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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
Autoren: Amelie Fried
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auf Sex hat. Bei Testosteronmangel wird er fett, seine Hoden schrumpfen, die Libido lässt nach, die Spermien schwächeln.
    Oje, was für eine Ernüchterung! Was wir für das Geheimnis des Eros halten, was unsere Knie beim Anblick des Geliebten schwach werden lässt, was wir als einzigartiges Gefühl empfinden: alles nur Chemie.
    Bleibt die Frage, warum unsere Hormone genau bei diesem Kerl tanzen, und bei keinem anderen. Dieses Geheimnis hat bisher kein Wissenschaftler gelöst, und das ist auch gut so. Stürzen wir uns hinein in den Rausch, egal, welcher Stoff ihn ausgelöst hat!

Faule Säcke, arme Schweine
    Kinderkriegen ist ein natürlicher Vorgang? Von wegen. Für manche Frauen ist die Geburt ein Termin unter vielen – zwischen Business-Meeting und Gucci-Modenschau legen sie einen Zwischenstopp in der Klinik ein und kriegen ihr Kind per Kaiserschnitt zum Wunschtermin – schmerzfrei und ohne die geringste Anstrengung.
    Claudia Schiffer, Victoria Beckham und Verona Feldbusch haben es vorgemacht, und immer mehr Frauen machen es nach: Jedes fünfte Kind kommt inzwischen per Kaiserschnitt, noch vor ein paar Jahren war es nur jedes siebte. Und sogar die Ärzte geben zu, dass viele dieser Kaiserschnittgeburten nicht der medizinischen Notwendigkeit folgen, sondern der Bequemlichkeit der Gebärenden.
    Die Damen liegen im Trend, denn Anstrengung ist offenbar out. Zu dieser Einsicht muss man jedenfalls kommen, wenn man den Medien Glauben schenkt.
    Wozu sich durch die Schule quälen, wenn man als dumm-prolliger Containerbewohner viel mehr Anerkennung erhält? Es reicht, nicht zu wissen, wer Shakespeare war, und sich ungehemmt vor laufender Kamera die Fußnägel zu schneiden, um was in dieser Gesellschaft zu gelten und sein Geld mit öffentlichen Auftritten statt mit mühseliger Erwerbsarbeit zu verdienen.
    Warum einen Beruf erlernen, wenn man Superstar werden kann? Ein bisschen quieken und zappeln, die Worte »cool«, »geil« und »Wahnsinn« fehlerlos aussprechen – schon säumen kreischende Fans den Straßenrand und werfen dem neuen Superstar ihr Geld entgegen für CDs von zweifelhafter Qualität und ein bisschen biographischer Selbstentblößung.
    Wofür ein Leben lang arbeiten, wenn man mit geschickter Aktienspekulation reich werden oder bei Günther Jauch eine Million gewinnen kann, sofern man weiß, dass der Planet, der so heißt wie ein Schokoriegel, »Mars« ist und nicht »Snickers«.
    Die Slatkos, Alexanders und Daniels dieser Welt leben es uns vor, und mancher beginnt sich zu fragen, ob er nicht irgendwas falsch macht. Wir Mütter dürfen dann unseren uneinsichtigen Kindern erklären, dass es deutlich mehr Sinn hat, für die nächste Mathearbeit zu büffeln, als den Vortrag eines Popsongs zu erlernen und dabei mit der Haarbürste zu üben, wie man ein Mikrofon hält.
    Fleiß galt mal als Tugend – heute hingegen heißt es: Der Fleißige ist der Dumme. Schlau ist, wer sich geschickt vor Anstrengung drückt und ohne Mühe zum Ziel kommt. Kein Wunder also, dass zum Beispiel viele Leute bereitwillig das Märchen glauben, man könnte abnehmen, ohne weniger zu essen oder sich mehr zu bewegen. Da werden teure und ungesunde Pillen geschluckt, die Wabbelschenkel in Vibrationsmanschetten gepackt, der Schmerbauch in eine Schwitzhülle gerollt – und dann ab in den Fernsehsessel, in der absurden Hoffnung, die Gesetze der Physik außer Kraft setzen zu können. Wenn gar nichts hilft, legt man sich unters Messer, lässt sich das Fett absaugen oder – neueste Errungenschaft aus den USA – den Magen verkleinern, die Därme verkürzen oder sogar den Mund zunähen. Alles nur, um nicht den eigenen, faulen Hintern in Bewegung setzen zu müssen.
    Dazu passen auch diese tollen Super-Learning-Kurse, in denen man angeblich innerhalb einer Woche eine Fremdsprache erlernt, indem man einen Kopfhörer aufsetzt, durch den der Lernstoff wie mit dem Nürnberger Trichter sozusagen direkt ins Hirn geleitet wird.
    Mir tun sie eigentlich Leid, all die Faulen, die jede Anstrengung vermeiden und sich damit um die wunderbarsten Erfolgserlebnisse bringen. Gibt’s was Schöneres als das Gefühl des Stolzes, aus eigener Kraft ein Kind geboren zu haben? Um nichts in der Welt würde ich diese Erfahrung missen wollen! All die Schiffers, Beckhams und Feldbuschs wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht!
    Ein bisschen länger joggen, eine mühsame Arbeit zu Ende bringen, den verdammten Keller endlich ausmisten – jeden Tag gibt es unzählige
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