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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen
Autoren: Wildis Streng
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Blonde vor.
    »Wilhelm Held, Oberstudienrat«, gab der Strickwestenträger Auskunft.
    Heiko bemerkte, dass der Oberstudienrat wohl zum Namen dazugehörte. »Und ihr seid gestern also mit dem Mordopfer hier am Stammtisch gesessen?«
    Die drei nickten schweigend.
    »Und wann ist der Rudolf Weidner heim?«
    »Silvio? Wann issn der Rudi gestern heim?«, rief Maler in die Richtung, in die der Italiener verschwunden war.
    Der Wirt kam aus der Küche. »Der Silvio hockt nämlich auch immer dabei, wenn nicht so viel los ist«, fügte er hinzu.
    Der Wirt setzte sich nun auch wirklich auf den einen freien Stuhl, als würde er eigentlich da und nirgends anders hingehören, und dachte angestrengt nach.
    »Um eins?«
    »Und Ihr Name ist?«, verlangte Lisa zu wissen. Der Italiener verbeugte sich leicht. »Campo. Silvio Campo! Piacere!«
    Herbert überlegte und auf seiner Stirn bildete sich eine Längsfalte. »Also ich war da aber schon daheim.«
    »Ii doch aa«, sagte nun der Oberstudienrat.
    »Stimmt«, nickte nun Fritz Maler, »und der Rudi und ich, wir sind noch dageblieben und dann um eins auch nach Hause.«
    »Und, hat’s irgendwie Krach gegeben?«, fragte Heiko.
    Die schlanke Italienerin kam und brachte die Pizza und den Salat. Die Pizza sah sehr appetitlich aus und ein unvergleichlicher Duft stieg von ihr auf. Kein Vergleich zu Lisas blödem Salat, wie Heiko feststellte.
    »Da isses immer aweng laut«, schaltete sie sich ein. »Maria Campo«, stellte sie sich vor und wünschte dann »Guten Appetit.«
    »Aber nix Gravierendes«, sagte Held schnell. »Wir diskutieren halt!«, präzisierte Herbert und trank noch einen Schluck.
    »Und um was geht es denn immer so bei euren Diskussionen?«
    Herbert zuckte die Achseln. »Politik. Die Leute. Alles Mögliche.«
    »Und halt üwwer d’Hoosa!«, fügte der Oberstudienrat hinzu.
    Lisa fragte sich, warum man denn über Hosen diskutieren sollte, und stocherte im Salat.
    »Mir hewwa alle Hoosa«, verkündete nun Held.
    Das hoffte Lisa allerdings inständig für die Herren.
    »Ich, der Fritz und der Silvio, wir haben Holländer. Der Fritz hat auch noch Riesenschecken. Und der Herbert züchtet Großsilber«, erklärte der Oberstudienrat Held.
    »Und der Rudi hat auch Riesenschecken gehabt«, fügte Herbert hinzu.
    Lisa stöhnte. »Könntest du das mal übersetzen?«
    »Die Herren sind im Kleintierzuchtverein und züchten alle Kaninchen.«
    Aha, die seltsamen Bezeichnungen gehörten also zu Kaninchenrassen. Wieder was gelernt, dachte sich Lisa.
    »Und Herr Maler züchtet die gleiche Rasse wie Herr Weidner!«, fuhr Heiko fort.
    Sofort hob Maler abwehrend die Hände. »Halt, aber bloß, weil der beim Volksfest drei Preise mehr wie ich gekriegt hat, bring ich den doch net um!«
    Heiko sog scharf die Luft ein. Das war ein interessanter Gedanke. Auf die Idee wäre er jetzt gar nicht gekommen. Aber wer weiß, wozu die Kleintierzüchter so fähig waren!
    »Ha, da war schon immer so eine Konkurrenz zwischen euch zweien. Ihr mit euren Schecken!«, überlegte nun Herbert laut.
    »Quatsch!«, ließ sich nun der Oberstudienrat vernehmen. »Schwätz net sou an Dreeg raus!«
    »Sie waren also der Letzte, der Herrn Weidner lebend gesehen hat!«, fragte Lisa den blonden Maler.
    »Ich und der Mörder!«, berichtigte der.
    »Natürlich. Und als Sie rausgegangen sind, was haben Sie da gemacht?«
    Maler räusperte sich und sagte auf Hochdeutsch: »Wir sind nach Hause gegangen. Die Kirchberger Straße rauf. Und bei der Staffel haben wir uns getrennt.«
    »Staffel?«
    »Treppe«, übersetzte Heiko.
    Lisa nickte und spießte ein Stück Gurke auf. »Und dann?«
    »Bin ich nach Hause zu meiner Frau. Und ja, die kann das bestätigen.«
    »Und Sie?«, wandte sich Lisa kauend an Herbert. Heiko betrachtete seine Kollegin sinnend. Sie sah ganz bezaubernd aus, wenn sie Zeugen befragte. So streng.
    »Ich bin recht früh nach Hause und hab’ noch ein bisschen ferngeschaut.«
    »Und Sie, Herr Oberstudienrat?«
    »Ich bin schon um zwölf heim. Und dann war ich da halt. Alleine. Leider«, gab der Auskunft und senkte die faltigen Lider.
    »Wieso?«, hakte Lisa nach.
    »Mei Fraa– äh, meine Frau– ist vor zehn Jahren gestorben.«
    »Das tut mir leid«, meinte Lisa und Heiko nickte mitfühlend.
    »Und ich hab’ ferngeschaut«, wiederholte Herbert.
    Heiko hob abwehrend die Hand. »Es ist löblich, dass ihr der Polizei helfen wollt, meine Herren. Aber anders als beim ›Tatort‹ brauchen wir eure Alibis nur, wenn wir einen
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