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Okarina: Roman (German Edition)

Okarina: Roman (German Edition)

Titel: Okarina: Roman (German Edition)
Autoren: Hermann Kant
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verlorener Suche war. Historische Empfindlichkeiten kamen ins Spiel, kaum daß ich den Heimwerkern mit Teilung kam. Ich meinte eine meiner Stube in zwei, drei Kammern und Ecken, sie aber führten sich auf, als suche ich ein weiteres Mal die zwischen Stubbenkammer und Dreiländereck herbeizuführen.
    Meine Beteuerung, so kommandantisch sei ich niemals gewesen, verfing nur, solange für möglich galt, ich werde gegen das Thermosyndrom tausend Ziegel aus Waldnaab-Kristall oder Fischland-Bernstein ordern. Eine technisch bedingte Abform von Harmonie griff zwischen uns Platz, kaum hatten wir uns des Harmonikaprinzips zwecks Raumteilung und Kältedämmung entsonnen. Nur beging ich den Fehler, dort, wo meine industriosen Partner versonnen vom Einsatz einiger Mittel sprachen, auf verläßlich umrissene Summen zu dringen. Nicht Größenordnungen, Zahlengrößen interessierten mich, ließ ich die Hammer-und-Zirkel-Leute wissen. Irre ich nicht, war ihnen peinlich, unverbrämt von Geld zu reden. Stockend gaben sie Preise bekannt, die solche der Freundschaft waren. Wohingegen das, was ich für einsetzbar hielt, anfangs befremdend auf sie und endlich entfernend zwischen uns wirkte.
    Als das Fernsehen gerade zu dieser Zeit im Kulturkanal die Gewölbe der spanisch-maurischen Alhambra zeigte, überlegte ich, auch wenn ich nie verläßlich weiß, welches Teil der nach Stalagmiten und Stalaktiten unterschiedenen Naturerscheinung das tropfenfangend Hinaufgewachsene und welches das sickernd Heruntergewachsene ist, ob nicht mein kellerkühler Raum für eine ähnliche Vorhanglösung wie geschaffen sei. Andererseits gefiel mir der Gedanke nicht, es werde sich bei anhaltender Ohnmacht des Ofens ein Aufwuchs beziehungsweise Abwuchs tropfsteinerner Staketen in meiner Höhle kaum vermeiden lassen.
    Panisch zunächst ob dieser Aussicht, doch kühl dann bis ans technische Herz, erwog ich, meinen kaloriensüchtigen Großraum durch den Einsatz von Segeltuchbahnen zu hindern, sich in eine molchmollig grottennasse Kaverne zu verwandeln. Zieh herauf dieses Zelt! sprach dazu, ich hörte ihn genau, der Rebbe in jenem kennerischen Ton, in dem er schon den armen Moishe beraten hatte. Seines Zuspruchs wegen schlug ich mein nicht nur an Wetterfronten erworbenenes Wissen um die begrenzte Trennkraft von Leinwandwänden in den Wind.
    Nachbarn rieten zum Dekorateur am Rathausplatz. Infolge seiner Weltbefahrenheit reiche der Horizont des avancierten Tapeziers über den üblichen Duschvorhang hinaus. Ein Mann nach meinem fröstelnden Herzen, der sich rasch einfand und den Plan rasch abtat. Der abzuteilende Raum verlange im Grunde, sagte er, nach einem beim Kosmos abgekupferten dualen System. Dem Stalak-Stalag-Network, wenn ich wisse, was er meine.
    Obwohl zu sagen versucht, mir ahne, wo er seine Kulturnotizen zapfe, erwiderte ich, meines Wissens sei Beweglichkeit nicht vorherrschend bei Tropfsteingebilden. Auch setze ein derartiger Zugriff auf die Stube-Ofen-Frage vermutlich den Einsatz von Mitteln alhambrischen Zuschnitts voraus. Und die Schatullen maurischer Könige. Oder Aladins Lampe. Oder einen Teil vom Marktanteil arabischer Heizöllieferanten. Ihm mein Hintergrundwissen anzudeuten, pfiff ich Granada dazu.
    Wodurch ich den kunstsinnigen Mann fast schon verlor. Eigentlich sei Art décor sein künstlerisches Feld, sagte er, unddie Verknüpfung grobleinener Jahrmarktsbudenwände mit plumpem Fabrikgestänge nicht sein spezielles Genre. Technisch machbar sei, siehe Berlins asbestfreien Zeltbahnpalast, mein Luftschloß schon. Stelle ich die Mittel, gehe er die Wege. Vorsorglich erwähne er, daß manche Werkstoffe deutlich weniger preiswert als andere kämen. Aber ein Wort von mir, und er sei unterwegs, einige Ballen von jenem golddurchwirkten Linnen heranzuschaffen, mit dem die NASA ihre Astrofähren komfortabliere. Ein Wort von mir und eines von ihm: Mein Ja und seine Kontonummer.
    Wirf hinaus den Schmock! sagte zu diesem der Rebbe. Als sei das Wort ans Ohr des Designers gedrungen, riet er, es einmal mit einem Theatervorhang zu versuchen. Ob mir je aufgefallen sei, welch erstaunlich andere Temperatur von der Bühne ins Parkett wehe, kaum habe sich die dramatische Gardine geöffnet. Unter gewerblichen Gewebekennern spreche man heute noch über den während des Umbruchs fremdbesorgten Tuchtausch der Städtischen Bühne. Wenn die auswärtige Firma den abgebauten Lappen nicht mitgenommen habe, werde er sich auftreiben lassen. Ich möge im Fundus fragen. Das koste ja
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