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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
Autoren: Amelie Fried
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Gelegenheiten, einen Sieg über die eigene Bequemlichkeit zu erringen. Und jeder dieser Siege bedeutet einen Glücksmoment, weil wir stolz auf uns sein können. Drückeberger haben nichts, worauf sie stolz sein können.
    Faule Säcke? Arme Schweine!

Feiern mit den Grufties
    Irgendwas muss schief gelaufen sein: In diesem Jahr bin ich zu vier fünfzigsten Geburtstagen eingeladen, dabei habe ich mal gedacht, mit so alten Leuten würde ich es nie zu tun bekommen. Ich hatte immer geglaubt, älter als vierzig würde ich selbst nicht werden, und niemals hätte ich mir vorstellen können, Freunde zu haben, die fünfzig oder sogar sechzig sind.
    Wenn man unter zwanzig ist, kommen einem Leute über vierzig uralt vor, und die Zeit bis dahin ist so lang, dass man sich das einfach nicht vorstellen kann. Hat man die dreißig überschritten, beginnt man zwar, Leuten über fünfzig gnädig ein Existenzrecht zuzugestehen, aber noch immer glaubt man nicht, selbst jemals sooooo alt zu werden. Mit dem vierzigsten Geburtstag fängt man widerwillig an, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, doch noch etwas älter zu werden. Und wenig später hagelt es dann Einladungen zu fünfzigsten Geburtstagen.
    Das Komische ist: Man wird älter, aber man merkt es nicht. Man wacht nicht morgens auf, sieht in den Spiegel, und plötzlich ist man alt. Altern geschieht vergleichsweise langsam, deshalb nimmt man es nicht wahr, verdrängt es, vergisst es.
    Noch immer spaziere ich in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften schnurstracks in die Abteilung »Junge Mode«, und es dauert jedes Mal eine Weile, bis mir klar wird, dass ich da eigentlich nichts mehr zu suchen habe.
    Dann habe ich meistens schon irgendein witziges Teil gefunden und frage mich ratlos, ob ich das denn jetzt nicht mehr tragen darf, weil ich bereits in einem Alter bin, in dem man eigentlich dezente Kostüme und Schuhe mit Einlagen trägt. An guten Tagen pfeif ich drauf und kaufe es trotzdem. An schlechten schleiche ich geduckt aus dem Laden und weiß nicht mehr genau, wer ich eigentlich bin.
    Reifere Damen! Bin ich für die kichernden Teenies da drüben wirklich schon eine von denen? Mache ich mich lächerlich mit meinen ausgestellten Jeans, den Turnschuhen und dem knappen, bunten T-Shirt? Gibt es wirklich so was wie »altersgerechte Kleidung«, oder darf ich einfach anziehen, was mir gefällt, auch wenn es so ziemlich das Gleiche ist wie das, was meine Tochter trägt? Ich bin schlanker als viele Sechzehnjährige, warum dürfen die ihren Pubertätsspeck ausstellen, und ich soll kein bauchfreies Top mehr tragen dürfen?
    Wenn ich meine Freundinnen betrachte, entdecke ich übrigens auch keine, die aussieht wie eine reifere Dame, obwohl einige die fünfzig schon überschritten haben. Es sind allesamt attraktive, lustige, lebendige und kluge Frauen, die um Jahre jünger aussehen, als sie sind.
    Vielleicht beginnen reifere Damen ja viel später, so mit sechzig, siebzig ungefähr? Und alt ist man vielleicht sogar erst mit achtzig oder neunzig? Das klingt doch schon viel besser!
    Ich glaube, wir altern heutzutage anders als früher. Noch vor zwei, drei Generationen war eine Fünfzigjährige wirklich alt. Die Kinder waren erwachsen, einen Beruf hatten die meisten Frauen nicht, der Ehemann war viel außer Haus, das Leben war vorbei.
    Heute kriegen Frauen mit Anfang vierzig noch Kinder, sie haben interessante Berufe, Freunde, ein anregendes und aufregendes Leben – oder doch zumindest die Möglichkeit dazu. Viele fangen nach einer Trennung oder Scheidung wieder neu an, oft mit einem neuen Partner. Sich jenseits der vierzig oder fünfzig noch mal zu verlieben ist nicht – wie früher – außerhalb jeder Vorstellungskraft, lächerlich und peinlich. Nein, es ist völlig normal. Ist das nicht wunderbar?
    Neulich war ich bei einem Konzert der »Rolling Stones«. Was der über sechzigjährige Mick Jagger da auf der Bühne abgezogen hat, machen ihm viele Zwanzigjährige nicht nach! Fast zwei Stunden war er ununterbrochen in Bewegung; lief, sprang, hampelte und zappelte herum, der Hüftschwung so geschmeidig wie ehedem, die Körperhaltung eine einzige Herausforderung, die Stimme unverändert, ein bisschen vulgär und unverschämt sinnlich. Mann, ist der Kerl sexy! Wenn es solche Sechzigjährigen gibt, besteht Hoffnung.
    Vielleicht sind ja sogar ein paar unter ihnen, die sich auch für Frauen interessieren, die schon volljährig sind.
    Die anderen, diese infantilen Burschen, deren Freundinnen immer
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