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Oft

Oft

Titel: Oft
Autoren: Marina Schuster
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hatte einen bestimmten Charme und behandelte sie höflich und zuvorkommend. Offenbar war er nicht nur bereit, sie zur Frau zu nehmen, sondern auch ihren Sohn Timmy zu akzeptieren, was nicht unbedingt selbstverständlich war. Sie wusste, dass es ihnen an seiner Seite an nichts fehlen würde, und dass sie es wahrlich schlechter hätte treffen können.
    Andererseits vermisste sie ein gewisses Prickeln, vermisste das Gefühl der Leidenschaft und die berühmten Schmetterlinge im Bauch. Doch vielleicht war das ganz gut so. Wie schnell ein knisterndes Feuer zu einem vernichtenden Brand werden konnte, hatte sie bereits einmal erlebt. Zuverlässigkeit, Respekt und gegenseitige Achtung waren sicher solidere Pfeiler für eine Ehe.
    »Lauren?«
    Sie zuckte zusammen. »Entschuldige, aber das kam jetzt sehr überraschend.«
    »Ich weiß, es tut mir leid, ich wollte dich damit nicht erschrecken. Ich wollte jedoch auch nicht länger warten, und ich hoffe, du gibst mir keinen Korb.«
    Für einen Moment starrte sie auf ihren Teller. Aus dem Nichts tauchten zwei blaue Augen vor ihr auf, lächelten sie zärtlich an. Sie rang mit sich, dann schob sie das Bild energisch beiseite. Es wurde Zeit, dass sie diese alten Dinge endlich vergaß.
    Entschlossen hob sie den Kopf und sah Matt an. »Ja«, sagte sie fest, »ja, ich möchte deine Frau werden.«
     
    Am nächsten Abend fand – wie jeden Freitag – in der Cactus-Bar in Stillwell der obligatorische Tanzabend statt. Passend zu der filmtypischen Westernkulisse des knapp 100 Meilen südlich von San Antonio gelegenen Städtchens ähnelte die Bar stark einem klassischen Saloon, wie man ihn aus den einschlägigen Filmen kannte.
    Die Einrichtung bestand aus bunt zusammengewürfelten Tischen und Stühlen, die in durch hüfthohe Holzwände abgeteilte Nischen aufgestellt waren. Über dem Tresen, der sich an einer Seite des Raums entlangstreckte, hing ein altes hölzernes Wagenrad, davor standen eine Reihe Barhocker, ebenfalls aus Holz und mit halbhohen Rückenlehnen. Die Wände waren mit diversen Pistolen, Lassos, Cowboyhüten und unterschiedlich großen Longhorn-Schädeln dekoriert. Altmodisch aussehende Lampen aus Messing mit weißen Milchglasschirmen schufen eine schummrige Beleuchtung, eine Jukebox sorgte für die musikalische Unterhaltung, der freie Platz in der Mitte des Raums diente als Tanzfläche.
    Adrian und Callan hockten an der Theke, hinter der Jordan wie gewohnt die Getränke ausschenkte, und diskutierten den bevorstehenden Verkauf der Cactus-Bar, von dem ihr Bruder gerade berichtet hatte. Joyce und Melody saßen an einem der Tische und sprachen über die bevorstehende Hochzeit.
    »Es soll nur eine kleine, ruhige Feier werden«, erklärte Melody gerade.
    »Ich fürchte, da macht ihr die Rechnung ohne Granny.« Joyce schmunzelte. »Sie hat bereits etliche Dinge arrangiert und halb Stillwell eingeladen. Ich habe zwar versucht, ihr das auszureden, doch sie wollte es sich einfach nicht nehmen lassen.«
    Melody verzog das Gesicht. »Dann bin ich mal gespannt, was Adrian dazu sagen wird. Er hasst so viel Rummel, und mir wäre eine Hochzeit im engen Familienkreis eigentlich auch lieber.«
    »Ach was, ihr solltet es genießen. Schließlich soll es der schönste Tag in eurem Leben werden.«
    »Was soll der schönste Tag werden?«, hörten sie in diesem Moment Laurens Stimme hinter sich. »Habe ich etwas verpasst?«
    »Hallo Lauren«, begrüßten die beiden Frauen sie erfreut, »toll, dass du es doch noch geschafft hast.«
    »Wir sind gerade zurückgekommen«, erklärte sie. »Ist Timmy bei Rose?«
    Joyce nickte. »Ja, sie hat sich netterweise bereit erklärt, auf ihn aufzupassen. Wie war deine Geschäftsreise?«
    »Och, ganz gut«, erwiderte Lauren zögernd und setzte sich, »das Übliche eben. – Also, was war das nun mit dem schönsten Tag? Irgendwie hört sich das so nach Hochzeit an.« Sie warf Melody einen prüfenden Blick zu. »Hat Adrian dir etwa einen Antrag gemacht?«
    Melody lächelte strahlend, und Joyce zwinkerte ihr zu. »Allerdings hat er ihr nicht nur einen Antrag gemacht.«
    »Was?« Verständnislos schaute Lauren zwischen den beiden Frauen hin und her, und als Joyce sich demonstrativ mit den Händen über ihren gerundeten Bauch strich, begriff sie. »Wow, das nenne ich mal eine Überraschung.« Sie lachte und umarmte Melody. »Herzlichen Glückwunsch, zur Verlobung und zum Baby.«
    »Es sind zwei«, korrigierte Joyce sofort, »zwei Babys.«
    »Oh mein Gott, das glaube ich
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