Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung
Autoren: Olivia Gates
Vom Netzwerk:
helfen kann.“
    Sie hatte alles verloren: ihr Herz, ihre Seele, den Glauben. Und den Lebenswillen.
    Nichts war ihr geblieben …
    Aber offensichtlich war Talia zäher, als sie selbst geglaubt hatte.
    Denn bei Tagesanbruch wachte sie mit einem klaren und deutlichen Wunsch auf: Sie wollte mit Hassan reden.
    Zuerst hatte sie geglaubt, dass ihr Stolz das niemals zulassen würde. Aber dann hatte sie fast die ganze Nacht von ihrer glücklichen gemeinsamen Zeit geträumt. Der Gegensatz zu dem, was Hassan zuletzt gesagt hatte, war so groß, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.
    Am Vortag war ihr das noch nicht bewusst geworden. Sie hatte sich in jeder Hinsicht zu angeschlagen gefühlt. Zu entsetzt, zu verunsichert …
    Aber jetzt konnte sie wieder logisch denken. Ihr Verstand arbeitete präzise wie immer. Zumindest fast. Jedenfalls würde sie sich nicht mit Halbwahrheiten zufriedengeben.
    Sie würde die Chance nutzen, sich von Hassan alles erklären zu lassen. So würde ihr wenigstens die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Mann bleiben, den sie von ganzem Herzen geliebt hatte. Auch wenn sie ihn nie wiedersehen würde.
    Also rief sie ihn an. Oder versuchte es zumindest. Sechs Stunden lang immer wieder. Sein Telefon war ausgeschaltet.
    Enttäuscht machte sie sich auf den Weg zur Arbeit. So hatten wenigstens andere etwas von ihrer Energie.
    Auf dem Weg zum Arztzimmer … spürte sie etwas. Nein, das kann nicht sein, dachte sie.
    Sie straffte die Schultern. Gleich würden die Kollegen wissen wollen, wo sie den letzten Monat gesteckt hatte …
    Aber mit jedem Schritt wurde das seltsame Gefühl deutlicher. Es war … eine Art Anziehungskraft.
    Ohne sich darum zu kümmern, ob ihr Verhalten vielleicht eigenartig wirkte, fing sie an zu rennen. Und platzte regelrecht ins Zimmer.
    Und da stand er. Hassan.
    Sie hatte es gewusst.
    Das bedeutete erstens: dass sie sich nicht täuschte, wenn es um ihn ging. Und zweitens: dass der Mann, den sie liebte, ihr gefolgt war!
    Mit lässig überkreuzten Beinen lehnte er an dem großen Tisch, der den Ärzten zum Besprechen, Essen und sogar Schlafen diente.
    Was für ein Mann, dachte Talia. Das maßgeschneiderte Jackett trug er offen, und er hatte die Hände in den Taschen der engen Hose.
    Gut ausgesehen hatte er schon immer. Aber hier, in dieser alltäglichen Umgebung, wirkte er unaussprechlich attraktiv. Göttlicher denn je, dachte Talia. Würdevoll und adlig.
    Er wartete, bis sie hereinkam, und alle Anwesenden sie sahen. Dann ging er ihr langsam entgegen. Seine Augen strahlten mehr denn je.
    Talia hätte ihn am liebsten umgerannt, auf den Tisch gedrückt und bis zur Besinnungslosigkeit geliebt. Bilder stiegen in ihr hoch: Wie sie sich gegenseitig auszogen … Wie er sie hochhob … Wie sie sich liebten. Fast geriet sie ins Taumeln, als sie sich all das vorstellte. Sie spürte deutlich, dass er an dasselbe dachte wie sie.
    Aber am meisten faszinierten sie wie immer seine Augen. Lag Wut darin? Schmerz? Auf jeden Fall jedoch leidenschaftliches Begehren.
    „Du hast angerufen?“, fragte er.
    „Du hast wohl die Liste meiner Anrufversuche durchgesehen?“ Sie wandte sich an ihre Kollegen, die interessiert wie bei einer Vorabendserie zusahen. „Es dürften ungefähr zweihundert Stück gewesen sein. Vielleicht fand Prinz Hassan deshalb einen Transatlantikflug praktischer.“
    Hassan bewies, dass er keine Probleme hatte, das Spiel mitzuspielen. Langsam, fast träge ging er auf Talia zu, blieb kurz vor ihr stehen – und griff blitzschnell nach ihr.
    Dann zog er sie an sich und sah ihr in die Augen. „So, Dr. T. J. Burke, wunderst du dich nicht, dass ich trotz deiner Lügen hier bin?“
    „Ich habe nicht gelogen. Denn wie du schon richtig erkannt hast, kann ich nicht lügen. Frag die netten Leute hier.“ Von den Kollegen kamen zustimmende Laute.
    Dann fielen ihr die schlimmen Ereignisse des Vortags ein, und sie zwickte Hassan in die empfindliche Unterseite der Arme. „Aber du lügst wie gedruckt.“
    Überrascht versicherte er: „Ich habe dich nie, nie angelogen. Und wenn du nicht damit angefangen hättest … Glaubst du wirklich, du musstest mich verführen, damit ich Todd helfe? Ehrlich gesagt, würde ich sogar dem Teufel helfen, wenn es dich glücklich macht.“
    Mit jedem Wort fühlte sie sich besser, und Schmerz und Zweifel lösten sich in Luft auf. Nur als sie an Todds Geständnis dachte, schnürte sich ihr das Herz zusammen. Womöglich hatte Hassan für seine Freilassung etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher