Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
sich zusammen«, erwiderte sie. »Ich hab ihm gesagt, wir gehen aus und gönnen uns einen richtigen Weiberabend.« Sie brach in haltloses Gelächter aus und steckte Kerry damit an. Auch ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken, obwohl ich mich vorrangig darauf konzentrierte, die beiden zum Zug zu befördern.
    Jetzt tauchten die Lichter des Bahnhofseingangs vor uns auf und verhießen Erlösung von meinen betrunkenen Schützlingen. »Mach schon«, drängte ich und versuchte Stacy zu größeren Schritten zu bewegen. »Wir sind fast da.«
    »Fast wo?«, fragte Kerry, was Stacy erneut zum Kichern brachte.
    »Beim Zug.«
    Stacy blinzelte. »Wohin fahren wir denn?«
    »Nach Hause«, antwortete ich so resolut wie möglich, derweil mein Absatz schon wieder in einem Spalt im Gehsteig festhing. Ich hätte die Schuhe ja gerne ausgezogen, aber meine Finger gehorchten mir nicht gut genug, um die Riemchen zu lösen. »Beeilung, oder ihr verpasst den Zug.«
    Die Treppe hinunter zu kommen erwies sich als tollkühnes Abenteuer. Ich verstauchte mir beinahe den Knöchel, während Kerry unbekümmert vorauseilte, den Ticket-Automaten bezwang und mit zwei einfachen Fahrkarten nach Colma zurückkehrte. Ich lebe in San Francisco, die beiden nicht.
    »Ab hier übernehme ich, Toby«, sagte Kerry und ergriff Stacys Arm.
    »Kommt ihr zurecht?«
    Sie nickte. »Wenn wir aussteigen, ruf ich uns ein Taxi.«
    »Prima«, erwiderte ich, umarmte die beiden und winkte, als sie die Sperre passierten. Ich liebe meine Freundinnen, trotzdem war es eine Erleichterung, sie wohlbehalten auf der Heimreise zu wissen. Es fälltmir schwer genug, auf mich selbst aufzupassen, wenn ich betrunken bin. Noch mehr Verantwortung kann ich dann nicht gebrauchen.
    Die Market Street wimmelte von Nachtschwärmern und Leuten, die sich im Freien eine Zigarette genehmigten. Kalifornien hatte striktes Rauchverbot in Lokalen eingeführt, während ich damit beschäftigt gewesen war, ein Fisch zu sei n – eine der wenigen positiven Veränderungen in den mir fehlenden vierzehn Jahren. Jedenfalls bedachte mich niemand mit mehr als einem flüchtigen Blick.
    In San Francisco ein Taxi zu ergattern kommt einer olympischen Disziplin gleich. Ich spielte mit dem Gedanken, Danny anzurufen, einen hiesigen Taxifahrer, der mich jederzeit gern umsonst chauffiert. Wir hatten uns vor sechs Monaten kennengelern t – etwa fünf Minuten, nachdem mir mit einer Eisenkugel ins Bein geschossen wurde. So etwas ist nie ein guter Anfang für eine Bekanntschaft. Zum Glück erwies sich, dass Danny schon lange vor diesem ersten Treffen von mir wusste: Etwa sechzehn Jahre zuvor hatte ich für seine Schwester einen Fall bearbeitet, was mir seine allzeit geneigte Hilfsbereitschaft eintrug. Er ist ein prima Kerl. Im Allgemeinen gilt das für alle Brückentrolle. Wenn man praktisch massiver ist als Blei, muss man nicht viel beweisen.
    Um Danny anzurufen, brauchte ich allerdings erst mal ein Telefon. Trotz Stacys Drängen weigerte ich mich, mir ein Handy zuzulegen; keine meiner bisherigen Erfahrungen mit diesen Dingern war positiv. Davon abgesehen war es vermutlich wichtiger, dass Danny Geld verdiente, als dass ich mich um einen Spaziergang drücken konnte. Mit einem Stöckel-auf-Asphalt-Stakkato lavierte ich mich um eine Ecke und trat den Heimweg an.
    Schon nach wenigen Häuserblocks verließ ich den Innenstadtbereich, gelangte in stillere Wohnviertel und ließ den Lärm menschlicher Ausgelassenheit hinter mir. Hier gab es weniger Straßenlaternen, aber das scherte mich nicht. Gute Nachtsicht gehört zur Standardausstattung meines Fae-Erbes. Dass ich keinen Mantel trug, war schon eher ein Problem.
    Rund um den Insektenvernichter eines kleinen Eckladens mit Vorbau lungerten ein paar Pixies. Geschickt verwendeten sie Zahnstocher als Spieße zum Rösten verschiedener Insekten. Ich blieb stehen, schaute zu und nutzte die kleine Pause, um mein Gleichgewicht wiederherzustellen. Einer der Pixies sah mich gucken, schwirrte herbei und schwebte mit finsterer Miene vor meiner Nase.
    »Schon gut«, erklärte ich ihm mit trunkener Feierlichkeit. »Ich kann dich sehen.« Er blieb, wo er war, und sein Gesichtsausdruck wurde noch wütender. »Nein, ehrlich, alles bestens. Ich bin halb Dao… Dao… Ich bin ein Wechselbalg.« Wer auch immer für die Namensgebung der Fae-Rassen verantwortlich zeichnete, hätte sich wirklich mehr Mühe geben können, sie auch in trunkenem Zustand aussprechbar zu gestalten.
    Der Pixie stieß mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher