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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye
Autoren: Seanan McGuire
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mir vorbei in meine Wohnung. »Ich hatte keine Ahnung, dass du und der Katzenkönig so gut befreundet seid.«
    Ich errötete. »Sind wir nicht. Er ist mir nach Hause gefolgt.«
    Sylvester zog eine Augenbraue hoch und drückte mit dieser einen Geste mehr aus, als es Worte vermocht hätten. Ich schloss die Tür und widerstand dem Drang, die Schultern hängen zu lassen wie ein gescholtener Teenager. Es gibt Unterhaltungen, die ich mit meinem Lehnsherrn niemals führen möchte. Eine davon könnte mit der Frage »Warum geht der König der Katzen bei dir ans Telefon?« beginnen.
    Er räusperte sich und sagte: »Ich hätte ja eher angerufen, aber ich habe selbst erst unlängst erfahren, dass ich am Hof der Königin gebraucht werde.«
    »Will ich wissen, weshalb?«
    Ein Schatten huschte über seine Züge, war im einen Augenblick da, im nächsten wieder verschwunden. »Nein.«
    »Verstehe.« Wir verstummten. Ich betrachtete ihn, er betrachtete meine Wohnung. Sein Mienenspiel kündete von einer Art verwirrter Missbilligung, als könne er beim besten Willen nicht verstehen, warum ich es vorzog, an einem solchen Ort zu leben, obwohl mir die gesamten Sommerlande offenstanden. Auch wenn Sylvester einer der tolerantesten Adligen ist, die ich je kennengelernt habe, wusste ich, dass seine Verwirrung echt war. Er verstand es wirklich nicht, und ich konnte es ihm unmöglich erklären.
    Sylvester gehört den Daoine Sidhe an, dem höchsten Adelsgeschlecht von Faerie. Sein Haar ist feuerrot, und seine Augen haben einen warmen Goldton, der bei einem Vertreter der Cait Sidhe natürlicher gewirkt hätte. Nichts an ihm lässt sich im herkömmlichen Sinn als hübsch bezeichnen, doch wenn er lächelt, ist er atemberaubend. Selbst mit der Tarnung, die seine spitzen Ohren stumpf erscheinen ließ und seine sonst allzu vollkommenen Züge mit einer Schicht von Menschlichkeit überzog, schimmerte die Essenz seiner Natur durch.
    Alle Daoine Sidhe sind so. Ich schwöre, hätten sie mich nicht großgezogen, würde ich sie schon aus Prinzip hassen.
    »October, was deine Lebensumstände angeh t … «
    Ich klatschte in die Hände. »Wer möchte Kaffee?«
    »Bitte. Aber October, du weißt, dass du jederzeit herzlich willkommen i n … «
    »Milch und Zucker?«
    »Beides. Abe r … « Er verstummte und sah mich an. »Wir führen dieses Gespräch immer noch nicht, oder?«
    »Nein«, gab ich unbeschwert zurück, drehte mich um und betrat die winzige Küche. »Wenn ich bereit bin, dauerhaft nach Hause zu kommen, lasse ich es Euch wissen. Aber vorerst nicht. Es ist schwierig, einen Beruf auszuüben, wenn man als Postanschrift ›Dritte Eiche am Fuß des großen Hügels‹ hat.«
    »Würdest du in Schattenhügel leben, bräuchtest du gar keinen Beruf auszuüben«, wandte er ein.
    »Nein, aber ich mag meinen Beruf, Euer Gnaden. Ich fühle mich dadurch nützlich. Und er hilft mir, den Anschluss an all das zu kriegen, was ich verpasst habe. Ich bin nicht bereit, ihn aufzugeben.« Ich beugte mich aus der Küche und reichte ihm eine Tasse Kaffee. »Vorsicht, heiß. Und außerdem würde mich Raysel im Schlaf ermorden.«
    Er verzog ein wenig den Mund und nahm die Tasse entgegen. »Ja, das gilt es zu bedenken, stimmt.«
    Rayseline Torquill ist Sylvesters einzige Tochter und derzeit auch einzige Erbin. Es gibt da allerdings ein Problem. Dank Sylvesters Bruder Simo n – einem Bösewicht der übelsten Sort e – ist sie in einem magischen Gefängnis aufgewachsen, und diese Erfahrung hat sie regelrecht verrückt gemacht. Niemand weiß mit Sicherheit, was dort vorgefallen ist. Nach dem Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter zu urteilen, als ich sie danach fragte, war Simon zu mir noch gnädig, als er mich in einen Fisch verwandelte. Ich hätte das kaum für möglich gehalten, aber was Raysel und ihre Mutter durchgemacht haben, war wohl weit schlimmer.
    Traurigerweise ändert der Umstand, dass mir Raysel leidtut, nichts an der Tatsache, dass sie eine sadistische Irre ist. Ich würde ihr ja nur allzu gern aus dem Weg gehen, aber sie ist nicht nur die Tochter meines Lehnsherrn, sondern außerdem überzeugt, dass ihr Ehemann Conno r – in gewisser Weise ein Exfreund von mir und aus rein diplomatischen Gründen ihr Gatt e – immer noch in mich verknallt ist. Noch bedauerlicher ist, dass sie damit nicht ganz falsch liegt. Man kann trotzdem nicht sagen, dass unser Verhältnis von gegenseitigem Misstrauen geprägt ist, denn ich vertraue fest darauf, dass sie mich umbringt, sobald sich
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