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Oliver - Peace of Mind

Oliver - Peace of Mind

Titel: Oliver - Peace of Mind
Autoren: Nicole Schroeter
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werde noch an dich denken
Und an die Zeiten, die wir zusammen hatten ... Baby
    Bitte
vergiss nicht, dass ich nie gelogen habe
Und bitte denk daran
Wie ich mich gefühlt habe, und jetzt, Honey
musst du deinen eigenen Weg gehen
Aber es wird dir gelingen
Es wird dir besser gehen morgen
Wenn das Morgenlicht kommt.
    Baby,
vielleicht irgendwann
     
    Ich bilde mir ein, dass Olli diesen Text für mich ausgewählt haben würde,
könnte er noch zu mir sprechen. Und das tröstetmich tatsächlich durch
die kommende Nacht.

Dezember 2008 und Januar 2009
     
    Er war früh aufgewacht an diesem Morgen. Silvester war endlich vorbei.
Das bekloppte Feiern hatte ein Ende. Trotzdem konnte man in diesem Haus nie
ordentlich schlafen. Irgendeiner schrie immer gerade seinen Nachbarn an oder
hatte den Fernseher zu laut oder die Musik voll aufgedreht. Dennoch war er
dankbar, endlich nicht mehr im Pik As, der Obdachlosenunterkunft hausen zu
müssen, in der seine Mutter ihn abgegeben hatte.
     
    „Sie hatte ja recht gehabt“, dachte er, während er noch an die vergilbte
Decke starrte. „Er passte nicht in ihre perfekte Wohnung. Bei ihr hatte alles
seine Ordnung und alles hatte seinen Platz. Und er war sich darin vorgekommen
wie ein Elefant im Porzellanladen. Er hatte ihr immer nur Sorgen bereitet. Egal,
was er tat, es war nie etwas Schlaues dabei herausgekommen: Weder hatte er so
was wie Arbeit, noch eine Familie hinbekommen. Am Ende hatte er nur noch
gestört.“
     
    Seine Mutter freute sich zwar immer, wenn er da war, denn sie hatte ja
sonst auch niemanden. Aber gleichzeitig spürte er oft, dass er störte. Mal war
sie stolz auf ihn, er, jung und schön an ihrer Seite. Dann wieder fühlte er
sich angemeckert, wie ein Kind. In der letzten Zeit war es dann besonders
schlimm geworden.
     
    Er war so müde. Abends baute er sich schon zu den Abendnachrichten sein Sofa
im Wohnzimmer zum Bett um. Seine Mutter sah fern. Und immer öfter passierte es,
dass er schon einschlief. Aufwachen tat er am Ende erst zum Mittagessen. Er
wusste auch nicht, warum er soviel schlief, wie ein Baby. Sein Körper fühlte
ich so erschöpft an. Er hatte oft Gliederschmerzen und sowieso konnte er sich
kaum noch längere Zeit auf einen Film konzentrieren.
     
    Die Jahre mit den Drogen hatten an ihm gezehrt. Sieben Jahre war er nun
schon im Methadonprogramm. Seither konnte er wieder am normalen Leben
teilhaben. Aber wozu, das wusste er nicht. Es gab einfach keinen Platz für ihn
in dieser Welt. Er war irgendwie anders. Die Menschen mochten ihn nicht, und er
mochte sie erst recht nicht. Wenigstens da war er sich mit seiner Mutter einig.
Das war ein Thema, über das sie oft sprachen. Über die ganzen Scheißtypen da
draußen.
     
    Irgendwann kamen die Schmerzen. Ständig hatte er Bauchschmerzen und seine
Mutter schimpfte, dass sein Bauch immer dicker wurde. Schließlich war sie schon
über sechzig. Und mit ein bisschen Disziplin und genügend Training konnte ihrer
Meinung nach jeder einen flachen Bauch behalten. Sie sagte ihm, er solle mit
seiner Ärztin reden, wenn er sein Methadon abhole. Aber was sollte die ihm
schon sagen? Für die war er doch schon lange ein hoffnungsloser Fall.
     
    „Wenn ich einmal sterbe“, sagte er eines Tages, als er gerade am Fenster
stand und auf die Elbe schaute. „Dann möchte ich, dass Du mich verbrennen
lässt, und dass meine Asche in die Elbe gestreut wird. Seine Mutter hatte sich
nur aufgeregt. Von dem Thema wollte sie nichts hören.
     
    Eines Morgens, seine Mutter wischte gerade wieder die Wohnung. Das tat
sie jeden Morgen und ebenso oft beschwerte sie sich bei ihm, ihren „Kram“ nicht
in Ruhe erledigen zu können, wenn er da war. Was tat er denn so Schlimmes? Er
lag doch nur da? Störte das auch? Wenn er aber nicht nach Hause kam. Wenn er
durch die Stadt streifte, dann rief sie ihn regelmäßig auf seinem mintfarbenen
Nokia Handy an und beschwerte sich, dass er sich nicht meldete. Sie ging immer
davon aus, dass wieder etwas passiert sei. Egal was er tat, egal wo er war, er
hatte das Gefühl, es war immer falsch, was er tat.
     
    Also hatte sie ihm den kleinen tragbaren Fernseher aus dem Keller geholt
und war mit ihm zusammen mit der Bahn zur Stadthausbrücke gefahren, wo sie ihn
im Pik As abgegeben hatte. Ein Bett gab es da schließlich auch.
     
    Die Beziehung verbesserte sich. Zumindest für seine Mutter. Sie hatte
wieder genug Raum und Zeit für ihre täglichen Reinigungsrituale, und Oliver
rief täglich an und kam auf ein
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