Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
sie finden.«
    »Schsch, ja, ich weiß. Ich komme.« Ich kämpfte darum, mich nicht von ihrer Panik anstecken zu lassen. Die Kinder saßen wahrscheinlich unter einem Baum in irgendeinem fremden Garten, und Jessica veranschaulichte ihrem kleinen Bruder die besondere Finesse des Hier-ist-niemand-Zaubers. »Du musst einfach Ruhe bewahren, bis ich da bin, okay?«
    »Ich versuch’s.«
    Noch etwas stimmte nicht. Stacy dürfte nicht so schnell derart in Panik geraten, nicht einmal, wenn zwei von den Kindern weg waren. »Was geht da sonst noch vor sich?«
    »Ich … « Sie zögerte. »Wir kriegen Karen nicht wach. Mitch hat ihr sogar ein Glas Eiswasser über den Kopf geschüttet, und sie hat sich nicht gerührt, und ich hab Angst, Toby, ich hab solche Angst … «
    Mein Herzschlag kam ins Taumeln. »Stacy, beruhige dich und rede mit mir. Atmet sie?«
    »Ja.«
    »Gut, sorg dafür, dass sie es bequem hat.« Wenn Stacy etwas zu tun hatte, machte sie vielleicht nichts Dummes. »Kein Eiswasser mehr. Wartet einfach auf mich.«
    »Mach schnell.« Sie schluchzte, als sie einhängte. Ich starrte den Hörer an, dann knallte ich ihn aufs Telefon und stürmte ins Schlafzimmer. Erst ein Holing, und jetzt war irgendwas mit Stacys Kindern im Gange. Dies entwickelte sich nicht gerade zu einem guten Tag.
    Im Stillen bedankte ich mich bei Connor, dass er mich wenigstens lange genug aus dem Haus gelockt hatte, um etwas zu essen, wenn auch nicht viel. Dann riss ich die Schubladen aus meinem Kleiderschrank und warf Kleidungsstücke aufs Bett. Die Katzen legten die Ohren an und flüchteten. »Eiche und Esche und beschissene vermoderte Kiefer«, fluchte ich und wühlte mich durch das Chaos. Das war pubertär, aber ich fühlte mich ein bisschen besser.
    »Au!« Ich zuckte zusammen, als ich mit der Hand an die Schneide meines Messers kam, dann packte ich es am Griff und zog es aus einem Stapel T-Shirts. Die Scheide lag dreißig Zentimeter weiter links unter einem Knäuel Socken. Ich zog sie auch heraus, schob das Messer hinein und befestigte sie innen am Bund meiner Jeans. Neuerdings gebe ich mir Mühe, nicht unbewaffnet in Gefahr zu geraten: Ich habe meine Lektion gelernt und trage die Narben, die es beweisen. Im Umgang mit meinen Waffen habe ich ebenfalls dazugelernt und mir angewöhnt, das Messer in der Scheide zu tragen, nachdem ich mich bei ALH Computing fast aufgeschlitzt hätte, als ich mich mit der ungeschützten Klinge im Hosenbund von meinem explodierenden Auto wegrollte.
    Das Leben war in letzter Zeit recht spannend gewesen.
    Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer schnappte ich mir meine Jacke und raffte mein Haar zu einem losen Pferdeschwanz zusammen, der meine Ohrenspitzen verbarg. Menschliche Tarnung ist unverzichtbar, wenn Raffinesse gefragt ist, ich aber plante vorerst nicht, mit jemandem außer meinen Freunden zu tun zu bekommen, und ich wollte meine mageren magischen Ressourcen nicht verschwenden. Später würde ich sie vielleicht dringend brauchen. Ich wandte mich zur Tür.
    Krallen gruben sich in meine Wade. Ich blieb stehen, sah nach unten und erblickte Spike, der mit beiden Vorderpfoten an meinem Bein hing. »Spike, lass los. Ich muss weg.« Er jaulte, ohne mein Bein freizugeben. »Was willst du denn?« Er blickte sehnsüchtig auf meine Schulter. Ich seufzte. »Du willst mitkommen?« Spike fasste das als Zustimmung auf, zog die Krallen ein und kletterte an meiner Seite hoch, um sich auf meiner Schulter niederzulassen. Ich schüttelte den Kopf und verließ die Wohnung. Keine weiteren Verzögerungen.
    Trotz Spikes Vorliebe dafür, sich beim Fahren an die Windschutzscheibe zu drücken, brauchte ich nicht zu fürchten, dass er entdeckt wurde. Rosenkobolde haben einen instinktiven Zauber, der sie vor jedem verbirgt, von dem sie nicht gesehen werden wollen. Mit steigender Kontrolle der magischen Fähigkeiten lässt diese natürliche Magie nach. Je kompetenter eine Fae-Rasse im Gebrauch der Magie ist, desto weniger instinktive Magie ist ihr geblieben. Manche Fähigkeiten entwickeln sich in bestimmten Rassen ausgeprägter – wie die Blutmagie bei den Daoine Sidhe – , aber viele natürliche Fähigkeiten der primitiveren Fae sind bei den Rassen, die als Menschen durchgehen können, verkümmert. Spike kann weitgehend anstellen, was immer er will, ohne je befürchten zu müssen, dass die menschliche Welt ihn wahrnimmt.
    Die Fahrt zu Mitch und Stacy fühlte sich an, als stünde die Zeit still. Panik kann das bewirken, sie stopft Wochen in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher