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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
Autoren: Amelie Fried
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aber ich arbeite viel zu viel!« Als wäre Arbeit etwas, das einem vom Himmel auf den Kopf fiele und auf dessen Quantität man keinen Einfluss hätte. Sobald man zurückgibt: »Dann arbeite halt weniger«, heißt es: »Das ist unmöglich!« Stimmt natürlich nicht.
    Die ehrliche Antwort würde lauten: »Ich kann nicht weniger arbeiten, weil ich dann nicht mehr einen so tollen Posten bekleiden könnte, was aber wichtig für mein Selbstwertgefühl ist. Und außerdem möchte ich nicht auf das Geld verzichten, das mir dieser Posten bringt.«
    Sich das mal einzugestehen, würde diesen Leuten schon weiterhelfen. Außerdem könnte es ihnen nicht schaden, ein wenig dankbar dafür zu sein, über Arbeitsüberlastung klagen zu können. Wo andere schon froh wären, wenn sie ein bisschen Arbeit hätten.
    Ähnlich nervig finde ich die Leute, die immer übers hiesige Klima jammern und behaupten, wenn sie im Süden leben könnten, wären sie viel glücklicher. Dann sollen sie doch in den Süden gehen! Sollen ihren Arbeitsplatz, ihre Freunde, ihre gewohnte Umgebung und die Errungenschaften des deutschen Sozialstaates aufgeben und ausprobieren, ob dreihundert Sonnentage im Jahr diesen Verlust wettmachen. Ehrlich: Ich liebe die Sonne, und übers Wetter schimpfe ich auch schon mal, aber wenn ich die gegerbten, gelangweilten deutschen Rentner auf Mallorca oder in Florida sehe, dann habe ich nicht den Eindruck, dass die besonders glücklich sind.
    Die Klagen über die Unzulänglichkeit des eigenen Partners sind so alt wie die Menschheit selbst; seit Adam und Eva hacken Männlein und Weiblein aufeinander herum. Auch hier gilt: rausfinden, was man wirklich will – und dann handeln. Viele Frauen bleiben nur bei ihren Männern, weil sie Angst vor dem Alleinsein haben, weil sie sonst aus dem gemeinsamen Haus raus müssten, weil sie nach einer Scheidung nicht mehr Frau Doktor wären oder mit deutlich weniger Geld zurechtkommen müssten. Viele Männer bleiben bei ihren Frauen, weil eine Geliebte bequemer und billiger ist als eine Scheidung, oder weil sie keinen Bock auf den ganzen Trennungsstress haben. Wer sich dafür entscheidet, bitte schön. Aber dann wird auch nicht gejammert!
    Wer hingegen glaubt, die Liebe wäre nicht tot, nur ein wenig verschüttet, der soll sich ans Graben machen, mit dem Partner oder auch gemeinsam mit einem Eheberater. Es ist erstaunlich, was man dabei zutage fördern kann, im Guten wie im Schlechten. Hinterher weiß man jedenfalls, ob es sich lohnt, um die Beziehung zu kämpfen.
    Es ist ein Leichtes, sich unglücklich zu machen, indem man immerzu von Dingen träumt, deren Erfüllung unwahrscheinlich ist: den Lottogewinn, den Märchenprinzen, die Karriere in Hollywood, kurz, das ganz andere Leben. Wenn man solche Maßstäbe ansetzt, wird man das eigene Leben immer nur als unzulänglich empfinden, deshalb begräbt man diese Wünsche am besten irgendwann, und zwar für immer. Dafür kann man sich zu Beginn eines neuen Jahres aber überlegen, welche Wünsche realistisch sind. Wieder ein besseres Verhältnis zum Ehepartner bekommen, einen Spanisch-Kurs machen, eine alte Freundschaft auffrischen, sich nach einem neuen Job umsehen, mal ohne die Familie in den Urlaub fahren – all das sind Wünsche, die vielleicht eine Nummer kleiner, dafür aber erfüllbar sind, wenn wir was dafür tun. Und ein erfüllter kleiner Wunsch macht uns allemal glücklicher als ein unerfüllter großer.
    Deshalb hier in Anlehnung an einen Song von den Rolling Stones meine Empfehlung für den Jahreswechsel: Wenn du nicht kriegst, was du dir wünschst, wünsch dir, was du kriegst!
    Alles Gute wünscht Ihnen Ihre Amelie Fried

Über das Buch
    Noch mehr Kolumnen der Bestsellerautorin. Wie schon in
Geheime Leidenschaften
und
Verborgene Laster
gewährt Amelie Fried Einblicke in ihr Leben, das so ist wie das der meisten berufstätigen Mütter: ein ständiger Spaziergang am Rande des Nervenzusammenbruchs. Mit Scharfblick und liebevollem Spott gegenüber den eigenen (und fremden, insbesondere männlichen) Schwächen erzählt sie von ihren Erfahrungen mit Schlabberhosen-Mamis, Allradfrauen, Zicken und Frauenverstehern, spekuliert über das Prostitutions-Gen, die Tücken der Statistik, faule Säcke und arme Schweine, Mütter-Minderwertigkeits-Komplexe, weibliche Lieblingssätze und die Kunst des Glücklich-Seins. Und schließlich verrät sie uns noch ein »offenes« Geheimnis: die ganze Wahrheit über ehelichen Sex.

Über den Autor
    Amelie Fried wurde
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