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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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sieht, und dem Öl auf dem Wasser. Und den Soldaten, die uns dazu zwingen, die Gewalt mit jedem Tag etwas auszuweiten. Erzähl ihnen, wie man Tag für Tag in unserem eigenen Land Jagd auf uns macht. Wo sollen wir ihrer Meinung nach hin, sag’s mir, wohin? Sag ihnen, dass wir nirgendwohin gehen werden. Dieses Land gehört uns. Das ist die Wahrheit, vergiss das nicht. Du kannst gehen.«
    Ich saß unter dem Baum und sah zu, wie die Männer kamen und gingen, wie manche ihre Gewehre miteinander verglichen, Patronengurte wie Schals um die Schultern geschlungen hatten. Einige trugen Metallkisten heran, die sie nach unten in die im Fluss wartenden Boote weitergaben. Sie befanden sich auf dem Kriegspfad und ich war frei. Bald würde ich mich auf den Weg machen, und doch lastete eine Schwere auf meinem Herzen und ich empfand keine freudige Erwartung, keine Erleichterung, kein Glück. Ich war einfach müde und hatte Hunger. Ich schaute in die Richtung, in die ich Isabel verschwinden sehen hatte, und war versucht, ihr nachzugehen und ihr zu versichern, dass ich die stumme Botschaft, die sie mit einem Blick an mich weitergegeben hatte, unverzüglich überbringen würde. Das wusste sie aber bereits, dessen war ich mir sicher.
    Der Bug unseres Bootes bohrte sich in den dichten, undurchdringlichen Dunst und nahm Kurs auf das offene Wasser. Es war ein altes Holzboot mit Außenbordmotor, das es gerade so schaffen würde, uns zur nächsten Siedlung zu bringen. Ich schaute zu dem Küstenstreifen zurück, den wir gerade hinter uns ließen. Einige Rebellen standen im Dunst, die Waffen baumelten ihnen an den Seiten herunter und sie schauten unserem langsam entschwindenden Boot hinterher. Meine Eskorte setzte mich mit einer Plastikflasche Wasser am anderen Ufer aus. Hinter mir lag ein dichter Wald, und bei dem bloßen Gedanken daran, dass ich gleich, wie er gesagt hatte, dort hindurch musste, um ein Dorf und ein Boot zu finden, dass mich nach Irikefe brachte, zitterte mir das Herz. Der Fluss beschrieb einen großen U-förmigen Bogen, und das Gelände, das ich überwinden musste, bildete den Innenraum des Us; auf der anderen Seite würde ich wieder auf den Fluss stoßen, der dort ins Meer floss, und das Dorf finden.
    Als ich aus dem Wald trat, fand ich mühelos ein Boot, und nach einer zweistündigen Fahrt über das Meer kamen wir in Irikefe an. Ich stieg aus und dankte den Dorfbewohnern, die mich hierher gebracht hatten. Ich gesellte mich zu einer Menschengruppe, die am Ufer stand und drei Fischern in einem Boot zuschaute, die langsam ein großes Netz voll zappelnder Fische aus dem Wasser zogen. Wir jubelten, als sie das Netz an Bord hatten, und dann ließ ich die Gruppe stehen und machte mich auf den Weg zu Glorias Haus.
    Ich traf sie am Wasserhahn, über einen Eisenkübel voll Seifenwasser und schmutzigen Kleidern gebeugt. Ich stellte mich neben sie, war unfähig, etwas zu sagen, und als sie aufblickte und mich erkannte, richtete sie sich langsam auf. Dann lächelte sie, und ich dachte, dass ihr Lächeln das Schönste war, das ich je im Leben zu Gesicht bekommen hatte. Sie nahm meine Hand und führte mich hinein, bedeutete mir, mich auf das Bett zu setzen. Sie kniete sich hin und zog mir die Schuhe aus, und dann ging sie hinaus, kam aber nach einigen Minuten wieder zurück.
    »Ich habe dir im Bad einen Kübel Wasser hingestellt.«
    Sie gab mir ein Handtuch und ich ging hinaus. Nach dem Bad reichte sie mir eine Schale Pfeffersuppe, und ich trank. Dann schlief ich. Als ich erwachte, lag sie neben mir, die Augen geschlossen. Das Fenster stand offen und der Wind spielte mit den Gardinen und es war, als ob er durch eine Landschaft in meiner Seele pustete. Ich setzte mich auf und schüttelte sacht ihren Arm, bis sie die Augen aufschlug. Sie lächelte.
    »Ich habe zugesehen, wie du geschlafen hast, und dann bin ich auch eingeschlafen. Du hast fünf Stunden geschlafen.«
    Sie erzählte mir, dass Zaq gestorben war. Er starb, bevor die Rebellen Gloria nach Irikefe zurückbrachten und am Strand freiließen. Ich nahm ihre Worte auf, ohne sie zu unterbrechen. Als sie zurückkam, war das Militär gerade beim Rückzug aus dem Dorf und die Bewohner dabei, unter Namans Führung, der jetzt Oberpriester war, den Schrein und die Hütten wieder aufzubauen und zu bergen, was sie konnten. Als erstes half sie ihren Mitbewohnern dabei, das Haus wieder bewohnbar zu machen, schrubbte den Fußboden, bis ihr die Hände weh taten, strich die Wände und empfand eine
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