Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande
Autoren: Rosemarie Ditter
Vom Netzwerk:
völliger Sprachlosigkeit den Mund halb geöffnet. Die anderen sitzen mit kerzengeraden Rücken, als hätte man ihnen einen Schlag von hinten versetzt.
    Ein tiefer Atemzug weitet Vaddis mächtige Brust. Er sagt mit dröhnender Stimme, die anrollt wie ferner Donner:
    „Wehe euch, wenn eurer neuen Klassenkameradin in irgend einer Weise ein Haar gekrümmt wird. Wenn ihr euch dem Mädchen gegenüber nicht fair und anständig benehmt, könnt ihr was erleben, dagegen war der Krach von neulich ein Sportfest!“
    Seine Augen gleiten durch die Bankreihen, und er sieht jedem einzelnen der Jungen fest ins Auge.
    Die Rasselbande sitzt wie aus Erz gegossen, und keiner zuckt auch nur mit der Wimper.
    „So, das wär’s“, sagt er dann, geht mit großen Schritten zur Tür und wirft sie hinter sich zu.
    Keiner von der Rasselbande hat das Klingeln gehört, das ist ihnen noch nie passiert. Und während sich überall die Türen öffnen und das übliche Gepolter treppabwärts zu hören ist, bleibt die Tür der UIII geschlossen.
    Immer noch spricht niemand, aber alle Köpfe haben sich nach dem hinteren Fensterplatz umgewandt. Hier sitzt der Primus, Helmut Haake, ein großer, schlanker-Junge, mit einem gut geschnittenen Gesicht, in dem die leuchtend blauen Augen sofort auffallen.
    Nun, da alle ihn anschauen, senken sich langsam seine langen, dunklen Wimpern, die schmalen und doch kräftigen Jungenhände Hegen ruhig auf dem Pult.
    „Ach, zum Teufel“, Fips platzt; er kann die Stille nicht mehr ertragen Mit einem Satz springt er auf sein Pult und wirft die Arme in die Luft. „Allah ist groß, aber was zu viel ist, ist zu viel. Was sollen wir mit einer Langhaarigen anfangen? Es ist unmöglich - es ist unmöglich - es ist unmöglich!
    Fipsens Geschrei hat den Bann gebrochen, der die Rasselbande bei dem Wort „Mädchen“ gelähmt zu haben schien. Sie fahren auf und umdrängen den schweigenden Primus.
    Was sagst du? — Mensch, nun mach doch mal den Mund auf. — Das wird ja immer lieblicher, ein Mädchen! - Man könnte lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre! -Helmut, los ermanne dich! - Was machen wir? -“ So geht es durcheinander. Helmut schiebt sich aus seiner Bank. Sie geben ihm sofort den Weg zum Katheder frei. Nun steht er auf dem Podest und streicht sich noch einmal, wie in Gedanken, über das Haar, das, nach hinten gekämmt, wie ein Helm den schmalen Kopf umschließt.
    „Der Rex“, sagt er mit klarer Stimme, „scheint ein ebenbürtiger Gegner zu werden. Uns ein Mädchen auf den Hals zu schicken, ist der raffinierteste Gegenschlag, den er uns nur verpassen konnte, seit dem Skandal von neulich.“
    Die Jungen sind etwas verwundert, was hat der Rex mit dem Mädchen zu tun?
    „Daß wir den Verräter an den Schandpfahl gebunden haben, hat mächtig viel Staub aufgewirbelt, nicht nur in der Schule, - in der ganzen Stadt. Ihr wißt genau, daß wir uns so etwas nicht so schnell wieder leisten können. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und wir sitzen im Glashaus. Der Rex weiß genau, daß wir mit einem Mädchen nicht umgehen können wie mit einem Jungen. Oder können wir vielleicht über eine Langhaarige Klassenkeile verhängen?! Niemand eignet sich aber besser zum Verrat als die Mädchen mit ihrer Geschwätzigkeit! “
    „Allah vernichte sie!“ schreit Fips außer sich.
    „Sobald der Rex die Anführer der Rasselbande kennt“, fährt Helmut fort, „wird er uns auseinanderreißen, und unser schönes Leben hat ein Ende. Der Rex hat gesiegt, und die Rasselbande ist gewesen, - und alles wegen eines Mädchens!“
    Es erhebt sich ein unglaublicher Tumult. Helmut läßt sie einen Augenblick toben. Sein Gesicht bleibt gesammelt. Dann pfeift er einmal kurz zwischen den Fingern. Sofort legt sich das Durcheinander.
    „Daß wir das Mädchen nicht mit Gewalt entfernen können, ist klar. Wir können diesen Schachzug des Rex nur mit einer List parieren. Ich habe folgenden Vorschlag. Wir geben ihr vier Wochen Zeit. In dieser Zeit decken wir uns so mit Strafarbeiten ein, daß die Langhaarige froh sein wird, wieder abziehen zu können. Wir kennen ja die schwachen Seiten unserer lieben Pauker; es dürfte nicht schwer sein, sie hochzukriegen. Immer denken sie, sie könnten uns mit Strafarbeiten weich machen. - Oder hat einer einen anderen Vorschlag?“
    Nein, was sollte einem auch so schnell einfallen. Die großen Ideen kommen immer von Helmut Haake, und so lange er die Rasselbande führt, sind sie, bisher jedenfalls,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher