohr gesetzt habe. Nehmt einmal den schlimmsten Fall an: dass Ihr keinen Erfolg habt, dass der Seigneur diesen Streich in den falschen Hals bekommt und Euch für ein liederliches Frauenzimmer hält ...«
    Oliviane zuckte mit den Schultern und reckte das Kinn vor. »Dann kann ich auch nicht unglücklicher sein, als ich es ohnehin schon bin. Ich hab’ nichts zu verlieren, Gwenna, du darfst es mir glauben!«
    Die plötzliche Traurigkeit in ihrem Gesicht wirkte auf die Köchin überzeugender als alle Worte. Sie wusste, wie es einem ums Herz war, wenn man sich nach einem Kerl sehnte. Da ging es den noblen Damen wohl auch nicht viel anders als einer einfachen Köchin, die beim letzten Wintersturm ihren Mann verloren hatte.
    »Überlegt es Euch gut«, warnte sie trotzdem noch einmal.

25. Kapitel
    »Heilige Mutter Gottes, das ist doch ...«
    »Ein Wort zu viel, Maudez, und sie zieht dir bei lebendigem Leibe die Haut ab!«
    »Unsere süße Herrin, das würde sie nie tun!«
    Gwenna verdrehte die Augen und zog den Besitzer der Badestuben tiefer in den Hof, hinter das Brennholzfuhrwerk, das noch nicht ganz entladen war. Je weniger Zeugen es für dieses Gespräch gab, desto sicherer erschien Gwenna die ganze Angelegenheit.
    »Du schweigst, verstanden?«, forderte sie und bemühte sich, die ganze Autorität, die sie als Köchin des Herrenhauses genoss, in ihre Stimme zu legen. »Du hast keine Menschenseele gesehen und nichts gehört. Das ist lediglich meine arme kleine Nichte aus Penmarch, die sich bei dir als Bademagd verdingt, ich hab’s dir doch schon tausendmal erklärt!«
    »Begriffen hab’ ich’s schon«, brummte der Mann und warf der verhüllten hoch gewachsenen Mädchengestalt einen so entsetzten Blick zu, dass Oliviane im Schatten ihres Umhanges trotz aller Aufregung lächeln musste. »Aber bei allen Heiligen, ich begreife nicht, weshalb ...«
    »Niemand verlangt von dir, dass du es begreifst«, schimpfte Gwenna. »Der Seigneur wird später kommen, so, wie er es jeden Freitagabend tut. Sorge dafür, dass er in der hinteren Kammer nicht gestört wird und dass ihm meine Nichte zu Diensten ist, verstanden?«
    »Was hat es mit dieser Kammer eigentlich auf sich?«, wisperte Oliviane, als sie mit Gwenna in dem
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