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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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Thailand, gebucht auf das heutige
Datum. Warum war er überhaupt zurückgekommen, wenn er sich nur einen Tag in
Boston aufhielt? War er nur hier, um sich mit McDermott zu treffen? Hatte er
gewusst, dass ihn jemand verfolgte?
    Ich fand noch einen weiteren, leicht ausgebeulten Umschlag.
Darin befand sich kein Geld oder Schriftstück sondern etwas dickeres. Behutsam
öffnete ich ihn in der Tasche, sodass der Taxifahrer davon nichts mitbekam.
Dann blickte ich fassungslos auf den schwarzen, knopfartigen Gegenstand in
meiner Hand. Darum ging es also!
    Bei näherem Hinsehen fand ich außerdem ein Foto im
selben Umschlag. Als ich einen kurzen Blick darauf warf, seufzte ich erstaunt
auf. Dort waren vier Personen abgebildet, drei Männer und eine Frau. Alle lächelten
in die Kamera und streckten ihre Hände nach vorn, zeigten der Kamera die vier Mikrochips.
Es war ein grimmiges Lächeln, zumindest auf Garrys Gesicht. McDermott stand auf
dem Foto direkt neben ihm, dahinter sah ich Peter Wallenstein. Und ganz links
stand ein junges, blondes Mädchen. Sie war jünger als ihre Begleiter und passte
gar nicht zum Rest der Gruppe. Ich erkannte ihr hübsches Gesicht sofort, es
hatte mich von hunderten Vermisstenanzeigen angelächelt. Jeanne Williamson war
die einzige Person auf diesem Foto, die vielleicht noch am Leben war.
    »Miss, wir sind angekommen. Wollen Sie, dass ich Sie
zum Haupteingang fahre?«, riss mich der Taxifahrer aus der Erstarrung.
    Ich ließ mich von ihm Straßenrand absetzen und zahlte
ein gutes Trinkgeld. Dann stand ich allein auf dem Gehweg und versuchte mich
auf meine nächsten Schritte zu konzentrieren. Was sollte ich jetzt tun? Zu
Daniel zurückkehren oder erst einmal zu Katie fahren? Oder mich Santoro
stellen?
    Unentschlossen ging ich ein paar Schritte auf den
Eingang des Krankenhauses zu. Aus den Augenwinkeln sah ich einen weißen
Lieferwagen um die Kurve biegen und die Einfahrt hinauffahren. Ich dachte
wieder an Garrys letzte Worte. Versteck dich und komm erst zurück, wenn
alles vorbei ist. Traue niemandem, besonders nicht der Polizei und deinem
Vater.
    Seine frühere Warnung vor Konstantin hatte ich in den
Wind geschlagen, dabei hätte ich mir so viele Ängste und Gefahren erspart, wenn
ich auf ihn gehört hätte. Diesmal würde ich ihn nicht ignorieren.
    Als ich mich umdrehte, um zur Straße zurückzugehen, sah
ich den Lieferwagen direkt auf mich zukommen. Im letzten Augenblick sprang ich
zur Seite, kurz darauf prallte das schwere Fahrzeug in voller Fahrt gegen die
Hauswand. Was war das? Etwa schon wieder ein Anschlag?
    Nun erfasste mich wilde Panik. Jemand verfolgte mich
noch immer und versuchte mit allen Mitteln, mich umzubringen! Ich musste hier
weg!
    Entschlossen rannte ich die Auffahrt für Rettungswagen
hinab bis zur nächsten Kreuzung, stellte mich mitten auf die Straße und winkte einem
herannahenden Taxi.
    »Zum Flughafen bitte«, wies ich den überraschten Fahrer
an.
    Der starrte auf mein blutbeflecktes T-Shirt, setzte
sich aber nach kurzem Zögern in Bewegung.
     
     
    Fortsetzung folgt...

Auszug aus: Höhere
Gewalt (Teil 4 der Serie ‚Daniel & Juliet‘)
     
    Die Tränen rollten noch immer über mein Gesicht, als
ich das Flugzeug verließ und gemeinsam mit den anderen Passagieren über eine
steile Gangway auf das Rollfeld hinabstieg.
    Trotz der frühen Stunde war es heiß und stickig. Die
Menschen um mich herum unterhielten sich lachend, alle waren froh, endlich der
Enge des Flugzeugs zu entfliehen. Alle waren in Urlaubsstimmung. Weißhäutige
Frauen zogen ihre Rollkoffer scheppernd über den Asphalt, einigen Männern lief
schon nach wenigen Minuten der Schweiß über das Gesicht. Einige hundert Meter
waren es zu Fuß zum Gebäude, hinter dem Rand der betonierten Fläche glitzerte
verheißungsvoll das Meer, während sich die Menschen langsam reckten und
streckten. Das Bodenpersonal lief gemächlich auf und ab, so, als wolle es
zeigen, dass die Uhren in diesem Paradies anders gingen, dass das Leben auf der
Insel etwas weniger hektisch verlief, als im Rest der Welt. Ein paar
uniformierte Männer unterhielten sich lachend mit den Angestellten der
Fluglinie, alle schienen entspannt und unbeeindruckt von den müden Gesichtern
der Reisenden.
    Im Flughafengebäude war es dann empfindlich kalt, wie überall
in Asien versuchte man auch im hier, die tropische Hitze der Außenwelt zu
vergessen und stattdessen eine eisige Kunstwelt zu schaffen. Künstliche Orchideen
waren an den Rolltreppen installiert,
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