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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)
Autoren: Jowi Schmitz
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lachten alle.
    Die leere Urne stand wieder auf dem Münztelefon.
    »Jetzt ist sie weg«, sagte mein Vater.
    »Ist sie nicht«, rutschte es mir heraus.
    Mein Vater strich mir übers Haar. »Wo ist sie denn, Krump?«
    Ich zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. In uns drin?«
    »Gut gesagt«, sagte Opa, was aus seinem Mund einem enormen Kompliment gleichkam, weil er fast nie freundliche Bemerkungen machte.
    Sonja hatte Kaffee gekocht. Sascha und ich tranken Cola. Chips gab es auch, aber auf die hatte keiner Lust.
    Wir saßen um das Schwimmbecken herum und schwiegen.
    Dann fuhren meine Großeltern wieder weg. Oma flüsterte mir zu: »Diese Sonja macht einen ganz netten Eindruck. Ehrlich.«
    Ich sagte nichts, weil ich nicht wollte, dass sie wegfuhr.
    »Schätzchen.« Oma nahm mich ein Stück beiseite. »Ich finde es auch früh für eine neue Freundin. Zum Glück hast du auch einen neuen Freund, der dir hilft. Eines musst du dir merken: Die Dinge sind nie genau so, wie man sie gerne hätte. Wenn du das lernst und ein bisschen drüber lachen kannst, dann«, sie gab mir einen Kuss, »kann dir nichts mehr passieren.«
    »Aber wenn nichts so ist, wie ich will …« Wie üblich hatte ich sie nicht ganz verstanden. »Wie stelle ich es dann an, dass es doch noch so wird, wie ich will?«
    »Genau darum geht es doch. Das tust du nicht. Du lässt die Dinge einfach, wie sie sind.«
    »Und tust nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nichts«, sagte sie. »Du akzeptierst sie einfach.«
    Ich muss wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben, denn Oma lächelte und sagte: »Lass dir ein bisschen Zeit.«
    Meine Großeltern stiegen ins Auto. Mein Vater und mein Opa hatten sich wieder die Hand gegeben, aber es sah viel freundlicher aus.
    »Gute Fahrt!«, riefen wir. Und »Seid vorsichtig!«
    Dann waren sie schon um die Ecke gebogen.
     
    Wir machten ein Feuer, obwohl es noch lange nicht dunkel war und erst recht nicht kalt.
    Sascha entdeckte unter einem Stein ein Nest Mauerasseln und setzte sich daneben.
    In mir drin war es ganz leer. Ein bisschen traurig war ich auch, aber vor allem leer. Das fand ich aber nicht weiter schlimm. Vielleicht war es ja das, was meine Großmutter gemeint hatte.
    »Guckt mal!« Sonja kramte eine Chipstüte hervor. Wir aßen Chips, und mein Vater und Sonja tranken Wein.
    Mein Vater hatte einen Arm um mich und einen um Sonja gelegt.
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Olli«, sagte er schließlich und ließ Sonja los. Er holte eine große Streichholzschachtel aus der Tasche.
    Ich schüttelte sie, konnte aber nichts hören.
    »Für mich?« Ich versuchte, erfreut und neugierig zu klingen, obwohl scheinbar nichts drin war.
    Vielleicht war ja ein Geldschein drin, fiel mir da ein, und ich wollte die Streichholzschachtel schon öffnen.
    »Lass sie zu«, sagte mein Vater.
    Ich sah ihn fragend an.
    »Deine Mutter hat sich das ausgedacht. Nicht dass du denkst, das hier sei der soundsovielte kindische Streich deines Vaters. ›Olivia versteht das‹, hat deine Mutter gesagt.« Mein Vater nahm meine Hand. Seine Hände waren schön warm.
    Ich betrachtete den hohen Zaun um uns und die Funken in der Luft.
    Mein Vater zog mich zu sich. »Weißt du noch, am letzten Tag, als du draußen warten solltest?«
    Ich nickte.
    »Da hat sich deine Mutter ein Geburtstagsgeschenk für dich ausgedacht.«
    Ich lehnte mich schwer an ihn. Wenn ich den Kopf ein bisschen schräg legte, hörte ich seine Stimme aus seinem Bauch kommen. Ein Brummen.
    »Wir haben uns überlegt, was ein schönes Geschenk für dich sein könnte, und zufällig hatte ich genau an dem Tag die schönste und größte Streichholzschachtel aus meiner Frühlingssammlung dabei. Für die eine Kerze deiner Mutter, weißt du noch? Wo der Docht immer ertrunken ist.«
    Ich nickte. Die Kerze hatten wir in Friesland zurückgelassen. Auf Omas Bitte hin hatten wir sie dort auf die Fensterbank gestellt.
    Mein Vater fuhr fort: »›Nimm mal die Streichholzschachtel‹, hat deine Mutter gesagt. Da habe ich sie genommen, die Streichhölzer rausgeholt und ihr die Schachtel ans Gesicht gehalten. Weil sie das wollte.«
    Keiner sagte etwas. Das Feuer knisterte. Eigentlich hätte dieser Moment nur für meinen Vater und mich sein sollen, ohne die anderen. Aber so war es eben nicht.
    Ich wollte die Zeit anhalten. Sie anhalten, kurz bevor ich wusste, was das Geschenk war. Das ging aber auch nicht. Ich sah zu Sascha herüber, der mit einem Stöckchen zwischen den Mauerasseln
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