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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Autoren: Tricia Rayburn
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Grund, nervös zu werden. Schließlich haben die Todesopfer ähnlich ausgesehen wie die in Winter Harbor, aber diesmal konnte man es nicht auf freakige Naturphänomene schieben.«
    Ich war froh, dass Paige sich so vage ausdrückte. Die Mitarbeiter in Hörweite mussten nicht daran erinnert werden, dass die ganzen ermordeten Männer mit einem breiten Grinsen auf ihren blauen Lippen gefunden worden waren.
    »Aber woher wissen die Leute davon?«, fragte ich. »Wir haben doch beide jeden Tag den Boston Globe gelesen, und nirgends wurde erwähnt, dass die Opfer ungewöhnlich ausgesehen haben, als man sie gefunden hat.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle? So was spricht sich eben herum – und zwar schnell. Wahrscheinlich hat ein Schüler von der Hawthorne einem Ferienkumpel davon erzählt, und schon begann die Gerüchteküche zu brodeln. Die meisten Touristen hier stammen nun mal aus Boston. Genug davon haben ihre eigenen Schlüsse gezogen und sich entschieden, diese Ferien woanders zu verbringen. Unser Restaurant ist nämlich nicht als Einziges leer. Der ganzen Stadt geht es schlecht.«
    Inzwischen hatte ich völlig den Appetit verloren. Lustlos schob ich mein Ei auf dem Teller herum und dachte nach. Wenn Paige recht hatte, würde diese Sommersaison sehr anders aussehen als die üblichen. Normalerweise boomten die Touristenläden in den ersten Ferientagen, und jeden Tag strömten mehr Urlauber in die Stadt. Unwillkürlich bekam ich ein schlechtes Gewissen, auch wenn mir nach den ersten Morden durch die Sirenen nichts anderes übriggeblieben war, als mich einzumischen.
    »Miss Marchand!«
    Mein Kopf fuhr hoch, und ich sah eine junge Kellnerin auf der obersten Treppenstufe stehen. Sie rang die Hände und warf gehetzte Blicke über die Schulter.
    »Louis … er hat was gekocht … und da war, na ja … eine neue Sorte Peperoni drin. Das konnte ich ja nicht wissen. Ein Kunde ist fast erstickt. Jetzt will er mich verklagen.«
    Paige neigte den Kopf zur Seite. »Louis will dich verklagen?«
    »Nein, der Kunde!« Die Kellnerin warf noch einen Blick nach unten und keuchte. »O nein. Er ist in der Küche und schreit Louis an.« Mit zitternder Unterlippe starrte sie Paige an und brach fast in Tränen aus. »Ich kann keinen Schadenersatz zahlen. Dafür habe ich kein Geld. Deswegen habe ich doch mit dem Kellnern angefangen. Und heute ist mein erster Tag, und bisher habe ich nur zwei Dollar Trinkgeld bekommen und …«
    Paige hob die Hand. Das Mädchen verstummte.
    »Siehst du den Jachtanleger da unten?«
    Die Kellnerin nickte.
    »Jetzt setzt du dich dort ans Wasser und machst eine kurze Pause.«
    »Jetzt? Aber ich habe erst vor einer Stunde angefangen. Und Louis hat gesagt …«
    »Louis ist fürs Kochen zuständig«, unterbrach Paige sie, »und ich fürs Personal. Nimm dir eine Viertelstunde frei, um dich zu beruhigen. Wenn du zurückkommst, ist alles unter Kontrolle.«
    Ich konnte meinen Augen kaum trauen, aber die Kellnerin reagierte mit einer regelrechten Verbeugung. Sie legte die Hände aneinander, senkte den Kopf und verneigte sich.
    »Danke, Miss Marchand, vielen Dank«, sagte sie und verschwand die Treppe hinunter.
    Ich wandte mich Paige zu. »Sie nennt dich Miss Marchand?«
    »Da kann ich nichts für. Ehrenwort, ich habe ihr gesagt, sie soll mich mit dem Vornamen anreden.« Sie nahm eine Weintraube von ihrem Teller und warf sie sich in den Mund. »Aber anscheinend haben alle einen Riesenrespekt vor mir. Dazu muss ich mich nicht mal anstrengen. Die ganze Belegschaft ist überhöflich und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab, seit ich wieder zurück bin. Ausgenommen natürlich unser berüchtigter Chefkoch.«
    »Meinst du, das liegt daran, dass Betty dir das Management überlassen hat?«
    »Vermutlich.«
    Ich beugte mich näher zu ihr. »Oder glaubst du, es hat auch etwas damit zu tun, dass … na ja … benehmen sie sich vielleicht anders, weil …«
    »Weil zum ersten Mal in der Sommersaison meine fiese Schwester nicht da ist, um die Mitarbeiter zu terrorisieren? Wahrscheinlich sind alle furchtbar erleichtert, aber haben deswegen ein schlechtes Gewissen. Dazu kommt noch eine Prise echtes Mitgefühl, und schon fassen sie mich mit Samthandschuhen an.«
    Ganz so hätte ich es nicht ausgedrückt, aber da mir keine passendere Umschreibung einfiel, sagte ich: »Ja?«
    »Kann schon sein.« Die Blicke aus ihren strahlend blauen Augen wanderten zu den beiden Kellnern in der anderen Zimmerecke. Dann sagte sie ein
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