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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman
Autoren: Libba Bray
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wahrscheinlich.«
    »Falsch«, sagt Kevin. »Du versteifst dich auf den Status des Beobachters. Du verursachst nicht das Ergebnis, du gestaltest nicht die Wirklichkeit. Sei ehrlich – entweder lebt die Katze oder sie ist tot.«
    Rachel schnäuzt sich in ein Papierhandtuch. »Wenn im Wald ein Baum umfällt und niemand ist da, der’s hört – gibt es dann ein Geräusch?«
    »Ich dachte, es heißt ›Wenn ein Bär in den Wald scheißt‹?«, sagt Kyle.
    »Du kannst einen Bären im Wald nicht scheißen hören«, beharrt Kevin.
    »Woher willst du das wissen? Hast du jemals einen Bären scheißen hören? Vielleicht macht er dabei ziemlich viel Lärm.«
    »Alter, du verstehst nicht, worum’s geht.« Rachel wirft das zerknüllte Papierhandtuch. Sie verfehlt den Mülleimer und das Knäuel rollt unters Waschbecken. »Entscheidend sind Wahrscheinlichkeit und Wirklichkeit. Und hier kommen Parallelwelten ins Spiel. Die Wirklichkeit spaltet sich in zwei mögliche Ergebnisse: eins, in dem die Katze lebt; ein anderes, in dem die Katze stirbt. Jede Wahl, die du triffst, schafft eine andere Welt mit einer
anderen
Wirklichkeit.«
    »Du willst also damit sagen, dass, wenn das Kätzchen in unserer Realität stirbt – bumm!   –, eine andere Realität entsteht, in der es Miezilein gut geht und es in der Garage Mäuse jagt?« Kyle streift sich sein langes, strähniges Blondhaar hinters Ohr.
    »Genau.«
    In einer der Kabinen rauscht die Wasserspülung. Seltsam, ich hab niemanden reinkommen hören und sehe auch kein Paar Füße unter der Tür. Die Tür wird aufgestoßen, ein wirklich kleiner Kerl mit Afrolook kommt herausgewalzt und schiebt seine Hemdsärmel hoch. Ich brauch eine Minute, bevor ich kapiere, dass er ein Kleinwüchsiger ist. Er drückt ein paarmal fest auf den Seifenspender.
    »Keine Seife da? Wollt ihr mich verarschen? Das ist ein Verstoß gegen die Regeln der Krankheitsprävention – absolut unhygienisch!«
    Kiffer Kyle wedelt mit der Hand vor der Nase. »Unhygienisch ist das, was du da drin verzapft hast, Gonzo.«
    Der Gonzokerl watschelt hinüber zum alten Fenster und haut die Scheibe ein. »Ihr Typen solltet mich nicht mit diesem Shit einnebeln. Ich hab euch gesagt, dass ich Asthmatiker bin.«
    Rachel zuckt mit den Schultern. »Ey, Kumpel, das ist die offizielle Smokers Lounge. Such dir ein anderes Scheißhaus.«
    Kumpelchen erwischt mich dabei, wie ich ihn anglotze, und ich spüre, wie ich rot werde. Hoffentlich habe ich ihn nicht wütend gemacht; es ist nur so, dass ich das erste Mal einen Zwerg sehe.
    Kevin stellt uns vor. »Gonzo, Cameron. Cameron, der Gonzman.«
    Gonzo geht direkt auf mich zu, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich von Kopf bis Fuß, messerscharf, Zentimeter für Zentimeter – und das Orchester stimmt sich ein auf die Musicaldance-Nummer. »Du bist’n Zocker?«
    »Manchmal.«
    »Huh«, sagt er und checkt mich weiter.
    Kevin träufelt sich vor dem Spiegel Tropfen in die Augen. »Gonzo will heute die
Captain
Carnage
-Bestmarke in der Spielhalle toppen.«
    »Oh«, entfährt es mir gerade noch. »Cool.«
    »Ey, was’n das?« Gonzo nickt Richtung Flur, zu einer Holzplatte, die mit etwas beschmiert ist, das aussieht wie ein eigenartiges Sandkunstwerk. Was immer es ist, es ist potthässlich.
    »Das? Das ist ein Projekt in Sozialkunde, das mir die Sommerschule ersparen wird.« Kyle hält es in die Höhe, um es zu untersuchen.
    Gonzo legt den Kopf schief. »Was zum Teufel
ist
das?«
    Kyle schnaubt. »Hallooo? Das ist Stonehenge.«
    »Sieht mir eher nach Shithenge aus«, sagt Gonzo und dreht sich weg.
    Rachel und Kevin brechen in Gelächter aus. »Oh mein Gott. Das ist es! Alter, das ist das totale Shithenge!«, sagt Rachel.
    »Schnauze, Leute«, murmelt Kyle.
    »Hey«, sagt Gonzo und klatscht mit der Hand gegen die Tür, gerade als ich mich hinausschleichen will. »Du solltest heute mit uns spielen gehen. Das wird der Wahnsinn.«
    »Gonzo – der Herrscher über
Captain Carnage
!«, ruft Kevin, während er prustet und kichert.
    »Weil ich mir immer die Karte schnappe, die mich unverwundbar macht. Du nimmst dir diese Karte und bist für ein paar Levels unsterblich.«
    »Sorry, Mann, geht nicht«, lüge ich. »Ich hab da diese   … Sache am Laufen. Nach der Schule, weißt du.«
    Er weiß, dass ich nur Scheiße labere, aber er nickt. Ich nicke. Da haben wir’s.
    »Shithenge«, wiehert Kevin. »Ey, Alter, du bist so was von abgedreht!«
    »Halt’s Maul, Mann!«
    Gonzo zieht seine Hand
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