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Okarina: Roman (German Edition)

Okarina: Roman (German Edition)

Titel: Okarina: Roman (German Edition)
Autoren: Hermann Kant
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die ferne Stadt. Trotz all meiner, wenngleich schwindender, Friedfertigkeit bekenne ich: Führte eine Pipeline an der Hütte vorüber, Stadtgas, Ferngas, Erdgas, Flüssiggas, Schweröl gleichviel, ich bohrte die Rohrleitung an. Schwömme ein Groß-Tanker auf dem Großen Grothensee an meinem kalten Heim vorbei, ich schickte ihn auf Grund. Und bärge seine Heizung plus etliche Vorratsbarrel zugunsten meiner arg verkühlten Hüsung.
    Wie sich mein Problem herumsprach, erfuhr ich Zuspruch. Eine entfernte Cousine hatte Erfahrungen mit einem Katalytofen gemacht. Ich, entsann ich mich, zur frühen Moeller-Zeit in Moellers Wellblechgarage auch. Das Öflein vom Umriß eines kaffeemützengroßen Bienenkorbs gab soviel Wärme ab wie ein Pulk Glühwürmchen Licht. Es hinderte aber der Hauch den Motorblock, Eisblock zu werden. Wäre es mir gelungen, genügend glimmende Immenstöcke im Zimmer zu verteilen, hätte ich, den Aufwand beim Nachfüllen des Brennstoffs einmal unveranschlagt, damit warm werden können.
    Eine andere meiner Basen brachte wegen meiner Waldesnähe den englischen Kamin ins Gespräch. Holz wachse mir faktisch ins Haus, schrieb sie, der Rest sei eine Umbaufrage. – Und eine des Umweltbewußtseins wie des Bewußtseins generell, erwiderte ich. Der von ihr benannte Wärmequell sei Ursprung des englischen Kolonialsystems gewesen. Weil abertausend junge Engländer aus ihren verqualmten Vaterhäusern und ihrem verqualmten Vaterland rannten, um östlich von Aden oder im östlichen Amerika freie Luft zu atmen. Oder Luft überhaupt.
    Ein zeitweilig angeheiratet gewesener Schwager riet zu öfterem Staubsaugen. Seines Wissens dringe die Luft als kalte Luft in den elektrischen Sauger ein und kehre erwärmt in die Stube zurück. Da heiße es, etwas länger unters Gerät zu treten. Auch wolle ihn nicht wundern, wenn mir die Doppelnutzung außer Heißluft und Sauberkeit steuerliche Vorteile brächte.
    Die Kinder fragten in einem ihrer einsamen Briefe an, ob sich meine Gepflogenheit, bei der Arbeit auf und nieder zu schlendern, nicht durch schnelleres Schreiten oder mittleren Laufschritt, durch scharfe Beschleunigung jedenfalls, die mich gegen die Kälte der Umwelt erwärmen müsse, zum Überlebensfaktor wandeln lasse.
    Nach etlichen Kontakten mit verwandten Laien stellte ich solche zur Fachwelt her. Und lernte, daß ich am Ende nur sparen könne. Zwar nicht direkt, aber indirekt umso mehr. Wenn ich erst einmal die Sonnenkollektoren installiert habe, wenn erst einmal die Bodenheizung eingebaut sei, wenn erst einmal Abluftfänger in der Küche und Abluftumsetzschlangen in der Stube arbeiteten, wenn erst einmal die Torfverglühungsfelder glühten und die Moosverglösungsbeete glösten, wenn erst einmal das Windrad sich hoch wie unser Eickboom in die mecklenburgstrelitzschen Winde recke, wenn erst einmal der Tidenhub des Großen Grothensees beim Ohmschen Gesetz in Diensten stehe, wenn erst einmal unter Nutzung des Widerspruchs zwischen der Verdunstungskälte meiner Regentonne und der Verwesungswärme meiner Abfalltonne ein Göpelwerk sich bewege und dieses den Dynamo, wenn erst einmal aus der Spannung zwischen aufschießenden Fichten und beharrendem Erdreich nutzbare Pferdestärken sprängen, wenn erst einmal, kurz gesagt, das nötige Geschirr an seinem Platze sei, an einem sinnreich bestückten Ort in meinem bei Einsatz einiger Mittel sinnvoll umgebauten Haus, dann werde alles billiger kommen als alles, was ich kenne.
    Einsatz einiger Mittel – es sind die stilleren Worte im Lande, auf die man achten soll. Die vorgenannten gelangten, als ich mein Umluftproblem zu lösen trachtete, immerfort an mein banges Ohr. Dieser Zweck, hieß es mit Blick auf den Wärmebedarf, heilige einige Mittel. Wen ich zu Rate zog, der ließ dieFormel nicht aus. Wer mich mit Knowhow belieh, überließ sie mir. Unglaublich, wieviel Berufene es gibt, wenn es gilt, eines anderen Stube zu heizen. So buntgescheckt auch war, was alles mir Vortrag hielt, um im Kampf gegen den Permafrost an meiner Seite zu sein, so einfarbig notenbankblau rieten alle zum Einsatz einiger Mittel.
    Auf der Gradwanderung von Reaumur über Celsius bis Fahrenheit waren jene Ratgeber meinem lachgierigen Herzen am nächsten, die sich wie echtbürtige Unternehmer gaben und so, als seien sie und ich niemals Absolventen des gleichen Kurzen Lehrgangs (B) gewesen. Wer eben noch mein Heim als VEB-Gasinstallateur betreten hatte, wuchs in ihm zum Instrukteur für Letzte Neue Fragen auf und
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