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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)
Autoren: Jowi Schmitz
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Sascha mitkam.
    Gleich würde Sonja mit ihrem üblichen »Tata!« im Friseursalon auftauchen. Ich war sicher, dass Opa das nicht gut fände. So sicher war ich, dass ich jetzt schon ein bisschen Mitleid mit Sonja bekam. »Komm, gehen wir wieder in den Salon«, sagte ich zu Oma. So viel gab es nun auch nicht zu sehen.
    Da kam Sonja schon. Sie hielt einen Korb in der Hand. »Tata!«
    Sie stellte ihn ab und gab meinen Großeltern höflich die Hand. Sie hatte Frühstück dabei.
    »Bei dem schönen Wetter können wir uns in den Garten setzen«, sagte mein Vater. Alle standen auf, außer mir. Der Garten war schrecklich leer ohne das Boot. Und unordentlich. Viele Steine und nur ein bisschen Gras. Das würde Oma und Opa bestimmt nicht gefallen.
    Die anderen gingen schon mal in die Küche vor.
    »… schnell gegangen«, hörte ich Sonja sagen. Ich wusste nicht, ob sie ihre Beziehung meinte oder den Tod meiner Mutter.
    Im Flur nahm ich die Urne vom Münztelefon und trug sie mit kleinen Schritten in den Friseursalon zurück.
    Ich setzte mich damit auf den Zahnarztstuhl.
    Bald wäre die Urne leer. Ein leerer Behälter, weiter nichts. Vielleicht konnten wir sie ja als Vase benutzen.
     
    Mit der Spitze einer Haarschere schnippte ich den Deckel von der Urne. Ein bisschen Asche fiel heraus. Ziemlich weiß. Und ziemlich viel. Die Urne war bis obenhin voll.
    Ich könnte mit der Urne abhauen. Die Erwachsenen saßen alle im Garten, und ich könnte mich mit der Asche meiner Mutter davonmachen. Vielleicht Sascha entgegen. Oder zum Spielplatz. Oder schon mal vorgehen, zum Hafen. Oder heimlich ein kleines bisschen Asche für mich beiseiteschaffen, um sie zu behalten.
    Im Spiegel sah ich mich sitzen, die Urne auf dem Schoß.
    Ich begutachtete meine neue Frisur. Mein Blick war ernst.
    Im Bauch spürte ich wieder das Kribbeln – ein Kribbeln der Vorahnung. Etwas würde geschehen, ohne dass ich es ändern konnte.
    Tschüss, Mama, sagte ich im Stillen. Nicht weil ich mich jetzt schon verabschieden wollte, sondern als Übung.
    Draußen hörte ich Opas Stimme. »Du hast nichts von dir hören lassen, John. Bist du nun ein erwachsener Mann oder nicht?«
    Darauf mein Vater: »Ich arbeite dran, es geht immer besser.« Und da hatte er sogar recht.
     
    Auf dem Mutterschiff war es voll.
    Es schwankte auch viel mehr als sonst.
    Wir saßen im Halbkreis um das Ruder. Sonja und Sascha und Opa und Oma und ich und mein Vater. Mein Vater war am Steuer.
    Ich saß zwischen Sascha und meiner Oma. Sie guckte starr geradeaus. Sie müsse sich auf den Horizont konzentrieren, weil sie ein bisschen Angst vorm Wasser habe, erklärte sie mir.
    Opa hielt die Urne fest.
    Weil es nur wenig Wind gab, ließen wir den Motor an und tuckerten zum großen See in der Nähe der Stadt. Der Schielende Nelie hatte uns abgefangen und uns stolz gezeigt, dass er das Segel gereinigt hatte. »Ich weiß schon, dass heute gar kein Wind ist, aber ein sauberes Segel muss sein.«
    Im vorderen Teil des Sees war es unheimlich voll, danach wurde es ruhiger. Wir fuhren so lange weiter, bis die anderen Boote nur noch kleine Pünktchen waren.
    Dann warfen wir den Anker aus.
    Ich tippte die ganze Zeit mit den Füßen an den Plastikrand unter der Sitzbank.
    »Hör mal auf damit«, flüsterte Sascha.
    So war die Stimmung, man fing ganz von selbst an zu flüstern.
    Mein Vater gab Sonja das Ruder und setzte sich neben mich.
    »Ich hab was für dich.«
    Er überreichte mir eine rote Papiertüte. So eine, wie man sie in einer schicken Boutique bekommt.
    »Da ist aber was anderes drin«, rief Sonja vom Ruder herüber.
    Erst spürte ich Knisterpapier: Auch das gehörte zu einer schicken Boutique. Darin steckte das Kleid meiner Mutter.
    Wieder zusammengenäht.
    »Es ging sogar ganz gut«, sagte Sonja. »Es war nur bei den Nähten aufgerissen.«
    »So was«, sagte Oma. »Das habe ich noch mit ihr zusammen gekauft. Was ist damit passiert?«
    Mein Gesicht wurde warm.
    »Ein kleiner Unfall«, sagte mein Vater. »Ich habe es ein bisschen zu unsanft in meinen Rucksack gesteckt.«
    Ich faltete das Kleid auseinander und schnupperte daran. Nichts da Unterhosengeruch. Nur Mama. So hat sie gerochen.
    »Riecht gut, oder?«, sagte mein Vater.
    »Darf ich auch mal?«
    Es war Sascha, der das fragte. Er sah verlegen aus. Ich nickte. Er schnupperte auch und sagte, dass es gut rieche. Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück, sah erst mich kurz an und dann schnell auf einen Punkt über mir, am Himmel.
    Danach wollten Oma und
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