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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
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Kraft.
    Wir zahlten und verließen das Restaurant. Connor, immer der Gentleman, hielt mir die Tür auf. Meine Finger streiften seine, bevor er losließ, aber ich zog sie rasch weg. Dass wir einander begehrten, hatte keine Bedeutung mehr. Durfte keine haben.
    Draußen blies ein kühler Wind, der Himmel zeigte ein sattes Grau und drohte mit Regen. Stirnrunzelnd sah ich auf. »Das Wetter scheint sich zu verschlechtern.«
    »Glaub ich auch.« Connor trat näher. Ich rückte ab, er blieb stehen und gab sich keine Mühe, den enttäuschten Ausdruck zu verbergen, der kurz über sein Gesicht huschte. »Toby … «
    »Lass es einfach, okay? Bitte.« Ich schüttelte den Kopf. »Lass es einfach.« Ich hatte mich nicht so konsequent zurückgehalten, als wir zusammen in Fremont waren, gefangen in einem Mugel, wo ein Mörder durch die Gänge schlich. Dort hatte ich ihn geküsst, das Salz auf seinen Lippen geschmeckt und mich erinnert, warum ich immer wollte, dass er mehr sein könnte als nur ein Freund.
    Oberon hilf, ich kann nicht riskieren, dass so was noch mal passiert.
    Connor seufzte. »In Ordnung. Schön. Bis bald, Toby.«
    »Freie Wege«, erwiderte ich.
    Connor so zu behandeln zieht mich runter, aber bis er mit seinen Versuchen aufhört, mir auf die Pelle zu rücken, habe ich keine andere Wahl. Er ist verheiratet, und ich habe Prinzipien. Ich bin außerdem klug genug, mich vor seiner Frau zu fürchten, muss also besonders sorgfältig darauf achten, wie nahe ich ihm komme. Raysel hat viel von einer Serienmörderin, die nur darauf wartet, sich zu verwirklichen. Ich habe keine Lust, ihre Zielscheibe zu werden, wenn es dazu kommt.
    Das Telefon klingelte, als ich nach Hause kam. Ich ignorierte es. Ich bin zwar kein großer Fan von Anrufbeantwortern, bedenkt man den Zwingfluch, mit dem Evening Winterrose mich mithilfe des Gerätes posthum belegt hatte, aber die Dinger haben fraglos auch ihr Gutes. Anrufe entgegenzunehmen, wenn ich nicht in der Stimmung bin, gehört in diese Kategorie.
    Ich hängte meine Jacke auf, als das Gerät ansprang und Stacys ungewöhnlich hysterische Stimme über die Lautsprecher in den Raum drang. »Toby, ich bin es wieder. Tut mir leid, ich weiß, ich hab gesagt, ich warte auf deinen Rückruf, aber ich kann nicht warten, ich – ich kann einfach nicht mehr. Bist du da? Oh, bitte sei da … «
    Ich sprang über die Couch, rannte in den Flur und schnappte den Hörer. »Stacy? Was ist los?«
    »Oh, dank O-Oberon, du bist da«, schluchzte sie. »Ich hab hu-hundertmal angerufen, aber du warst nicht zu Hau-hause … «
    »Was ist passiert?« Stacy ist die gelassenste Person, die ich kenne. Wenn auf dem Schulgelände ein Drachen in Raserei geriete, würde sie ihm in die Augen sehen und ihm eine zusammengerollte Zeitung auf die Nase klatschen. Sie gerät nicht in Panik, niemals.
    »Andrew und Jessie«, flüsterte sie erstickt.
    Ich erstarrte. »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind weg.« Ihre Stimme zitterte. »Ich wollte nach den Kindern sehen, ob sie bei Sonnenaufgang gut durchgeschlafen haben. Andy und Jessie waren nicht da.«
    Oh, Wurzel und Zweig. »Wann war das? Was ist mit Karen und Anthony?«
    »Vor einer Stunde. Und Karen und Anthony lagen in ihren Betten.«
    Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz nach acht. »Hast du im Garten nachgesehen?«
    »Wir haben die ganze Nachbarschaft abgesucht.« Sie schniefte. »Wir haben sogar Cassie in der Uni angerufen, falls sie sie aus irgendeinem Grund mit zur Vorlesung genommen hat. Sie sind nicht bei ihr. Sie ist jetzt auf dem Weg nach Hause.«
    Großartig, dann treffen sich alle zum gemeinsamen Nervenzusammenbruch. »Bist du sicher, dass du überall nachgeschaut hast?«
    »Wir haben überall nachgesehen. Toby, Andy ist erst vier! Er kann noch nicht selbst für seine Tarnung sorgen.«
    »Oh, Eiche und Esche«, murmelte ich. Das erklärte, warum Stacy mich anrief statt der Polizei: Sie konnte keine menschliche Hilfe in Anspruch nehmen, selbst wenn sie es wollte.
    Kinder brauchen ein paar Jahre, bevor sie das Zaubern beherrschen. Es gibt eine kurze Frühphase, wo alles Nötige gleichsam automatisch passiert, aber die reflexartige Magie schwindet, wenn wir älter werden. Dann wird es zu einer Frage von bewusstem Willen und Konzentration. Tarnzauber zu erlernen dauert eine Weile, und manche Kinder lernen schneller als andere. Unglücklicherweise gehörte Andrew eher zu den Langsamen.
    »Kann Jessica sie beide tarnen?«
    »Nur für kurze Zeit. Toby, bitte komm her. Wir müssen
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