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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Autoren: Tricia Rayburn
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gekämpft und seinen Leichnam an Land gezogen haben. Wie Sie sich entschuldigt haben. Einfach alles.«
    Natalie schnalzte mit der Zunge. »Also wirklich. Das war ziemlich gedankenlos von dir.«
    Zum ersten Mal schaute Green von mir weg und auf das Wasser. »Was ist hier eigentlich los? Was machen die ganzen Leute da in den Wellen?«
    »Nur ein paar Freunde, die eine kleine Strandparty veranstalten«, antwortete Natalie.
    »Bei diesem Sturm?«, fragte der Kommissar ungläubig.
    »Wir sind alle sehr gute Schwimmer.« Sie lächelte.
    Der andere Polizeibeamte – laut Namensschild handelte es sich um Wachtmeister Tompkins – trat hinter mich und packte mich am Handgelenk. Währenddessen ging Kommissar Green auf das Wasser zu, gerade als ein Blitzstrahl den Himmel erhellte – und die Gesichter der Gefangenen erkennbar machte, die sich noch am Ufer befanden.
    »Paige Marchand?«, fragte er. »Sind Sie das? Was –«
    Er wurde von einem ohrenbetäubend hohen Ton unterbrochen, der wieder einmal jeden Gedanken aus meinem Kopf fegte und alles weiß werden ließ. Doch diesmal hielt der Gesang länger an als vorhin auf dem Balkon, und nach ein paar Sekunden schien mein Körper sich daran zu gewöhnen. Meine Sicht kehrte zurück, wenn auch verschwommen. Ich konnte die Menschen in meiner Nähe sehen, doch alles wirkte grau und krisselig wie bei einer Bildstörung.
    Mehr war allerdings auch nicht nötig. Kommissar Green stand stocksteif da, hatte den Mund erschrocken aufgerissen und beide Hände gegen die Ohren gepresst. Alle anderen wirkten ebenfalls wie eingefroren: Simon, Caleb, Paige und ihre Aufpasser, die Sirenen und die Männer im Hafenbecken. Nur die Wellen schwappten immer noch wie vorher um ihre Gestalten. Auch Wachtmeister Tompkins stand völlig reglos hinter mir.
    Natalie war die Einzige, die sich bewegte. Noch immer singend, marschierte sie auf den Kommissar zu. Anscheinend hatte sie nicht gemerkt, dass meine Sinne zurückkehrten. Eine bessere Chance würde ich nicht bekommen. Ich wollte mich aus dem Griff des Wachtmeisters lösen – aber wurde von etwas Kaltem, Hartem aufgehalten.
    Handschellen. Er hatte ein Ende bereits um mein Handgelenk geschlossen und hielt das andere mit festem Griff.
    Ich weiß, du bist stark … nun wirst du herausfinden müssen, was wahrer Mut für dich bedeutet.
    Charlottes letzte Worte hallten in meinen Gedanken wider.
    Da hatte ich keine Zweifel mehr, was ich tun musste.
    Ich riss die Handschelle aus Tompkins’ verkrampften Fingern. Ohne Natalie aus den Augen zu lassen, die mit dem Rücken zu mir stand und gerade die Hand auf Kommissar Greens Brust legte, rannte ich durch den Sand auf Caleb zu. Er schien mich gar nicht zu bemerken, selbst als ich die Fesseln von seinen Händen löste und ihm das Klebeband vom Mund riss. Ich musste gegen die Tränen ankämpfen. Kurz umarmte ich ihn, dann ging ich zu Paige weiter. Ich befreite sie ebenfalls und drückte sie etwas länger und fester an die Brust. Sollte ich ihre beiden Aufpasser von ihnen wegschubsen, um meinen Freunden einen größeren Vorsprung zu geben? Nein, damit könnte ich die Männer vielleicht wecken oder Natalie auf mich aufmerksam machen. Mir blieb nur die Hoffnung, dass Caleb und Paige schnell genug flüchten würden, wenn sie von dem Bann befreit waren.
    Als Letztes ging ich zu Simon. Er hatte den Blick noch immer auf Tompkins geheftet, denn dort hatte ich gestanden, als Natalie zu singen begann. Nun konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie liefen mir übers Gesicht, während ich seine Fesseln aufknotete und das Klebeband von seinem Mund zog. Ich beeilte mich, denn mir blieb nicht viel Zeit, und außerdem durfte ich mir keine Gelegenheit zum Nachdenken geben. Sonst würde ich vor lauter Verzweiflung nicht weitermachen können. Das alles war so schrecklich unfair.
    Aber hätte es nicht sowieso auf diese Weise enden müssen? Hatte ich mich nicht schon vor einer Weile damit abgefunden, dass uns das Schicksal auseinanderreißen würde … und dass der Tod auf mich wartete? Da sollte es lieber früher als später vorbei sein, genau wie Charlotte gesagt hatte.
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Natalie hatte beide Hände auf die Brust des Kommissars gedrückt, starrte ihm hypnotisch in die Augen und bewegte fast unmerklich die Lippen.
    Ich wandte mich wieder Simon zu und küsste ihn ein letztes Mal. Sein Mund fühlte sich noch immer weich und warm an. Meine Tränen strömten heftiger.
    » Ich liebe dich
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