Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
ein wenig unwirklich an. Ich wusste es besser.
    »Gern geschehen«, sagte ich. April war zu jung und zu anders, offenbar teilte sie nicht die Vorbehalte der Fae gegen das Bedanken. Es würde sehr interessant sein zu sehen, wie sie zu einer eigenen Persönlichkeit heranwuchs.
    Die Debatte über die Nachfolge in Zahmblitz verlief hitzig, aber letztlich trug die Tradition den Sieg davon. April war Jans Tochter, der Mugel erkannte sie als solche an, und daher gehört e – in Ermangelung eines anderen rechtmäßigen Erbe n – die Grafschaft ihr. Es würde weder eine Auflösung noch einen Krieg geben, nur etwas mehr gesundes Chaos. Herzogin Riordan würde warten müssen.
    In gewisser Weise war es die letzte, bitterste Ironie von allen, dass April nun den Thron ihrer Mutter bestieg. Sie war zur Mörderin geworden, als sie zu jung und zu andersartig war, um zu verstehen, was sie tat, und Faerie verzieh ihr ihre Unwissenheit. Gordan hatte sie auf Abwege geführt und benutzt, und das genügte für die Gerechtigkeit von Faerie. Wäre sie ahnungslos geblieben, hätte man sie vielleicht als Monster bezeichnet und doch noch umgebracht, zu unserem eigenen Schut z … aber das war sie nicht mehr. Der Tod ihrer Mutter hatte sie genötigt, eine echte Person zu werden, und nun, da sie ihre eigenen Verbrechen verstand, kämpfte sie darum, sie wiedergutzumachen. Indem sie ihre Schuld begriff, wurde sie wieder unschuldig.
    Elliot setzte an, etwas zu sagen, hielt jedoch inne, als Sylvester in die Mitte des Hains trat und sich räusperte. Das Gemurmel der Menge wurde erst leiser und dann von erwartungsvoller Stille ersetzt. Sylvester sah uns an und wankte. Luna trat vor, bereit, ihn aufzufangen, sollte er fallen. Er ergriff ihre Hand und räusperte sich erneut, diesmal kräftiger. Sylvester fällt nie; er wankt höchstens. Doch ich habe auch noch nie erlebt, dass er eine helfende Hand zurückweist. Er ist einer der tapfersten Männer, die ich kenne. Er überlebt alles.
    »Am Anfang wurde uns ein Versprechen gegeben«, begann er. Seine Stimme war fast zu leise, um sie zu hören, und dennoch laut genug, um in jeden Winkel des Hains zu dringen. Ich hatte keine Ahnung, wo er die Bestattungsriten ausgegraben hatte; in ganz Faerie hatte es seit der Geburt der Nachtschatten keine Bestattungen mehr gegeben. Dennoch erkannte irgendetwas in mir seine Wort e – und es waren die richtigen. Er fand die richtigen Worte.
    »Uns wurde gesagt, wir würden ewig leben«, fuhr er fort und sah mich dabei direkt an. »Dieses Versprechen wurde gebrochen, und nun liegt Gräfin January ap Learianth, die unter den Sterblichen als January O’Leary lebte, ermordet vor uns. Sie hat die Linie überschritten, hinter der es keine Rückkehr gibt, und das Versprechen, das man uns gab, hat sie nicht beschützt.«
    Er drehte sich um, beugte sich über den Scheiterhaufen und küsste sie auf die Stirn, bevor er den Blick erneut über die Menge wandern ließ. »Sie war die Tochter meiner Schwester. Sie war meine Nichte und die Mutter meiner Großnichte und tausenderlei mehr für tausend Leute, und sie ist gegangen. Sterblichkeit kann selbst die Unsterblichen treffen. Erinnert euch daran, behaltet diejenigen, die ihr liebt, bei euch und lebt jeden Tag, so gut ihr könnt.« Er sah zum Rand der Versammelten. Ich folgte seinem Blick und entdeckte Raysel, die mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und gelangweilt wirkte. Ach, Sylvester. Es sind immer die Guten, die sterben.
    »Aber es gibt Hoffnung.« Er holte tief Luft und wiederholte: »Es gibt Hoffnung. In einer Welt, in der ein Versprechen gebrochen werden kann, können andere vielleicht gehalten werden. Sie könnte noch Frieden finde n – aber sie wird ihn ohne uns finden.« Er schwenkte die Hand, und der Scheiterhaufen fing Feuer. Dann straffte er die Schultern und trat zurück. »Leb wohl, meine Liebe«, sagte er noch leiser.
    Jan blieb noch kurz durch den Rauch sichtbar, dann schloss er sich um sie, und sie war verschwunden. Sie hatte Faerie nicht gerette t – sie konnte nicht einmal sich selbst retten. Sie lebte und starb und überließ es uns, um sie und all die verlorenen Seelen bei ALH zu trauern, sowohl die lebenden als auch die toten. Niemand von uns war so herausgekommen, wie er hineingegangen war.
    Niemand.
    Während ich zusah, wie sich der Rauch zum bernsteinfarbenen Himmel hinaufkräuselte, fiel es mir schwer zu glauben, dass irgendetwas ewig währen sollte. Vielleicht hatte Jan recht, vielleicht lag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher