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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)
Autoren: Jowi Schmitz
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Opa auch am Kleid riechen und schließlich Papa und Sonja. Das war nur fair.
    Als ich das Kleid wieder zusammenlegen wollte, sagte Oma: »Warum probierst du es nicht an?«
    Ich wollte schon sagen, dass es viel zu groß für mich ist.
    Dass ich keine Kleider trage. Dass ich kein Typ für Kleider bin.
    Aber plötzlich war ich nicht mehr sicher.
    Da ging ich in die Kajüte und probierte das Kleid an.
    Es war nur ein kleines bisschen zu groß.
    Als ich wieder an Deck kam, sagte mein Vater mit einer ganz knittrigen Stimme: »Du siehst deiner Mutter wirklich unglaublich ähnlich.«
    Ich wollte eine Runde in dem Kleid drehen, aber das Boot schwankte so sehr, dass ich fast auf Sonja stürzte.
    Sie war ganz weich. Ich flüsterte schnell: »Vielen Dank.«
    »Nichts zu danken«, flüsterte sie zurück.
    Mein Vater übernahm das Ruder wieder.
    Ich hörte, wie Sonja sich schnäuzte.
    »Was sind wir doch nur für Jammerlappen«, sagte ich, und alle mussten ein bisschen lachen.
    Dann wurde es still.
    Alle hielten die Luft an.
    Ich schaute zu Opa, der die Urne festhielt. Ich schaute zu Sonja mit ihren roten Augen.
    »Darf man das überhaupt?«, flüsterte Sascha mir zu.
    »Das ist doch ganz egal, oder? Wir machen es einfach.« Das sagte ich mit mehr Selbstsicherheit, als ich empfand.
    Eigentlich hatte ich auch mein TRESemmé-Heft ins Wasser werfen wollen. Früher legte man auch seinen schönsten Besitz ins Grab, weil der Tote auf eine Reise ging. Meine Mutter lag zwar nicht in einem Grab, und auf Reisen war die Urne schon gewesen, aber ich hätte es trotzdem eine schöne Vorstellung gefunden, dass mein Heft zusammen mit ihr versank.
    Ich hatte Sascha davon erzählt, von dem Heft und von meinem Plan. Aber er fand, dass ich das Heft lieber behalten sollte. Vielleicht würde es ja eines Tages noch zu einem Buch werden. Dann wäre ich reich und berühmt, und alle würden mit mir befreundet sein wollen. »Und dann habe ich dir den Stift gegeben«, sagte er.
    »Ich hab schon einen Freund«, hatte ich geantwortet. Er war knallrot geworden.
     
    Es war so weit.
    Opa stand steif auf, das Boot schwankte. Er gab mir die Urne.
    Ganz vorsichtig schnippte ich den Deckel mit der Schere meines Vaters, die ich mitgenommen hatte, wieder auf. Sofort wirbelte ein bisschen Asche in die Luft.
    »Sollen wir es zusammen machen?« Mein Vater stand auch schon. Jetzt schwankten wir alle drei hin und her.
    Erst fiel ein großer Klumpen Asche heraus und blieb auf dem Wasser liegen. Wir hielten inne und sahen zu, wie ein Teil der Asche versank und ein anderer sich ausbreitete. Danach schüttelten wir vorsichtig den Rest aus der Urne. Wir warteten jedes Mal, bis ein bisschen Wind wehte, sodass die Asche erst aufflog, ehe sie wieder herunterkam. Das gefiel mir.
    Wir bekamen auch ein bisschen Asche ab, aber das war nicht schlimm, eher schön.
    »Wenn du jetzt bloß nicht auf die Idee kommst, nie mehr zu duschen, Olli!«
    Ich lächelte meinem Vater zu.
    Dann war es vorbei.
    »Champagner!«, rief Sonja, reichte allen ein schlankes, hohes Glas und ließ den Korken knallen.
    »Ist das nicht ein bisschen zu festlich?«, hörte ich meinen Opa murmeln.
    Doch am breiten Lächeln meines Vaters erkannte ich, dass er die Idee gut fand. Sascha und ich bekamen auch einen Schluck.
    »Das ging ziemlich schnell«, sagten alle.
    Sonja verteilte Decken, obwohl es eigentlich nicht kalt war. Meine Oma sah sie lange an und lächelte, ehe sie ihr die Decke aus den Händen nahm.
    Sascha half beim Anker einholen. Der Motor sprang sofort an.
    »Kleine Runde um den See drehen?«, fragte mein Vater im selben Tonfall, in dem er manchmal auch »heute Abend ein Feuerchen machen?« sagte. Aber Oma wollte zurück.
    Wir legten an einem leeren Landesteg an. Ich knotete einen Schielenden Nelie und führte Oma vor, wie leicht das war.
    Dann zwängten wir uns alle in Opas und Omas Auto. Sonja saß auf dem Beifahrersitz und ich bei meinem Vater auf dem Schoß.

 
    22
     
    »Wie findest du mein Schwimmbad?«, fragte mein Vater.
    Wir saßen alle zusammen drum herum. Ich hatte mich umgezogen, damit mein rotes Kleid nicht schmutzig wurde. Sonja hatte Klappstühle für meine Großeltern geholt, alle anderen saßen auf dem Boden.
    »Klein«, antwortete Opa lächelnd, und ich sah, dass meine Oma ein bisschen lachte.
    Der schlimmste Streit war wohl beigelegt.
    »Und wie findest du den Garten?«, fragte mein Vater.
    »Garten? Meinst du etwa diesen Haufen Sand mit den paar Grashalmen dazwischen?«
    Diesmal
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