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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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recht, als sie sah, dass Oksa das Granuk-Spuck zum Mund führte.
    Tugdual versetzte alle in Erstaunen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Eleanor«, beruhigte er sie mit sanfter Stimme, »sie wird dir nichts tun.«
    Oksa flüsterte eine Formel und pustete ins Granuk-Spuck. Das Mädchen brach zusammen.
    »Gedächtnis-Radier-Granuk«, sagte sie, als sie Gus’ fragenden Blick bemerkte. »Und der da ist für dich!«, fügte sie hinzu und warf ihm einen Grammierer-Befähiger zu. »Los jetzt.«
    Tugdual sah sie undurchdringlich an.
    »Viel Glück, Kleine Huldvolle.« Er wandte sich an Gus: »Pass gut auf sie auf.«
    Gus zögerte einen Augenblick, hin- und hergerissen zwischen seinem sturen Groll und tiefem Mitleid. Der Groll siegte.
    »Werde ich, und zwar besser, als es dir je gelungen ist!«
    Ungerührt kehrte Tugdual ihnen den Rücken zu und trat in den Gang, gefolgt von den beiden Besuchern. Sie erstarrten, als sie Geräusche am anderen Ende des Gangs hörten. Es war zu spät, um kehrtzumachen. Oksa rief sofort ihre Invisibellen herbei, während Tugdual Gus an die Wand drückte. Eine Gruppe von fünf Menschen kam auf sie zu, unter Bewachung ebenso vieler schwarz gekleideter und bis zu den Zähnen bewaffneter Männer. Nur einer war nicht bewaffnet.
    Orthon.
    »Tugdual, mein Sohn, ich möchte dir unsere neuen Freunde vorstellen!«
    Noch nie hatte Gus sich so sehr gewünscht, Mauerwandler-Blut zu haben. Er versuchte, mit der Wand zu verschmelzen, jedoch ohne Erfolg. Geschickt baute sich Tugdual vor ihm auf. Nun blieb Gus nur noch die Hoffnung, dass seine Verkleidung ihre Feinde täuschen konnte.
    »Wir sind nicht Ihre Freunde!«
    Oksa kannte diese Stimmen. Und Gus auch.
    »Merlin Poicassé, du warst immer schon so … aufbrausend!«, seufzte Orthon. »Schon als du noch mein Schüler warst, hast du dir keine Gelegenheit entgehen lassen, dich bemerkbar zu machen. Und nicht immer auf positive Weise«, fügte er hinzu und wandte sich an zwei der unter Bewachung stehenden Erwachsenen, offenbar ein Ehepaar.
    Merlins Blick fiel auf Gus, der den Kopf tief senkte und das Gesicht so gut wie möglich unter seinem Rollkragen verbarg. Er beugte sich vor, um besser zu sehen. Gleich würde es zur Katastrophe kommen!
    Doch Gus nutzte die Tatsache, dass Orthon immer weiter über seine Zeit als Lehrer schwadronierte. Er blickte Merlin verstohlen an, machte eine ganz kleine Kopfbewegung von links nach rechts und konzentrierte sich mit aller Kraft auf einen einzigen Gedanken: »Nein, Merlin, sag bitte ein einziges Mal in deinem Leben nichts!«
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Gus’ Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    »Was haben Sie mit uns vor?«, schrie Merlin Orthon an, ohne Gus noch einmal anzusehen, offenbar hatte er das stumme Flehen seines Freundes verstanden.
    »Ach, Merlin Poicassé, ich will mal so sagen, für mich stellst du eine Art … Schutz dar«, antwortete Orthon mit einem finsteren Lachen. »Solange man mir nichts tut, tue ich dir auch nichts.«
    Er sah die vier verängstigten Erwachsenen triumphierend an.
    »Na, na, Monsieur und Madame Poicassé, Monsieur und Madame Monroe, Sie müssen mich doch verstehen! Ihre Verbindung zu den Pollocks könnte mir noch ganz gelegen kommen, für den Fall, dass jemand auf die absurde Idee käme, mir Steine in den Weg legen zu wollen. Wenn Sie mir nun bitte folgen würden …«
    Der kleine Trupp entfernte sich langsam. Bevor er den Fuß auf die oberste Stufe setzte, drehte Merlin sich um.
    Der Gang war leer.
    Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Orthon schlägt zu
    D er lange Rückweg verlief in fast völligem Schweigen. Selbst das Wackelkrakeel beschränkte sich darauf, die Richtung anzugeben. Immer wieder drehte es die Augen um dreihundertsechzig Grad, um abwechselnd Oksa und Gus zu beobachten und dafür zu sorgen, dass der Rückflug auf die bestmögliche Weise verlief.
    Als sich die walisische Küste im Morgengrauen langsam am Horizont abzeichnete, sah Gus Oksa aufrichtig besorgt an.
    »Geht es noch?«
    Er selbst hing an den winzigen Fingern der Froschlinge und wirkte einigermaßen fit, während Oksa offenbar völlig fertig war. Und er wusste, dass das nicht nur an der körperlichen Erschöpfung lag.
    »Wie sollen wir das Niall bloß beibringen?«
    Gus war sprachlos. Darüber zerbrach sich Oksa also den Kopf … Trotz Orthons finsterer Pläne, der grauenhaften Durchscheinenden und Tugduals Zustand hatte sie ihren neuen Freund nicht vergessen. Sie wusste, wie sehr es ihn
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