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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye
Autoren: Seanan McGuire
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Menschlichkeit die Oberhand. Ihre Arme hörten zu rudern auf und sanken an ihren Seiten herab. Ich erkannte den Moment der Entscheidung, sprang vor und griff trotzdem nach ihrer Han d – einen Herzschlag lang war sie fast in Reichweite. Ich packte z u …
    … und erwischte nur Luft. Sie fiel stumm und mit offenen Augen. Unmittelbar bevor sie auf dem Beton aufschlug, wandte ich den Blick ab. Es änderte nichts. Ich sah den Aufprall vielleicht nicht, aber ich konnte ihn hören. Sie selbst gab keinen Laut von sich, das übernahm die Schwerkraft für sie, und die Stille, die danach folgte, verriet mir, dass sie den Sturz nicht überlebt hatte.
    Erschöpft schleppte ich mich zu Quentin, kniete mich neben ihn und griff nach seinem Handgelenk. Sein Puls war schwach, aber gleichmäßig. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal mitbekommen, dass er sich nicht mehr im Futonzimmer befand. Ich hob den Kopf und rief: »Elliot? Können Sie mich hören?«
    Von unten kam keine Antwort. Ich seufzte, hielt April die Hand hin und sagte: »Es ist vorbei. Du kannst jetzt aufstehen.«
    Sie hob den Kopf. »Wird jetzt alles besser?«
    »Nein. Leider nicht. Tut mir leid.«
    »Wird Quentin im Netzwerk bleiben?«
    »Ich denke schon, ja. Elliot vielleicht auch.« Es war vorbei. Sofern Elliot noch lebte, würden Sylvesters Heiler den Schaden beseitigen, als hätte es ihn nie gegeben. Er und Quentin würden genesen. Ich fragte mich unwillkürlich, ob ihnen äußerliche Narben oder nur die in ihrem Inneren bleiben würden.
    Langsam stand April auf und fragte: »Wird meine Mutter jetzt wieder online gehen?«
    Es gab keine Worte, um darauf zu antworten. Ich zog Quentin in meine Arme, richtete mich halb auf und wartete, bis sie verstand.
    »Oh«, sagte sie schließlich und senkte den Blick. Etwas in ihr hatte sich verändert, etwas, das über ihr neues Empfindungsvermögen hinausging. Sie wirkt e – in Ermangelung eines besseren Begriff s – real. »Wo ist sie jetzt?«
    Selbst wenn ich das gewollt hätte: Wie erklärt man jemandem, dessen Unsterblichkeit durch Elektronen und Drähte gewahrt wird, die Vorstellung von einer Seele? Es geht nicht. Also sagte ich ihr einfach die Wahrheit. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie kommt nicht zurück? Nie wieder?«
    »Nein, April, sie kommt nicht mehr zurück. Nie wieder.«
    »Oh.« Sie verschwand. Luft strömte an die Stelle, an der sie gewesen war. Dann tauchte sie wieder auf. »Gordan hat das Netzwerk verlassen. Elliot nicht.« Geradezu zaghaft fügte sie hinzu: »Ich habe seine Wunde verbunden, um die Blutung zu stillen, als Gordan auf mich gewartet hat. War das richtig?«
    »Das war großartig«, sagte ich leise. Ich hatte die Bestätigung über Gordans Ableben gebraucht, aber nicht gewollt. Kein Tod ist schön oder gerecht. Faerie war nicht zum Sterben geschaffen, und ebenso wenig waren es Faeries Kinder.
    »Gut«, sagte sie und schaute mit großen Augen zu mir auf. »Wer wird sich jetzt um mich kümmern?«
    »Du wirst für dich selbst sorgen müssen.«
    »Kann ich das denn?«
    »Ich glaube nicht, dass du eine andere Wahl hast.«
    »Oh«, sagte sie erneut. Dann fragte sie leise: »Können wir vorläufig, bis sie kommen und Gordans Hardware mitnehme n … so tun, als würdest du dich jetzt um mich kümmern?«
    »Können wir«, antwortete ich, lächelte traurig und verlagerte Quentin in meinen Armen so, dass ich ihr eine Hand reichen konnte. Sie schlang die Finger durch meine. Ihre Haut fühlte sich kühl und etwas unwirklich a n – nicht dass es eine Rolle gespielt hätte. Realität ist das, was man dazu macht.
    Wir mussten Quentin nach unten schaffen, und wir mussten Elliot in Sicherheit bringen. Dennoch standen wir einen Augenblick lang einfach zusammen in der Dunkelheit, ließen die Blicke durch den düsteren Raum wandern, und das Geräusch unseres Herzschlags vermischte sich mit dem gedämpften Flüstern der Nachtschattenflügel.

Dreiunddreissig
    L etzten Endes geschah Folgendes:
    April wandte sich mir zu, als das Wispern der Schwingen verklungen war, und zog ihre Hand aus meiner. »Wie befördern wir ihn nach unten?«, fragte sie zaghaft und deutete auf Quentin. »Elliot muss auch abgeholt werden.«
    »Das stimmt«, sagte ich und musterte sie. April war zwar klein, sah aber kräftig aus. »Kannst du lebendige Personen mitnehmen, wenn du verschwindest?«
    »Nur wenn ich sie tragen kann.«
    »Versuch es.« Ich stand auf, hob Quentin an und legte ihn vorsichtig in ihre Arme. Sie war mit Müh und Not in der
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