Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
wartete auf das Klicken des Blinkers und darauf, dass der Wagen einen sanften Bogen nach Westen machte. Nichts von beidem geschah. Wir fuhren einfach weiter geradeaus.
    Zuerst war die schnurgerade Strecke flach, doch dann begann sie zu steigen, es gab weniger Häuser und mehr Bäume. In diesem Teil von Winter Harbor war ich noch nie gewesen. Bevor ich mich entscheiden konnte, ob mir der Gedanke gefiel oder nicht, endete die Straße. Der Wagen hielt an. Wir alle starrten ungläubig nach vorn.
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte ich zwischen den Sitzen hindurch.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Mom nach einem Moment. Sie reichte Dad den Zettel mit den Richtungsanweisungen und öffnete ihr Autofenster. Direkt neben unserem Wagen befand sich eine kleine Metallbox mit einem Knopf. Als sie daraufdrückte, schwangen die hohen Torflügel auf. Ihre schmiedeeisernen Gitter zeigten Nixen mit Fischschwänzen.
    »Geben wir dem Haus eine Chance«, sagte Dad. Seine Hände waren nervös damit beschäftigt, den Zettel auf- und zuzufalten.
    Am liebsten hätte ich den Stapel Uni-Seminare vor mein Gesicht gehalten, um alles abzublocken, was ich nicht sehen wollte. Stattdessen hingen meine Blicke wie festgebannt an den gesichtlosen Körpern, dem wogenden Haar, den fein ausgearbeiteten Flossen. Ich sagte mir, dass es sich nur um Dekoration handelte, dennoch suchte ich fast zwanghaft nach etwas an den Gestalten, was mir bekannt vorkam. Als sich die Tore hinter uns schlossen und der Wagen die lange Zufahrt emporkroch, drehte ich mich sogar um und beobachtete, wie die Nixen hinter uns kleiner wurden. Irgendwie wollte ich sichergehen, dass sie sich wirklich entfernten.
    Der steile Weg wand sich durch dichten Wald, und als wir fast eine Meile gefahren waren, verlor Mom die Geduld. Vielleicht war sie auch nervös, jedenfalls trat sie kräftig aufs Gas. Der Wagen schoss eine Anhöhe hinauf … und direkt auf den Rand eines Steilufers zu.
    Dad und ich klammerten uns an die Panikgriffe über den Türen. Mom keuchte und trat hart auf die Bremse. Das Auto rutschte noch ein paar Meter und kam dann zum Stehen.
    »Okay, wir brauchen einen Zaun«, stellte Mom aufatmend fest. »Und zwar einen sehr stabilen.«
    Sie öffnete die Tür und stieg aus. Dad beugte sich vor und begann, sich umzudrehen, doch ich hatte keine Lust auf einen weiteren Schwall fürsorglicher Fragen. Also riss ich die Tür auf und sprang aus dem Wagen, ehe mich seine Besorgnis überrollen konnte.
    »Jacqueline! Ich bin so froh, dass der Termin noch in letzter Minute geklappt hat.«
    Eine Frau kam die breiten Steinstufen zu unserer Linken heruntergeschritten. Sie trug eine helle Leinenhose, eine lange weiße Tunika und Ledersandalen. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der so stramm saß, dass ihre Augenwinkel regelrecht hochgezogen wurden. Anscheinend hatte mich das Eisentor mit dem Meerjungfrauen-Emblem mehr mitgenommen als gedacht, denn für den Bruchteil einer Sekunde kam sie mir vor wie eine andere Frau, die zu meinen Erlebnissen im letzten Sommer gehörte.
    Aber das war unmöglich.
    Oder nicht?
    »Und das muss deine bildhübsche Tochter sein.« Die Frau schüttelte meiner Mutter die Hand und lächelte mich strahlend an. »Die Elitestudentin. Ich habe schon so viel von dir gehört. Dartmouth, stimmt’s?«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und gesellte mich zu den beiden. »Stimmt.«
    »Von einer Tochter wie dir können andere Eltern nur träumen.«
    Ich schaute zu Boden.
    »Vanessa«, mischte sich Mom schnell ein, »das hier ist Anne, unsere Maklerin. Und Anne, du hast ganz recht, dieses bildhübsche Mädchen ist unsere Tochter.«
    »Und ich bin der total durchschnittliche Ehemann und Vater«, stellte sich Dad vor, der hinter uns angeschlurft kam. »Da haben Sie uns wirklich ein ungewöhnliches Anwesen ausgesucht.«
    »Na bitte, habe ich doch gesagt. Habe ich es nicht gesagt, Jacqueline?«
    Anne nahm meine Mutter am Ellbogen und zog sie den Pfad entlang, wobei sie alle möglichen Details über die Schlafzimmer, die Badezimmer und die energiesparende Bauweise des Bungalows herunterratterte. Dad folgte ihnen dicht hinterher. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und den Blick nach rechts auf den Meereshorizont gerichtet. Ich hielt mich ein paar Meter hinter ihm und hatte mein Handy griffbereit, für den Fall, dass sich jemand nach mir umschaute und ich abgelenkt wirken musste. Natürlich war ich auch neugierig auf das Haus, aber ich wollte die Entscheidung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher