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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel
Autoren: Robert Silverberg
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was ihn nun erwarten sollte. In seiner Phantasie hatte er sich diese Szene ausgemalt: Ein Dutzend hüpfende Venusier hielten sich gegenseitig an den Händen und umtanzten die Raumkapsel; ihre Stirnen liefen dunkel an vor Anstrengung, dieses Gefährt vom Boden zu heben und in den Himmel zu schleudern. Aber jetzt ließen sich die Venusier nirgends sehen; sie befanden sich in ihrer Kuppel, etliche hundert Meter weit weg. Kirby dachte sich, daß sie sich weder an den Händen hielten noch äußerlich Zeichen der Anstrengung erkennen ließen.
    In seiner Phantasie hatte er sich auch vorgestellt, wie das Schiff vom Boden abheben würde: Wie eine normale Rakete stieg es ein paar Meter hoch, schwankte ein wenig, stieg noch ein Stückchen höher, und plötzlich schoß es hoch, durchschnitt den Himmel auf einer stabilen Bahn und schwand dahin, bis es schließlich aus dem Sichtfeld entrückt war. Aber auch so sollte es nicht ablaufen.
    Kirby dachte an Vorst, wie er auf einer anderen Welt niederkam. Vielleicht war es sogar eine bewohnte Welt. Welche Wirkung würde er auslösen, wenn er diesen jungfräulichen Boden betrat? Vorst war eine unüberwindliche Macht, erschreckend und einmalig. Wo immer er hinkam, veränderte er seine Umgebung.
    Der Erfolg verfolgte Vorst auf Schritt und Tritt. Der Gründer schien die Herausforderung eines Neubeginns zu genießen. Kirby wünschte ihm alles Gute.
    Die Kapsel stand immer noch, aber jetzt flimmerte die Luft um sie herum; so als würde sie von Hitzewellen aufgerührt, die einem versengten, sandigen Boden entströmten. Dann war die Kapsel verschwunden.
    Und das war auch schon alles. Kirby starrte auf die leere Stelle, wo sie zuvor noch gestanden hatte. Vorst war in den Himmel gefahren; ein Tor zum Irgendwo war aufgetan worden.
    „Es gibt eine Einheit, der alles Leben entstammt“, sagte jemand leise hinter Kirby. „Wir verdanken die unendliche Vielfalt des Universums der …“
    Eine andere Stimme sagte: „Mann und Frau, Stern und Stein, Baum und Vogel …“
    Wieder ein anderer sagte: „In der Kraft des Spektrums, der Quanten und des heiligen Angström …“
    Es war geschafft. Vorst war gegangen. Seine Pläne, sein Fädenziehen, sein Ränkeschmieden waren vorüber – zumindest, was die Erde anging. Jetzt waren geringere Männer an der Reihe. Und der Himmel war geöffnet worden. Die Menschheit konnte sich von nun an vielleicht im Kosmos ausbreiten. Vielleicht.
    Allein gelassen in dieser beeindruckenden Versammlung der Gläubigen, wandte Kirby der von nun an geheiligten Stelle, von wo aus Vorst in den Himmel aufgefahren war, den Rücken zu. Ganz langsam, eine große Gestalt, deren Schatten in der Sonne des Spätnachmittags über mehrere Meter hinwegreichte, verließ Kirby den Ort, wo Noel Vorst zuletzt gewesen war, und ging zu jenem Ort, wo David Lazarus ihn zu einem Gespräch erwartete.

 
Nachwort
     
     
     
    Robert Silverberg wurde 1934 in New York geboren, studierte Englisch an der Columbia University und erwarb dort den akademischen Grad des Bachelor of Arts. Nachdem er sich als Jugendlicher schon für Science Fiction begeistert hatte, begann er mit dem Schreiben von SF-Stories in den frühen fünfziger Jahren. 1954 gelang es ihm, die erste Kurzgeschichte zu verkaufen, und schon 1955 begann er eine Karriere als Fließbandschreiber für billige amerikanische SF-Magazine. Später gelang ihm der Absprung zum Genre der populärwissenschaftlichen Sachbücher.
    Zehn Jahre lang blieb er den Sachbüchern treu, erwarb sich Reputation damit und erlangte zudem wirtschaftliche Unabhängigkeit. Es war ein neuer Silverberg, der nach dieser Zeitspanne zur Science Fiction zurückkehrte. Mit Thorns (1967, Der Gesang der Neuronen) gelang ihm auf Anhieb ein vielbeachteter neuer Start. Noch im selben Jahr erschienen mit Hawksbill Station (1967, Verbannte der Ewigkeit) und To Open the Sky (1967, Öffnet den Himmel!) zwei weitere bemerkenswerte Romane. In der Folge waren es Werke wie Up the Line (1969, Zeitpatrouille), The Man in the Maze (1969, Exil im Kosmos, Neuauflage bei Moewig in Vorbereitung), To Live Again (1969, Noch einmal leben), Tower of Glass (1970, Kinder der Retorte), A Time of Changes (1971, Zeit der Wandlungen), Dying Inside (1972, Es stirbt in mir, Neuauflage bei Moewig in Vorbereitung) und The Book of Skulls (1972, Bruderschaft der Unsterblichen, Moewig-SF 3500), die ihn in die Gruppe der besten und beliebtesten Autoren beförderten. Nach mehrjähriger Pause legte er 1979 mit Lord
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