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Oliver - Peace of Mind

Oliver - Peace of Mind

Titel: Oliver - Peace of Mind
Autoren: Nicole Schroeter
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Dave begraben werden, wenn er stirbt?“, fällt mir ein.
„Ach, der interessiert sich doch nur für sein Leben. Der kann neben seinem
Vater beerdigt werden, wenn es so weit ist. Ich habe ihm Geld gegeben, damit er
dafür sorgt, dass Oliver und mein Grab gepflegt werden.
     
    Ich mag Betty sehr. Schon damals fand ich sie klasse. Aber jetzt habe ich
ein komisches Gefühl im Bauch. Etwas fühlt sich gar nicht richtig an. Ich muss
darüber nachdenken.

Zuhause
     
    Als ich die Tür aufschließe, kicke ich die Schuhe achtlos von mir und
werfe die Jacke über den Stuhl. Ich klappe mein Notebook auf. Ich habe jetzt
Fragen, die es mir beantworten soll.
    Als Erstes google ich den Weg zum Friedhof. Eine halbe Stunde braucht man
dorthin. Wie blöd, wo ich direkt gegenüber von einem anderen Friedhof wohne.
Egal! Ich kann jetzt unabhängig von Betty dort hinfahren. Ich habe ein Herz
gekauft. „In Liebe“ steht darauf. Ich möchte es auf das Grab legen, aber darf
ich das? Ich habe das Gefühl, Betty hat gar keinen Platz für eine andere
Liebende gelassen. „War das auch schon so, als Olli noch lebte?“, frage ich
mich.
    Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum ein so attraktiver Mann
laut Bettys Worten – an Einsamkeit – sterben musste.
     
    Die Suchmaschine spuckt mir dazu folgenden sehr schönen Vergleich aus:
     
    Wahre Mutterliebe besteht darin, für das Wachstum des Kindes zu sorgen,
und das bedeutet, dass sie sich selbst wünscht, dass das Kind von ihr loskommt.
    Hierin unterscheidet sich diese Liebe grundsätzlich von der erotischen
Liebe.
    Bei der erotischen Liebe, werden zwei Menschen, die
getrennt waren eins.
    Bei der Mutterliebe dagegen, trennen sich zwei
Menschen, die eins waren.
    (Zitat aus „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm)
     
    Wie auch immer. Für Veränderung ist es zu spät.
     
    Aber endlich kann ich weinen. Ich bin unendlich traurig und unendlich
wütend. Ich mag Betty sehr, aber mir wird klar, es kann nur einer der Gute sein
in dieser Tragödie: Entweder ist Oliver ein fauler Nichtsnutz gewesen, der
nichts auf die Reihe bekommen hat und immer nur Mist gebaut hat, während Betty
ihr ganzes Leben nur auf ihn ausgerichtet hat, um wenigstens zu versuchen, ihn
zu retten. Dabei hat sie auf alles verzichtet und steht daher heute ohne einen
Partner und liebe Freunde da.
     
    Oder: Betty hat ihren Sohn nicht wachsen lassen. Weil sie mit Männern nur
schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er erst so niedlich und hübsch, und dann so
groß und stark war. Weil er der einzige Mann war, mit dem sie je auf einer
Wellenlänge gewesen ist, der sie - trotz allem - jung und attraktiv gehalten hat.
So viele Rocksongs haben sie zusammen übersetzt, während andere Frauen ihres
Alters mit langweiligen Ehemännern in der Oper saßen. Wer hat Betty denn dazu
angehalten, auch in ihrem Alter noch regelmäßig Krafttraining zu machen?
     
    Sie war noch immer schlank und blond und sehr stolz darauf. Das war ihr
sehr wichtig. Aber noch etwas war sie jetzt: Sie war jetzt so einsam, wie
Oliver es war, als er von ihr ging.
    Am Ende hat er sich getrennt. Nachdem beide die gesunde Trennung verpasst
haben, hat er die krasseste aller Trennungen vollzogen. Er ist tot umgefallen.
In seiner schön eingerichteten Wohnung. Einfach so.
     
    Seither wartet Betty darauf, dass ihr Sohn sie ins Reich der Toten holt.
Dave braucht sie doch nicht. Der hat doch seine Arbeit. „Wer braucht wen
eigentlich nicht? Sie ihn nicht? Oder er sie nicht?“, denke ich noch, bevor ich
einnicke.
     
    Ich wache davon auf, dass das Notebook auf meinem Schoß piept. Der Akku
ist leer. Ich recke mich, denn mit Laptop auf den Beinen schläft man nicht gut.
Ich schließe ihn ans Stromnetz an und google noch schnell Guns n‘ Roses, weil
Betty gesagt hat, dass Olli die gehört hat. Das erste Lied, das mir erscheint,
ist: Don’t cry. Kenne ich das? Ich höre mal rein. Oh, ja! Wie schön! Ich google
den Text und breche beim Lesen erneut in Tränen aus. Ich lade das Lied auf
meinen iPod. Dann drucke ich mir den Text aus. Das wird unser Lied sein, nur
unseres!
     
    Sprich leise
zu mir
Lass Deinen Kopf nicht hängen vor Kummer
Bitte weine nicht
Ich weiß, wie du dich in deinem Inneren fühlst
    Weißt du
denn nicht...
    Ich liebe
dich noch, Baby
Weine nicht heute Nacht
Es gibt einen Himmel über dir, Baby
    Flüster
mir etwas zu
Und seufze für mich
Gib mir einen Kuss bevor du
mir Auf Wiedersehen sagst
Nimm es nicht so ernst
Und nimm es nicht so schwer
Ich
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