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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr
Autoren: Renee R. Picard
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verbittert. »Ich hätte alles mit dir geteilt, mein ganzes
Leben lang. Aber du bist ja nicht einmal zu winzigen Zugeständnissen bereit. Siehst
du nicht, was du damit anrichtest?«
    Ich schniefte laut. »Ich habe
mich deinetwegen von meiner Familie getrennt und ich habe dir Kompromisse
angeboten. Aber was du von mir verlangst, ist zuviel. Ich lasse mich von dir
nicht wie eine Sklavin herumkommandieren. Wenn es das ist, was du willst, dann
beenden wir dieses Gespräch besser gleich. Dabei kann ich dir nicht helfen.«
    Ich hörte wie er tief einatmete.
»Leb wohl, Juliet!«
    Dann war nur noch der Signalton
meines Telefons zu vernehmen.
     
    Matthew hielt mir eine Tasse mit
frischem Kaffee und ein Taschentuch hin. Dann setzte er sich zu mir. »Dein Gespräch
mit Stone war wohl nicht besonders erfolgreich?«, begann er behutsam. »Das
Angebot mit dem Zimmer steht noch. Vielleicht braucht ihr ja einfach ein wenig
Abstand?« Es klang, als habe Katies fürsorgliches Benehmen auch auf ihre
Mitbewohner abgefärbt.
    »Es hört sich alles schlimmer an,
als es ist«, brachte ich mühsam hervor. »Daniel und ich treffen uns gleich auf
dem Polizeipräsidium, wahrscheinlich ist es einfacher, wenn wir uns beim
Sprechen gegenseitig in die Augen schauen.«
    Er nickte verständnisvoll. »Wie
kommst du dorthin? Katie sagte, du wärst gestern mit dem Taxi aus dem Ritzman geflüchtet.«
    Ich stöhnte innerlich auf. Daran
hatte ich noch gar nicht gedacht. Ohne Daniels Fuhrpark war ich auf die öffentlichen
Verkehrsmittel angewiesen und da ich mich damit nicht auskannte, würde alles
mindestens doppelt so lange dauern. Wenn ich rechtzeitig in der Innenstadt sein
wollte um mich mit Sonia zu treffen, dann musste ich gleich los!
    Bevor ich mich auf den Weg machte,
tippte ich noch eine kurze Nachricht an Daniel, auch wenn er die vermutlich
gleich löschen würde:
    Es
tut mir leid, dass du meinetwegen so aufgebracht bist. Ich kann gut verstehen,
dass du manchmal enttäuscht von mir bist, ich bin nicht perfekt. Aber du bist
es auch nicht! Wenn du willst, dann lass uns nachher in Ruhe über alles reden.
Ich liebe dich doch. Juliet
    Ich drückte auf SENDEN, ohne mir
den Text noch einmal durchzulesen.
     
    »Schön, dich wiederzusehen!«,
begrüßte mich Sonia eine Stunde später in unserem Café. Daniels Halbschwester
trug ein schickes Designerkleid, das ihre schlanke, hochgewachsene Figur
betonte. Ihre blonden Haare waren zu einem ordentlichen Knoten geschlungen und
ihr Make-up trotz der sengenden Hitze makellos. Sie schien direkt aus dem Büro
zu kommen. Wir hatten denselben Ort wie bei unserem letzten Treffen ausgewählt,
nur das ich diesmal die Erste war und Sonia einige Minuten zu spät eintraf.
    Nachdem wir uns zur Begrüßung
umarmt hatten, musterte Sonia mich aufmerksam und mit kritischem Blick. »Du
siehst aus, als könntest du etwas Stärkeres als Kaffee vertragen«, stellte sie
fest.
    Diese Familie war mir unheimlich.
Wieso konnte jetzt sogar Sonia meine Gedanken lesen? Sie hatte denselben
besorgten Gesichtsausdruck wie ihr Bruder, als sie mich nun ansah.
    »Ich muss nachher noch zum
Tanzen«, wehrte ich ab. »Und außerdem brummt mir der Schädel von unserer Feier
gestern. Meine Kollegen haben spontan den Erfolg unseres Musicals gefeiert, das
war ziemlich anstrengend und mein Kopf fühlt sich an, wie in Watte gepackt.«
    Sonia sah mich mitleidig an, doch
als ich das Theater ansprach, hellte sich ihre Miene auf. »Deine Plakate sind
toll und als ich meinen Freundinnen erzählt habe, dass du bald meine Schwägerin
sein wirst, konnten sie das kaum glauben! Ich habe es immer noch nicht
geschafft, mir mit Edward die Show anzusehen, aber das muss ich unbedingt
nachholen. Mir dir haben wir jetzt endlich einen richtigen Star in der
Familie!«
    Ich versuchte, höflich zu
lächeln. Wenn sie ihre Sicht doch bloß ihrem Bruder vermitteln könnte.
    »Wie läuft es mit Daniel?«,
fragte sie dann auch sofort.
    »Nicht so gut. Wir haben uns
gestritten und im Moment will keiner von uns nachgeben.« Als ich ihren
besorgten Gesichtsausdruck sah, fügte ich schnell hinzu: »Aber es geht nur um eine
Kleinigkeit, das ist bestimmt bald vergessen. Erzähl mir lieber von euer
Hochzeit. Was habt ihr geplant?«
    Edward und Sonia wollten alles.
Es sollte eine Traumhochzeit sein, hunderte Gäste würden dazu auf eine eigens
angemietete tropische Insel geflogen werden. Sonia hatte bereits die
Hochzeitstorte vorgekostet und ihr Brautkleid ausgesucht. Nun war sie
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